Ein schöner Tag, windig. Im Burgtheater „Schachmaschine“, im Kärntnertor-Theater Paganini, im Theater an der Wien „Scharfenekker“, im Josephstädter Theater „Hass allen Weibern“, Herkules Rappo. Mayer bat mich, wegen Titus’ Brief zu Carl zu kommen. Er schrieb am 23., verlangt für sich, Mees, Stullmüller und noch einen Tänzer 4000 fl., Carl akkordierte ihm von 300 fl. Einnahme 30 fl., das sind 10%, über 300 fl. die Hälfte brutto, das sind z. B. von 600 fl. 180 fl.; ich fand es billig. Er antwortet ihm nach Teplitz, wo er am 3. Juli eintrifft. Ich avisierte es der Mutter, schrieb dem Grafen. Mittags mit Therese und Louise in der Hütte. Der Maurer Heinrich bessert das Dach aus, vollendet die äußere Turmmauer. Monatsschluss, nachmittags kam die Fux mit Hähnel, Schmirer, Gruber. Paganinis letztes Konzert im Kärntnertor-Theater, gedrängt voll, nur die Logen nicht, viele leer. Er trennt sich von der Bianchi.
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Ein schöner Tag, nur windig. Im Theater an der Wien „Roderich und Kunigunde“, im Leopoldstädter Theater „Sylphide“. Therese machte ein Schwefelbad, ich eine Promenade auf dem Linienwall gegen Matzleinsdorf. Schrieb dem Grafen die Konzertation mit Carl. Diorama des Siegert (?). Zum Speisen kam Rangstein in die Hütte. Abends die Reimann, brachte 100 fl., mit Fieglmüller und Marie. Dehne brachte 300 fl., die Baronin Bartenstein kam mit 4 Anhängseln. Rindfleisch 20 x.
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Stürmisch. Im Theater an der Wien „Schwarze Frau“, im Leopoldstädter Theater. 41. „Sylphide“. Früh ging ich spazieren am Linienwall, dann kam die Stullmüller und bat mich, Carls Verhandlung dem Toni nach Teplitz zu schreiben. Arbeitete in Kassageschäften. Im Zelte speisten mit uns Louise, Schwarzer, Schmidt, Kridl, Mayer. Nach 3 h mit ihnen nach Hetzendorf zum Begräbnis der Josepha Janschky geb. Ruess. Große Versammlung; der Zug ging im Sturm mit unbedecktem Kopfe in den Leichenhof; unerträgliches Geheul des Grabliedes. Abends kam die Schuster mit 2 Mädchen und Mark, Hanulik und Gabrissovits (?). Der Fürst ist mit der Plaitai (sic) nach Mainau; die Fürstin hat monatlich statt 3333 fl. nur 2026 fl., Verlust der Loge; Walther ist mit 1200 fl. pensioniert, der elende Großmann mit 1000 fl., Stoklassa (?) mit 600 fl., freiem Quartier und 6 Klafter Holz in Eisenstadt. Großinger kommt nach Wimpassing, Rosenzweig zieht nach Mariahilf, Zuckerbäcker Rübsam hat 600 fl. Sustentation, für die Zuckerbäckerei sind 15.000 fl. dotiert. Parisot provisorischer Hofmeister. Mehrere sind entlassen, in 14 Tagen müssen alle ausziehen.
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Heiss, öfters kleine Spritzer. Im Theater an der Wien „Roderich und Kunigunde“, im Leopoldstädter Theater „Rosen des Malesherbes“, „Fahrt nach dem Nordpol“. Früh kamen die 2 Mädchen des Mark, speisten im Zelte. Kirchmayer schickte vom Seifensieder in Königstetten 23 Zentner Heu à 2 fl. 15 x, 52 fl.. Abends Fux mit Dini.
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Heiss. Im Theater an der Wien „Phädra“ mit Birch-Pfeiffer, gefiel; leer. Im Leopoldstädter Theater „Moisaurs Zauberfluch“, Einnahme der Bondra, geht ab. Ich fuhr in die Stadt, mit Therese speiste die junge Fux und Eder. Sah des Peter Kowarz physikalischen Apparat, 1 fl., recht zahlreich. Suchte Gesellschaft zum Speisen beim Wittmann, sah J. (?) Siegerts Diorama, 1fl., ganz vortrefflich; besonders die Kapelle des Januarius und der Effekt bei der Nacht, der Mond. Dieses Bild sah ich zweimal, konnte mich nicht trennen. In Schwarzenbergs Garten, viele Blumen; sprach Fritz, sah die neuen Partien am Platz des 2., ausgetrockneten Teiche; recht hübsch. Fanny überraschte mich mit 2 Gilets aus Piquet, Anguin auf Beinkleid und schwarzem Lederkäppchen. Um 7 h zu Hause, fand die Lissl, später Dagschitz, Marie, Theodor. Die junge Fux gab mir ein blaues Uhrpolsterl mit Fischschuppen gestickt, Marie schwarze Perlschnur. Jaudl überraschte mich mit einer Illumination in der Grotte, großer Blumenkranz mit „J. R.“, viele Bouquets, Lichter, Lampen; schenkte ihm 10 fl. CM.
Band 11 (XI.), Seite 92r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).