Ein stiller Morgen. Im Burgtheater „Käthchen von Heilbronn“, im Theater an der Wien „Räuber“, im Josephstädter Theater „Falscher Virtuos“. Im Garten. Ich schrieb an den Grafen und den Kindern. Von Wilhelm ließ ich gießen, weil es gar nicht regnet. Wir speisten in der Hütte, mit Marie, Louise, Theodor und Evarist, und die Lissl, die uns überraschte. Nachmittags kam ihr Fritz, später die Woller, Neuffer (?), Herzenskron, sprachen, dass des Forti und Gottdank Gesuch, im Juli zu spielen, abgewiesen wurde. Die Bondra will nach Aachen. Ritter, Sprenger, Reimann Carl schaukelten die Mädchen. Die Kwiatkowsky fanden in Wieliczka ein ganz zerstörtes Quartier und einen ganz wüsten Garten.
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Ein schöner Morgen. Im Burgtheater „Diamantenkreuz“, „Edukationsrat“, im Theater an der Wien „30 Jahre aus dem Leben eines Spielers“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Im Garten, frühstückten mit Theodor im Zelt, speisten in der Grotte mit Louise, Sprenger, Theodor, Evarist. Ich führte Therese zu Theodor, die Ruine von Pola zu sehen; fanden die Hainz mit Tochter und Sohn, welche dann zu uns kamen. Die Fux brachte den Rumfeld, sie – Kathi Salieri –, später kamen Mark, sie, Pepi, Marie. Der Mark ließ ich den Altar beleuchten. Sassen in der Hütte.
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Heiss, windig. Im Burgtheater „Haus Barcellona“, Rotts 1. Gastrolle als Garcias; viel Manier, tat des Guten zu viel, wurde von den Unsrigen gerufen. Im Theater an der Wien „Johann von Calais“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Im Garten, Therese badete zum ersten Mal. Mit Mayer mittags in der Hütte. Nachmittags kam Strawen, später Reich Pepi, Georg, Nettl, Schmidt mit Frau und Freundin, Smetazko mit Frau, ein angenehmes Weib, und Neefe, welcher gestern aus Braunschweig kam, wo er noch ein Jahr bleibt. Alle sahen von der Galerie das Feuerwerk.
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Sturm, der Staub macht ganz finster. Im Burgtheater „Sühnung“, „Das war ich“, im Theater an der Wien „Roderich und Kunigunde“, im Leopoldstädter Theater „Aline“. Früh badete ich zum ersten Mal, dann schrieb ich vermög Holbeins Brief an Carl, dass es wegen „Aloyse“ beim Brief bleibt und selbe erst halben September gegeben werden könne; den Sturm (?), Ein (?) Allemann (?) zu empfehlen. Dann setzte ich mich ins Salettl, Therese sang mit Louise, welche die Stessel abholen ließ. Die Krieghammer Kathi, junge Fux, Kridl kamen, ganz mit Staub bedeckt. Abends zeigte ich der Fux den Weg durch die Piaristengasse. Im Rückweg fand ich Kirchmayer mit Moritz, vom (?) Schuster, Polborn; plauderten von den Kindern, sie sind brav. Um ½ 10 h gingen sie. Reimann ließ gestern die Modelle des Amphitheaters von Pola in den Harrachgarten tragen, um selbe nach der Audienz dem Kaiser und der Kaiserin zu zeigen. Er kam auch gegen 12 h. Reimann, Theodor, Fritz, Nobile, Sprenger, dann Kutschera, Caroline von Sachsen waren gegenwärtig. Sie gefielen, und als der Kaiser fragte, was damit geschehen solle und Reimann antwortete, er lege selbe dem Kaiser zu Füßen, sagte dieser, dies sei etwas für die Akademie. Nachmittags 5 h kamen sie wieder, sahen alle Details, blieben bis 7 h. Wenn sie nur davon etwas haben !
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Der Sturm dauert weiter an. Alles welkt, kein Regen. Im Burgtheater „Herrmann und Dorothea“, Rott als alter Feldner; im Theater an der Wien das Gestrige, im Leopoldstädter Theater „Rosen des Malesherbes“, „ Fahrt nach dem Nordpol“, Leonhard Hasenhut, Versuch als Harlekin. Therese badete, des Mark seine Pepi und Marie kamen früh und blieben, Theodor erzählte alle Ereignisse von gestern. Baldamus speiste auch mit uns in der Hütte. Abends Mark, sie, eine Verwandte und Ball. Schöner Mondabend.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).