Finster, öfters Regen. Im Burgtheater „Menschenhass“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien Birch-Pfeiffer in „Johanna von Montfucon“. Theresens wütender Kopfschmerz lässt nicht nach. Stessel befahl, 8 Egeln auf den After, die Ullreich (?) setzte sie, 6 fl.; etwas besser. Ich schrieb wegen Holbein an Lembert und Grillparzer, gratulierte Duport zum Ehrenbürgerrechte. Die Krieghammer Kathi brachte mir eine gestrickte Tasse. Gratulanten trieben mich aus dem Haus, Am Vormittag auf die Mehlgrube in Goldmanns Bilder-Lizitation; kaufte einen Hl. Joseph von Letterini, 40 fl., eine Madonna mit dem Kinde von Salerniti Porta (?) in prächtigem Rahmen, 80 fl.. Mittags in Gesellschaft, beim Wittmann, zum Römischen Kaiser, den Taschenspieler Orsini, seinen Sohn als Indianer zu sehen; recht brav, sehr leer. Hruschka ging. Abends fand ich Stessel und meine gute Therese schmerzensfreier.
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Regen. Im Burgtheater „Launen des Zufalls“, „Koch und Sekretär“, im Kärntnertor-Theater „2 Worte“, „Ottavio Pinelli“, im Theater an der Wien „Harlekin Weiberfeind“. Am Vormittag sprach ich mit Lembert, wegen Holbeins „Aloysia“. Die Elsler brachten von Neapel schöne Billetts. Viele kamen, zeigte allen meine schönen Bilder. Mittags bei der Hruschka Rehschlögel; von ihr Tasse mit Landschaften, Kugelbarometer, Senf. Zu Haus, zum Begräbnis des Weinmüller, feierlich; nur wenige von der Kapelle, niemand vom Theater erschienen. Er war nicht geliebt. Staudenheimer ließ ihn öffnen; in der Galle hatte er 3 Steine, die Leber wog 12 Pfund. Die Weinmüller kam herauf. Therese bessert sich sehr. Abends ins Burgtheater, leer. Bei Therese nach langer Zeit die Assen, brachte Bonbons.
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Regen, rauer Wind. Im Burgtheater „Treuer Diener“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“ mit Lablache, im Theater an der Wien „Höhle Soncha“. Beim Erwachen war ich erstaunt, dass Therese gut schlief. Mein erster Schritt war zu ihr. Sie überraschte mich mit einer goldenen Lorgnette und schwarzer Perlschnur, welche sie von der Riegler (?) für 25 fl. kaufte und mich recht sehr freut. Der Gärtner Johann samt Frau brachten mir Blumen und bestätigten, dass durch die Liederlichkeit des Hagmann über 300 Geschirre verdorben sind. Von der Fanny 2 schwarze Hauben. Den Vormittag zu Hause, mit uns speisten Dräxler, Kridl, Mayer, Werner. Rosel brachte die Kinder, sie schrieben, machten Zeichnungen, Toni einen Beutel, braun mit Silber. Schmidt 3 Kupfer, die Woller (?), Freyberger, Schmirer, Gruber, Reimann, Schwitzer Therese mit Camilla, Römer, Gallenberg. Der Graf kam endlich. Therese stand auf, nachmittags zu Haus. Weidmann schrieb, der Undankbare ! Bei Therese Weinmüller und Swoboda. Ich fuhr ins Josephstädter Theater „Quodlibet“; voll; langweilte mich, nur Walla und Scholz amüsierten.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Menschenhass“, im Kärntnertor-Theater Akademie, „Ottavio Pinelli“, im Theater an der Wien „Johann von Finnland“, die Birch-Pfeiffer als Karharina, gefiel; Carl engagierte sie. Therese leidet wieder an Kopfschmerzen. Den Vormittag zu Hause, mittags allein mit Baldamus. Nachmittags zu dem armen Jungmann, fanden ihn sehr schwach; spielte mit dem Bruder Domino. Mit Hauptmann Menzel (?) zum Tendler, sprach wegen Dichtungen des Holbein. Ins Leopoldstädter Theater „Schwindels Abenteuer“, Drahtseiltänzer Schuster; die Buben brav. Hruschkas Gesellschaft, bei Therese die Hoffmann mit Ferdinand. Ihr Überrock wurde gestohlen; da sagte Ferdinand zu ihr: „Reden Sie Reimann an, der gibt Ihnen gewiss einen von seiner Frau“; dies bestimmte uns, ihr 10 Ellen schwarzen Taffet zu geben.
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Trüb, der Tag wurde heiter, warm. Im Burgtheater „Tell“, im Kärntnertor-Theater statt „Barbiere“ wegen Lablache „Freyschütze“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „30 Jahre eines Spielers“, aus dem Französischen von Carl; voll Effekt, aber erschütternd, brav die Pann. Baukommission wegen Stummers Bau, fuhr um 10 h hinaus. Fand den Baron Erben, Klee, Morawa, Burg, Stummer; er trug mir an, meine Landschaft auf seine Mauer wie die Staketten zu nageln, die Mauer bis zum Gloriett zu führen. Bei Fanny die Schwitzer, gab 2 gedruckte Batisttücheln für Therese, damit Toni selbe säume und mit Namen sticke. Sie waren spazieren. Ich habe Dräxler wegen der Weinmüller geladen, lasen das dumme Testament. Sprachen von der Pension, wird keine erhalten; auch Günser war da. Nachmittags ins Spital zu Demmer; die Gottdank mit Nestroys Tochter, Derney (?), Neubruck kamen. Walser (?) ringt mit dem Tode. Therese legte sich; ich spielte mit Werner am Bette Préférence.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).