Ein angenehmer, grauer Tag; mittags Regen, der Sturm wütete fort, es wurde kalt. Im Theater an der Wien „Vetter Lucas aus Jamaica“, Einnahme des Philipp Riotte, von ihm die Musik; schlecht, alles schlecht. Im Leopoldstädter Theater zum 1. Mal „Eroberung von Krähwinkel“, Pantomime in 1 Akt; vorher „Felix Immerfroh“. Nach dem Frühstück besichtigten wir die Kuh samt Kalb, ließ das Dach der Hütte umdecken. Therese sang mit Louise, ich ließ mich mit meinem Kassabuch ein. Janele kam mit einem schriftlichen Auftrag der Gräfin, die 234 Bouteillen Wein, die Möbel, Wäsche, Porzellan, Gläser, Badner Silber, alles bei der Stullmüller in Beschlag zu nehmen und durch den Richter zu bewirken. Grill von Hannover – heiratete vor einem Jahr die Schauspielerin Huber – überraschte uns. Er verließ die Schmid in Dresden, sang den Malcolm, Tancred, Weisse Frau. Schmid und seine Frau kamen gestern aus Dresden, besuchten uns, plauderten lange. Sie alterte etwas, er wurde stärker. In Dresden bekamen sie 40 Taler für eine Rolle; die Reise kostete 300 Taler. Er klagte, dass er unbeschäftigt sei, von ihr leben müsse; indessen gefällt ihnen Hannover. Die kränkliche Kugler kam.
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Ein stürmischer, kalter Tag. Im Theater an der Wien das Gestrige, im Leopoldstädter Theater das Gestrige und „Abgebranntes Haus“. Therese badete, ich arbeitete im Salettl, beide schrieben wir der kranken Jeanette. Die Stullmüller kam, sich Rates zu erholen; ich verwies sie an Schmid. Högler für Bilderrahmen 20 fl.. Die Deckung der Hütte am Bauplatz wird fortgesetzt, mittags mit Louise und Kridl allein. Hoffmann besuchte uns und sagte, dass bei ihm S. P. Wertheimer waren, um von ihm des Grafen Obligationen mit einem kleinen Verlust einzuhandeln, welchen er es verweigerte. Abends kam Werner. Heute schickte mein Bruder die Optik nach Brünn; wir behalten noch 32 der vorzüglichsten Bilder.
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Stürmisch, etwas Regen; das Wetter verbittert den Garten. Im Theater an der Wien Hasenhut als „Pumpernickel“, im Leopoldstädter Theater wie am 15. Den Vormittag wie gewöhnlich im Salettl. Stummer lässt die Feuermauer gegen uns weißen. Grill, dann Jean mit der Julie und Sohn des Apothekers, dann Louise speisten mit uns. Gegen Abend kam Schmid auf einen Plausch, Grill reist Samstag wieder nach Hannover.
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Ein schöner Tag. Im Theater an der Wien „Bettina“, Leonore die Pfeiffer-Birch, im Leopoldstädter Theater „Schwestern von Prag“. Früh in die Stadt, mit meinem Bruder, welcher morgen reist; bat mich um 40 fl.. Vor Tisch Promenade vom Neuen zum Burgtor, sah die Regulierung der Bastei. Mittags speiste ich im Schwan, sprach Weidmann; bin von ihm wegen Wanderer, Sammler betrogen. Pränumerierte für ersteren halbjährig 15 fl.. Nach 5 h mit Jean und Julie in den Garten, nahmen von Therese Abschied. Reimann, Theodor, Sprenger – verliebt in Fieglmüller – Buchbinder Schmid mit Raudesch (?) und Anhang führte er in den Garten ein. Ein Zimmermann reparierte das Turmdach.
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Heiss. Im Theater an der Wien „Bettina“; „Güterlotterie“ und „Eroberung von Krähwinkel“ im Leopoldstädter Theater. Dem Ranftl, welcher mir von Moskau 2 Damen empfahl, schrieb ich einige Zeilen. Mit uns speisten Baldamus, Schmid und Frau von Hannover; schenkte ihr Paganinis Bild und Castellis „Österreichische Gedichte“, 5 fl.. Mit Taffet ist nichts zu machen; Müller verlangt 16 Gr[oschen ?] zur Elle. Abends Werner.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).