Strenge Kälte und Wind, 12 Grad. Im Burgtheater „Epigramm“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“, im Theater an der Wien das Gestrige. Vormittags kam Poller, erzählte mir, die Kirchmayer wäre dagewesen, hätte keine Lust Mädchen zu nehmen; er schrieb an ihn, kommt aber am 20. mit seinem Sohn selbst. Er hat 12 Knaben, nur 4 Mädchen. Der Ort ist 4 Stunden von hier, nahe bei Tulln; gehört dem Bellegarde. Vormittags zu Dehne, sein Geburtstag; sprachen von dem Schuft Walnefer; kam mit Koch zusammen, zeigte mir des Kinsky Plan. Er, Frau, Assen und viele andere waren auf dem Ball. Mit uns speiste Werner. Nachmittags brachte ich dem Jungmann mein Testament zu lesen, plauderte mit Mollo. Mein Bruder schrieb, dass ihm am 8. in Landskron eine Kiste mit Waren gestohlen wurde.
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Strenge Kälte, 12 Grad; die Barometer nie so hoch. Im Burgtheater neu besetzt „Fiesko“, Löwe machte nicht so viel, wie Wilhelmi als Verrina; Hruschka Imperiali. Im Kärntnertor-Theater 1 Akt „Johann von Paris“, Beils von Hamburg, dann „Blaubart“; im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag zu Hause, schrieb, tröstete Jean wegen dem Diebstahl, schenkte ihm einen blauen Mantel und Frack. Die Eder (?) speiste zum ersten Mal da. Nachmittags fuhr ich mit Therese in den Prater, zum Corra, suchte Gesellschaft. Fand zu Hause die Ball und Werner, Hoffmann mit Ferdinand; er deklamierte den „Hagestolz“ und „Hahnenschlag“ recht brav für seine Jahre. Spielte eine Stunde Préférence, verlor 1fl.18 x. Bei Therese war die Schwitzer Therese, wollte mit mir reden.
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Gestrige Kälte, nur nicht heiter; nach Mittag schneite es. Im Burgtheater „Räuschgen“, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, Einnahme des Cramolini, im Theater an der Wien „Höhle Soncha“. Den Vormittag zu Hause. Elsler referierte von „Fiesko“, Löwe und das Ganze sprach nicht an. Mittags allein, Therese musste sich wegen Kopfschmerzen legen. Ich ging zum Fürsten, traf ich nicht. Traf mit Birkmayer zusammen, führte ihn in den Judentempel; ein Eisenstädter zeigte ihn uns. Zum Schenk, Fanny, Mellini, plauderte, ins Kärntnertor-Theater, Forti Jakob; über alle Erwartung gut, nicht voll. Plauderte mit Stockhammer, Kraushaar (?).
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Die Kälte lässt nach, abends Regen. Im Burgtheater „Erbvertrag“, im Kärntnertor-Theater „Italiana“, Tamburini als Bassa, im Theater an der Wien „Höhle Soncha“. Früh schrieb ich dem Grafen, dann kam Kirchmayer mit Sohn von Königstetten. Sprach mit ihm über alles lang und umständlich, und beschloss, ihm Toni und Pepi im Mai zu geben. Bedung jährlich 800 fl., für den Lehrer für Klavier 4 fl.. Schrieb und kündete zugleich der Schwitzer, dann dass ich bis 1. Mai die 2 Lose haben müsse. Therese ist besser, aber schwach; blieb lange im Bette. Ich putzte mich mit den 2 neuen Röcken, ging auf den Graben, Kohlmarkt, fuhr in der Hruschka Gesellschaft in den Prater. Mittags allein. Nachmittags hielten Therese und ich Revision der Kleider und Wäsche der Kinder. Später zur Hruschka, fand Honegger; wie staunte ich ! Blieb in Gesellschaft, spielte dann mit Therese.
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Kotig. Im Burgtheater „Schloss Wiburg“, im Kärntnertor-Theater „Italiana“, im Theater an der Wien „Soncha“. Vormittags besuchte uns nach langer Zeit Jungmann wieder; ist sehr matt. Kaufte vom Goldenen Kreuz bei der Lizitation Tücheln, weiß; englische Leinwand für 150 fl.. Agnes speiste mit uns. Nachmittags zur Bauer (?), zum Corra, in Gesellschaft. Spielte mit Therese, gab ihr 6 rote Rand(?)tücher, 10 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).