Gefroren, heiter, abends rauer Wind. In allen Theater das Gestrige. Den Vormittag zu Haus. Therese aß allein, ich im Römischen Kaiser, um Kárner zu sehen, plauderten lange, dahin kam auch die hübsche Landschaftsmalerin Bleis (?) von Schaffhausen, welche allein Subskriptionen zu sammeln reist, in Petersburg, London, Paris war. Nachher zu dem sehr kranken Jungmann. Zu Corra, in Gesellschaft, ins Theater an der Wien, langweilte mich. Bei Therese Krieghammer.
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Windig, öfters Schnee. Im Burgtheater „Standesproben“, „Gang ins Irrenhaus“, im Kärntnertor-Theater spielt Romberg, dann „Ottavio Pinelli“. Im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag zu Haus. Reimann, Bittner (?) kamen. Mittags allein, wieder einmal zum Wertheimer; fand Corda, plauderte eine Stunde. Abends Préférence mit Mark.
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Feucht, finster, öfters und anhaltend Regen; beißender Wind. Im Burgtheater „List und Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Cenerentola“, im Theater an der Wien „Der rechte Weg“, „Schiffbruch“. Den Vormittag zu Haus, bei uns Dräxler, Mayer, Gyrowetz, Schießl; Müller, der Heuchler blieb weg. Um 4 h zum Tuscher, führte mich zu Philipp. Der Aktuar Regenspursky war im Garten, um sein Repertum einzunehmen, Polischek schrieb das Protokoll. Ich sah den hohen, hageren Räuber Anton Schmid, Taglöhner von 57 Jahren, welcher viele verwegene Einbrüche verübte, bei uns nachts 11 h einbrach. Sah das gestickte und rot gedruckte Tüchel, die Uhr, Schatulle, Messer; gab den Wert auf 105 fl. an und legte einen Eid ab. Es dauerte bis 6 h, dann plauderte ich eine Weile mit Tuscher. War bei dem kranken Weinmüller, der sich selbst nichts gönnt. In Gesellschaft, spielte mit Therese Domino.
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Öfters Regen, Schnee, Sturm. Im Burgtheater „Eifersüchtige Frau“, „Das war ich“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“, im Theater an der Wien „Falschmünzer“. Die Kopfsteuer kam, 5 fl., Kridl, Krieghammer speisten mit uns. Dem Joseph Porges verließ ich mein Gewölbe No. 3 für 120 fl. Abends kam Gruber, erzählte mir die Krankengeschichte der Poller. Mit Mark Préférence.
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Finster, stürmisch, öfters Schnee; ewiger Winter ! Im Burgtheater „Emilia Galotti“, Birch-Pfeiffer Orsina. Im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Theater an der Wien „Lügner und sein Sohn“ mit Franz von Linz „Schiffbruch“. Den Vormittag beim Schreibtisch, mittags allein. Nachmittags die Knoblich, schickte ihr die gesprungene Tasse. Wohlfarth mit Tony, schimpften über Kárner, weil er Szabó nicht befördern will. Ich sah beim Mayerhofer des Prinzen Gustav silbernen Service, 24.000 fl.. Suchte Gesellschaft, dann mit Krieghammer Préférence.
Band 11 (XI.), Seite 78r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).