Stürmisch, gegen Mittag erster Schnee, hielt an. Im Burgtheater „Käthchen von Heilbronn“, im Kärntnertor-Theater„Freyschütze“, im Theater an der Wien „Tell“. Besuchte Dehne; sie ist noch in Kreutz. Die Wiederkehr (?) und Weidmann speisten mit uns; er brachte mir Zedlitz’ „Totenkränze“, ganz meisterhaft. Nachmittags zum Maurer, er spielt schon wieder. Zum Haim und Kanzler, sprachen von der Kündung des Duport, der Schließung des Kärntnertor-Theaters, dem Bau des Burgtheaters; wie viele Menschen mit Ende April brotlos werden. Suchte Gesellschaft, spielte mit Therese Domino.
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Kalt, heiter. Im Burgtheater „Manuskript“, im Kärntnertor-Theater 1 Akt „Italiana“ mit DeVecchi, dann „Französin und Rajah“; im Theater an der Wien „Hamlet“. Früh kam Johann aus Preßburg, brachte Brief und Geld vom Grafen; ich antwortete ihm gleich. Schwenninger (?) besuchte mich und übernahm die Aufnahme der Kettenbrükke. Der arme kranke Jungmann ließ sich sehen. Um 12 h auf den Kohlmarkt, fand Gesellschaft. Mittags Dräxler, Segner, Müller, Ball, Agnes. Vermählung der Minna Schmirer mit dem mit einer bösartigen Flechte behafteten Poller, abends bei St. Peter, unter großem Zulauf; unglückliche Heirat. Beistand Walcha (?). Therese schrieb ihr ein paar herzliche Zeilen, schickte ihr eine blaue Tasse mit Silber und 2 Bouquets. Abends in Gesllschaft ins Kärntnertor-Theater, sah den Ballett zum 1. Mal.
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Das erste Eis, ziemlich heiter. Im Burgtheater der verunglückte „Morgen auf Capri“, im Kärntnertor-Theater nach seinem Unglücksfall wieder Maurer mit einem Konzert, dann „Joko“ mit Briol, im Theater an der Wien „Moisasur“. Bei uns speisten Maurer, Koch, Kridl, plauderten von Hannover. Therese und ich schrieben an Schmid, Rauscher, Keller. Nachmittags ging ich herum, suchte Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater, Maurer, dann mit seinem Schüler Pahl Variationen. Beide spielten sehr brav, wurden gerufen; ich hätte den Empfang brillanter erwartet. Sah das Ballett zum ersten Mal. Nicht voll. Fand die Rossmann, Baber, Muth mit Blahetka. Nach dem 1. Akt des Balletts nach Hause, spielte mit Therese.
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Morgens Regen, dann kalter, rauer Eiswind, wütete am Nachmittag fort. Im Burgtheater „Hans Sachs“, wieder mit der Anschütz; im Kärntnertor-Theater Zauberflöte“, im Theater an der Wien „Rudolph von Felseck“ Das Grab des guten Schmirer ließ ich mit Blumen schmücken. Heute wurde das Gartentableau aufgehangen. Es prangt an meinem Bette, kostet 110 fl., ein Meisterstück der Hochsinger. Die Bordüre rechts stickte meine gute Therese. Mark und Elsler bewunderten es als erste, Vor Tische in den Prater, fand Gesellschaft. Ball und Mayer speisten mit uns; ich blieb ganz zu Hause. Abends sah ich mit Förster alte Bücher und „Wien“ an. Heute brannte Mariazell ab; die Glocken stürzten vom Turm. Rindfleisch 17 ½ x.
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Kalt, rau, nachmittags etwas Regen. Im Burgtheater „Erbvertrag“, im Kärntnertor-Theater „Klausner“, im Theater an der Wien „Richard in Palästina“. Den Vormittag zu Hause, schrieb an Holbein und empfing einen vom 26.. Die Aspelmayer Marie kam, um sich gratulieren zu lassen und beklagte sich selbst. Werner aß mit uns. Schlenderte ich auf den Markt herum, kaufte Therese ein Krügl. Zur Fanny, abends mit Therese Domino.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).