Heiter, warm. Norma wegen Kaisers Mutter. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Zauberkampf“ von Occioni, „Weiberfeind in der Klemme“. Am Vormittag rechnete ich Barbajas ganzen Salärstand, von Schmidt erhalten; reist heute nach Brünn. Ließ Toni ihr Verzeichnis abschreiben, schickte sie zur Fux, Abschied nehmen. Polborn, Baldamus kamen; ersterer fährt morgen mit, ich bestellte bei der Janschky Wagen nach Königstetten, 15 fl.. In den Garten, mittags mit Raulino. Nachmittags mit ihm zur Fanny, die Seitz, Schenk, dann sie kamen, brachten Pfeile (?) und Medaillons mit Steinen. Gegen 6 h in den Augarten, Brigittenau, durchgingen die schönen Partien. Ein Sturm erhob sich, Tropfen fielen; wir flüchteten und jausneten im Augarten. Zu Hause gab Therese noch Gefrorenes. Abends spielte Nicolò Paganini im Großen Redoutensaal für die Bürger von St. Marx, 2 fl. / 4 fl. CM; sehr gedrängt im Saal, die Galerie halb voll.
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Kalt, rauer Wind. Im Burgtheater „Heinrich IV.“, 2.Teil, im Theater an der Wien „Fehlgeschossen“, „Zauberkampf“; im Leopoldstädter-Theater „Sylphide“. Mit Polborn, Raulino, ausgerüstet mit 4 Guglhupf, 1 Kalbsschlögel, 2 Bouteillen Wein, fuhren wir um ½ 7 h nach Königstetten zu Johann und Theresia Kirchmayer. Wir fuhren über Klosterneuburg, Kritzendorf, Höflein, Greifenstein, Alltenberg, St. Andrä, Wolfpassing, waren um ½ 4 h da. Schlecht ist der Weg, voll Hügeln von Neuburg bis über Greifenstein. Stiegen nach einem kalten Frühstück in Greifenstein beim Rössel ab und gingen zum Kirchmayer. Der erste Eindruck ist nicht angenehm; überall Reparaturen notwendig, das Ganze (?) sieht arm aus; überall fehlt es. Die Frau deprecierte öfter wegen ihrem Negligé. Wir sahen das Haus, den Garten, terassenförmig mit einer unbegrenzten Aussicht über Tulln bis Göttweig etc. Raulino engagierte sich, das Haus und Landschaft zu zeichnen, ich sprach lange mit beiden, bat und empfahl selbe dringend. Wir aßen im Rössel, Fleischsuppe, Reis, Rindfleisch, Rostbraten, zahlten 3 fl. Nachmittags ließ ich mir die arme Kirche aufsperren, heute war Richterwahl. Um 5 h segnete ich die Kinder und fuhren weg. Die Kinder sandten Therese und Fanny Bouquets. Um 9 h zu Haus, sie war mit Agnes, Sepherl und Saly im Garten.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Eduard in Schottland“, „Schauspieler wider Willen“; im Theater an der Wien „Chiffre“, Lustspiel in 1 Akt von Koch, „Zauberkampf“, im Leopoldstädter-Theater „Verwunschener Prinz“. Den Vormittag zu Haus, zu Fanny, referierte alles. Mittags allein, nach Tische zur Knoblich, sah ihre Arbeiten, besonders die neuen mit Steinen; blieb lange. Zum Haim wegen Paganini, ob er noch im Burgtheater spielt ?; antwortete wegen Paganini dem Grafen, dass er Dienstag wieder im Burgtheater spiele. Kanzler und Zampi machen heute eine Lustreise nach Venedig, Triest etc.. Suchte Gesellschaft; bei Therese Krieghammer, Agnes. Tod der Koch Jette, in der Nacht, 2 h.
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Kalt, trüb. Im Burgtheater „Ein treuer Diener“, im Theater an der Wien „Staberl Freischütz“, im Josephstädter-Theater (?) „Zauberkampf“. Den Vormittag zu Hause, mittags mit Therese allein, Reimann zahlte sein Interesse. Nachmittags wegen Hausverkauf des Radl zu Schmidt; er nahm das Geschäft an, plauderte lange. Den Goldmannischen schrieb ich wegen Erhebung der von Jungmann geerbten 200 fl. Mit Mark spielten wir Préférence. Er. v. Steins (?) Tod in Leipzig, 35 Jahre.
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Kalt, veränderlich. Im Burgtheater „Sekretär und Koch; Paganini wieder mit erhöhten Preisen; wieder voll. Im Theater an der Wien „Mann im Feuer“, Lustspiel in 3 Akten; hat gefallen, besonders Weick. Im Leopoldstädter-Theater „Kirchtag in Petersdorf“. Früh schloss ich die Ausgaben für die Kinder nach Königstetten mit 303 fl., arbeitete. Zu Mayer wegen Zins abschreiben, vergebens. Mayer schickt mir 2 ausländische Tauben oder was sie sind in den Garten. Mit uns speisten Collens, Dräxler, Baldamus, Agnes. Auf dem Wege begegnete mir Sanenz und die Wohlfarth, erzählten mir, dass die Koch Jette binnen 5 Tagen am Nervenfieber gestorben sei; dass heute um 3 h Bauer die Rede halten wird. Welch ein Schlag für den Greis ! Er schläft bei Stegmayer, speist heute bei der Wohlfarth. August ist bei der Tony in Kreutz. Nach Tische zur Leichenrede, fand Arminy, Moreau, die Eltern der Eckhardt. 8 Wägen fuhren auf den Kirchhof, wenige vom Theater. Sie starb am Sonntag gegen Morgen ½ 8 h, im 42. Jahre. Nachher mit Therese in den Garten, sahen die fremden seltenen Vögel; grünfüssige amerikanische Rohrhühner; ließ selbe in das große Haus logieren, die kleinen Vögel in 2 Käfige sperren; im Saal die Vortüren aushängen und manches rangieren. Das große Sopha ließ ich in den Garten in mein Kabinett tragen. Abends bei Therese Hoffmann.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).