Kalt, finster, öfters Regen, mittags wurde es heiter. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Theater an der Wien „Falscher Virtuos“, im Leopoldstädter Theater „Sylphide“. Im Garten. Die Glaser putzen den Luster, Spiegel, Fenster. Am Vormittag arbeitete ich im Salettl, Mayer kam, regulierte Inventarien. Speisten allein im Zelte. Nachmittags brachte Stephanie von Carl einen Brief wegen Holbeins Oper „Aloyse“, worin Bedingnisse, welche ich nicht annahm, die Oper zurückverlangte. Außer Bratsch (?), welcher uns seine Frau aufführte, und einen Augenblick Schönfeld kam niemand; cosa rarissima. Schöner Mondabend.
Band 11 (XI.), Seite 87v
11282
1828
5
27
Heiter, windig, ein Sturm erhob sich. Im Burgtheater „Sophie van der Daalen“, in Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Verräter“, „Zauberrose“. Im Garten; wir frühstückten mit Therese im Zelte, ich schrieb im Salettl an Holbein einen langen Brief, auch über seine Heirat mit der Artour. Schrieb der Fanny wegen Brief an die Tony. Wir speisten mit Theodor in der Hütte, dazu kam Mayer. Nachmittags Fux samt Dini, brachte die Kunde, dass Kraus den Emanuel in unserem Salettl kopulieren wird. Bestellte bei Theodor einen Betstuhl von Eichenholz. Elsler kam; abends kalt, düster.
Band 11 (XI.), Seite 87v
11283
1828
5
28
Veränderlich, abends etwas Regen. Im Burgtheater „Essex“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Leopoldstädter Theater „Fausts Mantel“. Im Garten. Schrieb der Toni und Pepi, auch Therese; schickten selbes der Fanny zum Lesen. Radl, später Krieghammer und Kathi besuchten uns; letzter speisten da mit Theodor. Firmung der Aloysia Stessel; die Fux führte selbe hin, speiste auch bei ihr. Therese schrieb ihr sehr liebevoll, legte auch eine Gartenkreuznadel, dann 2 Knoten-Ohrgehänge mit Türkis bei, 23 fl. Förster soll von Traiskirchen die Trauernachricht gebracht haben, dass die Minna sehr schlecht sei und täglich ihren Tod erwarte. Welch ein Schmerz für die Mutter ! Auf ihr lastet wegen der Mariage große Schuld. Ich sah das Labyrinth gegen das Belvedere, sieht miserabel aus. Abends ganz allein.
Band 11 (XI.), Seite 88r
11284
1828
5
29
Heiter, windig. Im Burgtheater „Welcher ist der Bräutigam ?“, im Theater an der Wien zum 7. Mal das Gestrige, im Josephstädter Theater „Abgebranntes Haus“, „Schiffbruch“. Im Garten. Früh kam Mayer, brachte Holbeins Buch und die Partitur zur „Aloyse“. Zusammen sahen wir den Bau der Kettenbrücke an der Wien und Campis nettes Haus. Ich schrieb an den Grafen, expedierte an die Kinder in Königstetten. Baldamus speiste mit uns in der Hütte. Gegen Abend kamen die 2 Stessel, Nina mit Louise, Werner und Marie.
Band 11 (XI.), Seite 88r
11285
1828
5
30
Mittags öfter Regen. Im Burgtheater „Tell“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Leopoldstädter Theater Einnahme des Rainoldi „Reise nach dem Nordpol“. Im Garten, um 8 h in die Stadt. In die Kunstausstellung, sahen Kupelwieser, Rebell, Gauermann, Schedlberger etc. excellieren. Mittags beim Wittmann, nach Tische zum Klein, seine einzige Pelargonienausstellung von 2000 Stück zu bewundern, dann seine seltenen Rosen. Er versprach mir von beiden Stupfer. Um 6 h zu Haus, nahm die Reimann und Fieglmüller mit; gingen bald. Gionima kam, war Sonntag mit Peternell (?) in Königstetten; erzählte viel von Toni und Pepi.
Band 11 (XI.), Seite 88r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).