Heiter. Im Burgtheater „Manuskript“, Binder als Albertine, gefällt. Im Theater an der Wien „Gabriele“, mit der Herbst, „Policinello, tot und lebendig“. Jungmann kommt in die Totenkammer. Um 8 h kam Schmidt, las mir seinen Plan zur Pachtung des Kärntnertor-Theaters vor; gab ihm viele Notizen. Fanny zieht heute vollends in die Stadt. Dem Mohr gaben wir 7 ¼ Ellen Kammertuch mit blauen Blumen, 7 fl. Er mit Dräxler, Raulino, Schmidt, Agnes speisten mit uns. [Mit Schmidt] nach Tisch gleich in den Garten. Garten und Haus überraschten ihn ganz außerordentlich. Morgen hat er Privataudienz; er bittet um Duports Dotation von 50.000 fl., 12 Jahre Kontrakt, nur vier Mal in der Woche spielen, verminderte Preise. Mit den Kindern auf den Markt, kauften Haferln. Zur Fanny, ist ziemlich in Ordnung.
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Heiter. Im Burgtheater „Stille Wässer“, im Theater an der Wien Einnahme des Franz Gläser „Elsbeth“, Oper in 2 Akten nach Holbeins „Turnier auf Kronstein“, von Meisl; im Leopoldstädter-Theater „Kabale und Liebe“. Den Vormittag zu Haus, erwartete Kirchmayer, las ihm die Instruktion vor, schilderte beide. Gab ihm 200 fl., ein Vierteljahr im Vorhinein, vom 15. Mai. Schrieb dem Grafen, verkaufte die Obligationen der Barbara Pálffy von 2000 fl.. Mit uns speisten Payer (?), Frau, Kridl, Raulino. Nachmittags mit ihnen auf den Markt, kaufte ihnen beim Sauerwein Fingerhüte, Näh- und Stecknadeln, Nadelbüchseln, dann Kamm, 10 fl., sie blieben bei Therese. Jungmanns stille Beisetzung bei den Schotten, abends ½ 6 h. Ich ins Theater an der Wien; die Vio, Kneisel, Seipelt, Artour als Starkenburg, Scholz als Kanzler wirkten nach Kräften. Das Ganze ist nicht gelungen, keine glückliche Bearbeitung, ließ kalt. Leer, besonders die Logen und Galerien. Hatte Gesellschaft, Wertheimer; sprach Mayer, dann Carl wegen der „Aloyse“. Des talentvollen Johann Schießls Tod mit 60 Jahren.
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Heiter. Im Burgtheater „Indianer in England“, Binder als Gurli. Im Theater an der Wien „Elsbeth“, so-so, im Leopoldstädter-Theater „Begebenheiten im Markt“. Schmidt kam mit Kreutzer. Der Kaiser nahm ihn sehr freundlich auf, sprach lange mit ihm. Gallenberg ist ganz gebeugt, sein Plan scheiterte. Die Kinder mit der Fux und Payer ins Naturalienkabinett, mittags Payer, Raulino. Die Eder Pepi brachte die Hiobspost, dass der gute Schießl gestern abends um 11 h schnell im Bette am Schlag starb. Nur seine Magd bei ihm; später wurden mehrere, auch Springer, gerufen. Es fand sich kein Testament, wenig Vermögen. Mit den Kindern zur Fanny, dann in den Circus des Constant und Emile. Nachher zum Reischl in den Garten, gebackene Hähnl essen. Um ½ 9 h zu Haus.
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Heiter. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexiko“, Mad. Binder von Prag zum letzten Mal; im Theater an der Wien „Elsbeth“, im Leopoldstädter-Theater Bäuerles Einnahme [Programm fehlt, „Giraffe“]. Den Vormittag zu Haus, die Kinder zur Schwitzer. Raulino aß mit uns; nach Tisch mit Therese und Eder in den Garten. Schießls Begräbnis nach Mittag 2 h bei St. Peter in der 3. Klasse, Mellini kam auch, mit der Hiobspost, Springer verschloss alles. Abends ich ins Burgtheater, die Binder hat Ähnlichkeit mit der Rozier, die Jugendjahre sind vorüber; sie gefiel. Leer, im Parterre wurde über das Patent, dass die, [welche] an Fasttagen Fleisch speisen, separat speisen müssen, laut losgezogen.
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Belisar“, im Theater an der Wien „Hagestolze“ mit Weick, 2 Akte, Mathevet von Paris, Alcid; im Leopoldstädter-Theater das Gestrige; gestern wurde im Leopoldstädter Theater Bäuerles „Giraffe“ ausgezischt, ausgepocht. Den Vormittag dem Gronauer (?) zahlte ich für Nestroy 200 fl., schmerzlich. Die Kinder sind mit der Fux im brasilianischen Kabinette und fahren nachmittags mit ihr ins Krapfenwaldl. Mittags mit ihnen, Raulino und Baldamus. Ich ging zum Kren, wegen Uhr für Theodor; ging ins Burgtheater, langweilte mich. Fand Gesellschaft, Kraushaar (?).
Band 11 (XI.), Seite 86r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).