Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, im Kärntnertor-Theater 1 Akt „Italiana“, „Joko“ mit Briol; im Theater an der Wien das Gestrige. Weinmüller sagte mir sein Quartier auf, er fand ein wohlfeileres; nachdem ich ihm wieder 60 fl. nachgelassen habe; sehr indiskret ! Im Garten Müller, Raulino, Gned, Louise, Binder; nachmittags viele Gratulanten, Reimann, sie – ihr gab Therese ein goldenes Kreuz, 25 fl. –, Wohlfarth – sie schickte eine Torte –, Dehne, Janschik, Held, Ritter; diese gingen, Stegmayer Karl mit Marie, Dagschitz, Pitzenberg spielten einige Szenen aus „Staberls Reisen“; es wurde viel gelacht. Weidmann rezitierte ein recht gemütliches Gedicht, der Architekt Förster war zum ersten Mal da. Es wurde dann bis 9 h getanzt. Wir gaben .Guglhupf, Kamp, Käse, Salami.
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Ein lieblicher Tag. Im Burgtheater „Kaufmann von Venedig“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, im Theater an der Wien „Moisasur“. Im Garten; mit innigen Küssen wünschte ich dem besten Wiebe jedes Erdenglück; gab ihr 25 fl. CM, die Kinder einen Brief und eine Zeichnung, die Hruschka jenen schön mit Fischschuppen gestickten Schirm auf weißem Gestell, die Assen ein Körbchen aus Scheilien (?) gewunden und eine kleine Torte. Um 9 h zusammen nach Mariahilf, hörten um 10 h die Segenmesse. Führte die Kinder zur Schwitzer, ich ging zu Reimann. Mittags 14 Personen: Fux, sie, Dini, Emanuel, Agnes, Weidmann, Maurer, Konzertmeister von Hannover, meisterhafter Violinspieler, gefällt sehr. Tranken auf Theresens Wohl. Abends spielten wir auf 2 Seiten, ich mit Therese und Kugler Préférence. Die Rosel kam wieder von Eisenstadt und brachte die kleine Klarl vom Lebzelter Seitz. So endete dieser festliche Tag, still, aber gemütlich.
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Starker Reif, ein heiterer Tag. Im Burgtheater „Eifersüchtige Frau“, „Brandschatzung“, im Kärntnertor-Theater 2 Akte „Italiana in Algeri“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Richard in Palästina“. Im Garten, heute ließ ich im Saal die Balken und Vortüren vormachen, Öfen richten. Um 9 h holte die Stessel mit dem Mooreich (?) die Louise ab und reisten nach Eisenstadt. Mit uns speisten Mayer, Raulino, Marie. Abends allein.
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Heiter, aber stürmisch. Im Burgtheater zum 3. Mal „Hans Sachs“, stattt der Anschütz die Koberwein, im Kärntnertor-Theater 1 Akt „Tancred“, die Töpfermann elend, Franchetti als Amenaide, dann „Joko“. Im Theater an der Wien „Prinzipal Purzel“. Letzter Tag im Garten; alles wird zum Einwintern veranstaltet. Den Vormittag im Salettl; mit uns speisten Kridl, Raulino, Gned. Abends Reimann, Marie, Kugler, spielten Préférence.
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Ein schöner Herbsttag. Im Burgtheater und Kärntnertor-Theater für die Aushilfskasse der Invaliden „Belisar“ und „Gulistan“, im Theater an der Wien „Moisasur“. Umsiedlung in die Stadt. Um 9 h führte ich Toni und Pepi zur Schwitzer, suchte Gesellschaft. Über die Glacis zum Invalidenhaus, hörte die Salven. War in der Kirche, im Saal. Zu Hause hörte ich, dass von den Gewölben kein Zins folgt, vom 4. Stock nicht die Hälfte. Erwartete Therese, aßen allein auf dem Balkon, ordneten alles. Nachmittags zu Rospini, kaufte ein Thermometer, 5 fl.. Fand beim Wolfmayer Schwarz. Zum Bau der neuen Kettenbrücke am Schanzl, kolossales Gebäude. Um 6 h zu Hause, spielte mit Therese Domino; waren alleine.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).