Veränderlich. Im Burgtheater „Unvermählte“, im Theater an der Wien „Mann im Feuer“, „Rinaldo d‘ Asti“, im Josephstädter Theater „Johann von Wieselburg“. Früh wegen Grafen in die Stadt, plauderte lange, blieb bis 12 h; er will Freitag den Paganini hören. War bei Fanny, begegnete Jean, welcher mir noch Pelargonien versprach. Mittags mit Therese in der Hütte, nachmittags wurde Lux’ Spritze mit Rohr und Rosen (?) probiert, ging gut. Evarist und Sprenger kamen abends, Verabredung wegen der Windrose. Schöner Abend !
Band 11 (XI.), Seite 88r
11287
1828
6
1
Etwas Regen, grau, windig. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Theater an der Wien „Gastrecht“. Im Garten; Therese arrangierte das Antependium zum Altar recht hübsch. Ich arbeitete, schrieb und schickte den 2 Goldmann die 200 fl. CM, Der Graf besuchte mich, stieg auf den Turm; ich gab ihm ein Bouquet. Mit uns speisten Marie und Mayer, dann kam Werner mit der Römer, Baumgarten, 2 Töchtern, Reimann mit Carl, später Evarist mit Sprenger. Bauer brachte den Betschemel von Eichenholz. Rindfleisch 20 x.
Band 11 (XI.), Seite 88r
11288
1828
6
2
Heiter, kühl. Im Burgtheater „Hans Sachs“, im Theater an der Wien „Falscher Virtuos“, im Josephstädter Theater „Häuslicher Zwist“, „Zauberkampf“. Im Garten; Johann versetzte das Blumenbeet bei der Grotte. Ich schrieb im Salettl an Jean und die Kinder. Therese und ich aßen in der Hütte. Nach 4 h zur Schwitzer, große Freude. Sah die Rebhann, bessert sich sehr, fand Vogel, Collens (?). Zu Haus traf ich Stessel mit der Nina und Louise – letztere blieb bei uns –, Mark mit Familie, Steinius mit Frau, Sohn und Schwester, verehelichte Mayer; schöner Abend !
Band 11 (XI.), Seite 88r
11289
1828
6
3
Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Maria Stuart“, im Theater an der Wien Einnahme der Auguste Brede „Junger Herr auf Reisen“. Im Garten; früh schickte ich den Johann um Pelargonien vom Hoffmann, und gab ihm für den Gärtner 2 fl. 30 x. Ich lud Theodor als Brautführer, dann Dehne und Mutter für Nachmittag; erinnerte ihn wegen Carls Freisprechung. Ordnete manches zum morgigen Feste, Mayer besorgte das Aufhängen der Landschaft, Theodor half mit. Beide mit der Louise speisten mit uns, Nach 5 h Sitzung beim Burg, wegen Errichtung einer Schule und Saumseligkeit des Morawa in Gemeindeschulden. Die Fux kam mit der Kunde, dass sie beim Konsistorium war und die Kopulation nicht bewilligt, da der Altar nicht geweiht; dem Wied[ner] Pfarrer absagen. Abends kam Reimann.
Band 11 (XI.), Seite 88v
11290
1828
6
4
Ein grauer Tag; es wurde heiter und heiß. Im Burgtheater „Brief aus Cadix“, „No. 777“, im Theater an der Wien „Schwarze Frau“, im Leopoldstädter Theater „Geprellter Fuchs“, „Fahrt nach dem Nordpol“, Pantomime, missfiel. Vermählung des Emanuel Fux mit der Anna Thanhäuser. Ich ließ für die Braut, ihre zwei Schwestern, Anna und Louise Stessel die 6 Bouquets, dann 10 auf die Kerzen und 4 große auf den Altar binden. Vor 11 h fuhren Therese, Louise und Theodor als Brautführer zur Brautmutter, dann in 4 Wägen zur Kirche. Es ist der Jahrestag – Mittwoch vor Fronleichnam – an dem ich vor 28 Jahren mein gutes Weib ehelichte. Der Braut brachten wir einen Kranz von Rosen und Vergissmeinnicht. Kraus hielt eine bündige, herzliche Rede. Ich lud auch den Kooperator Baumann. Beim Ankommen, der Funktion, der Weihe des Altars und bei den Toasts wurde geläutet und gefeuert. An der Tafel saßen 18, Pfarrer Kraus, Kooperator Baumann, Brautpaar, Thanhäuser mit Toni und Pepi, Hassl, der ein Gedicht las, Fux, sie, Dini, Theodor mit Nina und Louise Stessel, Agnes und Camilla. Sehr auferbaulich war die Funktion und Weihe des Altars. Nachmittags versammelten sich 60 Personen, sie spielten, scherzten, Amalie Hähnel sang, Emanuel spielte die Phisharmonika, dann wurde getanzt, bis 10 h. Förster brachte von ihm selbst auf Stein radiert, Paganinis Porträt, ganz klein. Die Woller war zum ersten Mal, und samt der Lisette und Maria voll Vergnügen. So endete dieser Freudentag.
Band 11 (XI.), Seite 88v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).