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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
11306 1828 6 20 Drückend heiß. Im Burgtheater „Correggio“, Rott als Michelangelo; so-so. Im Theater an der Wien „Preciosa“, die Weick gefiel. Früh in die Stadt. Die Seitz stürzte voll Verzweiflung über Seitz’ Schuldenmachen ins Zimmer, dass sie keinen Kreuzer Geld hat. Für Neefe unterschrieb ich mich beim Magistrat wegen seinem Pass. Schrieb an Dräxler wegen einer Audienz beim Czernin. Sah im Mariahilfer Kloster Hess’ Taufe des Hl. Stefan durch den Bischof Adalbert in Vater Geysas Gegenwart, für Gran; 25 Schuh hoch, 15 breit, gefiel mir sehr. Primas Rudnay gab ihm 6000 fl. Münze. Ging in den Prater, speiste beim Paperl. Sah Dubskys Wachsgalerie; nichts Neues, vieles sah sehr veraltet aus; Van Dinters Schlangen, besonders interessierte mich die Riesen- und Klapperschlange, wartete die Fütterung ab. Ging langsam in die Stadt, brachte für Therese Bäckerei und für die Aloisia Stessel ein silbernes Strickkapperl (?), 4 fl.. Bei Therese war mittags die Lissl, ihr Fritz holte sie. Die Schmirer, Gruber, Poller waren abends mit den Reimannischen da, Baldamus schickte ich zum Reimann, dass er wegen dem Amphitheater in der Modenzeitung einen Aufsatz mache. Band 11 (XI.), Seite 90r
11307 1828 6 21 Die Hitze steigt. Im Burgtheater „Unschuldiger muss leiden“, „Gutherziger Alter“, im Theater an der Wien „Preciosa“, im Leopoldstädter Theater „Fahrt nach dem Nordpol“. Früh zeigte ich Theresen den neuen Weg bei der Grotte, überraschte sie sehr. Johann hat ihn gestern ausgehauen, Therese ließ die 2 Markischen holen, sie nahm heute das erste Schwefelbad. Fechner besuchte uns, ich gab ihm ein Bouquet. Gestern klagte mir Müller Sohn über die Härte, das Filzige seines Vaters, dass seine Mutter angezapft (?) und er Sonntag über 8 Tage ein Mittagskonzert im Josephstädter Theater geben wird. Der drükkenden Hitze wegen speisten wir in der Grotte. Abends kam Heinrich Schmidt, referierte von der großen Kommission am Donnerstag, wobei Sedlnitzky, Hofrat Bürgermeister Ams, Mosel, Kammerprokurator Linder etc. waren. Die Dotation sei nur 50.000 fl., keine Herabsetzung der Preise, Kontrakt auf 12 Jahre, Zins im Pfau (?) 2100 fl., Kaution 44.000 fl. Schmidt bot die Schätzung seiner Realitäten auf 32.000 fl. an, welche sie nur zur Hälfte annehmen wollen. Schmidt will Dekorationen, Garderobe etc. gar nicht als Eigentum, will sich den Betrag von der Dotation in 12 Jahren abziehen lassen. Er will Duport und Spina bringen. Der Kontrakt hat 34 Seiten. Sedlnitzky bestellte ihn für Montag. Ich empfahl ihm und führte Ullmann auf. Später kam Mark, Stessel mit Toni (?) und Hanulik (?), dem Steifen. Band 11 (XI.), Seite 90r
11308 1828 6 22 Ein heisser Tag, gegen Abend Sturm und Regen. Im Burgtheater „Fridolin“, Rott als Felseck (?), im Theater an der Wien das Gestrige. Früh mit dem Maurer Heinrich wegen Turm von außen färbeln, und Reparatur der Linienkapelle; dann schrieb ich dem Grafen. Unsere Gäste waren die Lissl, Marie, Fux mit Nina und Werner, welcher gestern von Linz kam. Röser und Seidl sind wohl. Gegen Abend Neefe mit seiner Regine, Schmidt mit Spina, Traubenberg mit Frau und 2 Studenten. Zur Lissl kam ihr läppischer Fritz, mit der Carl und Tochter, unterhielten sich und blieben bis gegen 10 h. Band 11 (XI.), Seite 90v
11309 1828 6 23 Früh ein paar Stunden heilsamer Regen, dann heiter. Im Burgtheater „Sappho“, im Theater an der Wien „Mann im Feuer“, dann Rappo, der deutsche Herkules; im Josephstädter Theater „Flügelmann“, „Zauberrose“, im Leopoldstädter Theater „Diamant des Geisterkönigs“. Therese nahm ihr Schwefelbad. Ich ging zum Bau der Kettenbrücke an die Wien. Reich erzählte mir von der Eröffnung des Panoramas des Sighart (?), der Tapezier Kunst brachte den von der Schießl Marie angefangenen und von der Fanny geänderten Polster mit den Bacchanten. Therese und ich aßen in der Hütte; um 5 h trieb uns ein Sturm herab, ein Orkan drohte die Bäume zu entwurzeln. Der Donner rollte furchtbar, in Strömen fiel der Regen herab; es wurde ganz finster. Nachmittags Gewitter, abends wurde es kühl. Zweimal schlug es in unserer Nähe ein. Sah im Garten, ein Bach war unter der Brücke. Therese und ich spielten Domino. Band 11 (XI.), Seite 90v
11310 1828 6 24 Windig, gegen Mittag neblig, nachmittags wurde es kühl, regnete etwas. Im Burgtheater „Mann von 50 Jahren“, „Schwarzer Mann“, im Kärntnertor-Theater Konzert des Paganini, im Theater an der Wien „Zar Iwan“, dann Rappo, im Josephstädter Theater „Falscher Virtuos“. Früh im Garten, die Wirkung des gestrigen Gusses zu sehen. Zum Reimann gratulieren, freute sich sehr; sah noch einmal das Amphitheater, angenehm zu sehen. Zu Hause fand ich die Louise mit der Toni Passy, speisten mit uns in der Hütte. Deinhardstein war lange da; ließ ihn wegen seines Honorars für „Hans Sachs“ Holbeins Brief lesen. Der Tapezier Kunst machte die Plachen in der Hütte auf. Um 5 h ging die Toni, welche unsere Gunst nicht errang, und nahm die Louise wieder mit. Elsler kam auf kurze Zeit. Spät kam der Schmidt, erzählte dass er verlangte, die Garderobe zu sehen. Ließ sich mehrere Kleider zeigen, z. B. von der Fodor (?) ein schwarz samtenes Kleid, mit Gold gestickt, mit echtem Hermelin, für 270 fl; es fand sich ein Fetzen; genähte (?), tücherne Uniform mit Casquen, 1600 fl.; ein gestickter Mus[selin ?]-Rock 60 fl., etc.; das ist Betrug ! Treitschke, Stubenrauch, Ortner waren da. Band 11 (XI.), Seite 90v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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