Heiter, aber unerträglicher Staub. [Im Burgtheater] „Mann von 50 Jahren“, „Rechter Weg“, „Großmama“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Pacini „Barbiere“, im Theater an der Wien das Gestrige. Gegen Mittag mit Therese in den Garten; die Ziegeldecker arbeiten. Mittags allein, zum Neuen Tor, sah Piloten schlagen. Auf die Wasserglacis, fand die Schmirer mit Minna, einer Toten ähnlich. Die Collens geht von der Gerber (?) weg, Sch[mirer] weiß ihr einen Platz in einem Bürgerhause. In Gesellschaft; Therese spielte mit Mark, ich dann mit Therese Domino. Die Agnes nahm im 3. Stock bei der Sartory (?) ein Kabinett, 12 fl.. K[arl] Krügers Tod, früh 5 h, am Schlag.
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Regen, finster, mittags heiter. Im Burgtheater „Spieler“, Cornelius von Darmstadt als Leut[nant] Stern. Im Kärntnertor-Theater Einnahme der Pierson „2 Worte“, „Befreites Jerusalem“; im Theater an der Wien das Gestrige. Von der Sartory kaufte ich 9 Pfund Wachskerzen, à 1 fl. 6 x CM. Den Vormittag zu Haus, mit uns speisten Schinken Dräxler, Schießl, Mayer, Agnes. Mittags kam Nachricht von Krügers Tod, im 62. Jahr. Seine Frau Caroline gibt in ihrem und Kinder Namen Parte; Einsegnung und Rede morgen bei den Piaristen. Am 20. starb F(ranz) Cziskowsky an einem Geschwür an der Seite im 53. Jahr; starb schnell. Die Kaufleute Graf und Mohr – hat eine Tochter der Meisl zur Frau – nahmen das Gewölb No. 2 für 80 fl. und erlegten gleich den Zins, 40 fl. Ich machte ihnen nach Tische einen Besuch. Sprach lange Mayer, klagte über Bergers (?) Steuererhöhung. Zur Schwitzer, schmerzt es sehr, dass ich die Kinder wegnehme; Toni lag. In Gesellschaft; spielte mit Therese und Hoffmann Domino.
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Heiter, Gewitter, Regen mit Donner und Hagelschlag. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Il Pirata“, Einnahme der Comelli Rubini; im Theater an der Wien „Feuerprobe“ „Zaubermandoline“, Mit Theodor und Reich große Unterredung wegen Kasten der Optik, Abzeichnung desselben. Theodor schenkte ich das Gehwerk vom Hitzinger, machte große Freude. Der Graf kam, später die Meisl, Therese zeigte ihnen Schönheiten. Mit uns speisten die Weinmüller, Krieghammer, Kridl, Gned. Nachmittags mit Therese zur Beerdigung des Krüger, zum Schmelzer Kirchhof vor der Schönbrunner Linie, durch das Lerchenfeld. Erwartete die Leiche von der Totenkammer der Piaristen, welcher ein Zug von 20 Wägen folgte. Schon vorher kamen einige Wägen, viele Fußgänger. Bei Wächters Monument von Granit – sehr schön – traf ich Wilhelm (?), Kaufmann Fritz, Neubruck. Demmer liegt im Spital, welch ein Schlag für ihn; vom Theaterpersonale Schreyvogel, Treitschke, Koberwein. Die Rede des 2. Predigers der Reformierten, Vepri (?), war lang, vemisste das Gemütliche und jede Anspielung auf Krügers Talent. Ich sah Koberwein, Löwe, Wilhelmi, Wothe, LaRoche, Schröder, Lembert, Koberwein, Bandini, Hruschka. Weidmann lief mir nach, attackierte mich, bat wiederholt um Vergebung. Ich antwortete ihm, er sei ein undankbarer schlechter Kerl. Er verfolgte mich bis zum Wagen. Mit Therese in den Garten; Maurer, Maler, Ziegeldecker arbeiten. Mit Mark Préférence.
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Meines guten Vaters Namenstag, In der Nacht anhaltender Regen. Im Burgtheater „Schule der Alten“, Cornelius Danielle (?). Im Kärntnertor-Theater Einnahme des Hasenhut „Der gebesserte Lorenz“, „Befreites Jerusalem“, im Theater an der Wien „Ritter Florimund“. Den Vormittag zu Haus, mittags kam Baldamus. Die Kinder erhielten die neuen Strohhüte, Überröcke. Nachmittags zu Philipp ins Bureau wegen Einbruchs des Anton Schmid. Regensbursky übergab mir die Arbeitsschatulle, Uhr, Messer, einen von den Sofapölstern, gedruckten Rock (?), das gestickte Tüchl, rot gedruckt, Therese und die Kinder staunten alles an. Ich suchte Gesellschaft, Baldamus, spielte mit Therese Domino.
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Trüb, kalt. Im Burgtheater „Mann von 50 Jahren“, „Erbschaft“, im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“, Einnahme des Rubini; täglich eine Einnahme ! Im Theater an der Wien „Herzogs Befehl“, „Gang ins Irrenhaus“; Busch und die Herbst von Graz als Crescendo und Amalie. Den Vormittag zu Haus. Werner antwortete, die Wetzlar bestehe auf 250 fl. Zins. Ich kündete auf der Stelle und sagte es auch dem Zacharias. Mittags allein, nach Tische in den Garten, holte von Fanny meine 2 Hauben, Gartentöpfe etc.. Stummer führt seine Mauer bei der Landschaft, ließ beide Kurtinen abnehmen. Sehr müd ins Burgtheater, leer; plauderte mit Sacken (?). Koch kommt das Spielen schwer an, sein Gedächtnis verlässt ihn. Werner spielte mit Therese Rabusch.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).