Früh Nebel, dann heiter, warm. Im Burgtheater zum 1. Mal „Hans Sachs“, Lustspiel in 4 Akten von Deinhardstein, Prolog gesagt von Anschütz. Im Kärntnertor-Theater „Cordelia“, Fink erbärmlich, dann „Zögling der Natur“; im Theater an der Wien „Richard in Palästina“. Der Graf schickte durch Johann 1 Eimer 1811er Großdorfer. Vinzenz ist Oberst bei den Kienmayer-Husaren; der Stab ist in Vásárhely im Arader Komitat, gehört dem Károlyi; kommen später nach Arad. Im Garten, früh in die Stadt, zu Jungmann. Reich Nettl, Raulino speisten mit uns. Therese musste sich wegen Kopfschmerzen legen; wie höchst fatal !. Die Fux mit Dini kam; höchst langweiliger Abend. Heute erstand im Schmelzer Kirchhof ein lebend Begrabener.
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Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Gulistan“, im Theater an der Wien „Moisasurs Zauberfluch“. Im Garten; Therese bleibt im Bett, der Kopfschmerz minder. Fanny schickte Therese und mir vom seligen Vater 2 schöne Dosen von Schildpatt. Mittags im Hechten mit Schwarzer, zu 2 fl. 30 x; sehr mittelmäßig. Fand nach langer Zeit den Scheidl wieder; dann Pfarrer Wiesinger von St. Veit, welcher mich versah, Breceska (?), Schmelcher (?) von Dietrich; es waren 26 Personen. Nach dem sehr langsamen Essen in Gesellschaft, zum Schmelzer Kirchhof, fanden viele Menschen. Zuerst zu des guten Wohlfarth Grab; der Totengräber wollte nichts wissen, sagte, das Gericht und der Chirurg von Rein (?) hätten es veranlasst. In den Circus von Constant und Emile, sahen die „Einnahme Granadas“, hübsches Spektakel. Trafen die Hruschka mit Christin, den Honegger. Bei Therese waren Corda und sie, der Kaplan Wohlfarth von St. Peter. Der Jean H(offmann) ist ein Filz.
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Ein grauer Tag, nach Mittag trat die Sonne etwas hervor. Im Burgtheater „Belisar“, im Kärntnertor-Theater „Gebesserter Lorenz“, „Joko“, im Theater an der Wien zum 10. Mal „Moisasurs Zauberfluch“. Im Leopoldstädter Theater Drechslers Einnahme [Programmangabe fehlt, „Sir Armand und Miss Schönchen“]. Im Garten, Therese ist besser, bleibt aber vor Tisch im Bette. Mit uns aßen Raulino, Fieglmüller Marie, Müller. Nachmittags im Salettl, suchte Gesellschaft. Abends an Theresens Bett Saunikel.
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Ein Herbsttag. Im Burgtheater „Toni“, „Brandschatzung“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, elende Besetzung; im Theater an der Wien „Moisasurs Zaub[erfluch]“. Im Garten, Therese blieb im Bett bis Mittag. Vormittags zu den Paulanern. Deinhardstein begegnete und erzählte, dass die Anschütz fausse couche gemacht habe, die so vortrefflich die Goldschmiedstochter Kunigunde in „Hans Sachs“ gespielt habe; dass er zur Direktion gehe, um selbe der Korn zu geben. Unsere Gäste Marie, Raulino, Gned, Rathmayer mit Pepi; ihm schenkten wir einen Beutel, dem Pepi ein Staberl; Müller blieb weg. Nachmittags Schwitzer Therese mit Anhang, Reimann, Stegmayer mit 2 Polen u. a. m.. Die Männer und Olivier blieben bis 8 h, deklamierten manches.
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Trüb, kalt, wir ließen heizen. Im Burgtheater „Tochter der Luft“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, „Joko“, im Theater an der Wien „Richard in Palästina“. Im Garten, den Vormittag in die Stadt, die Kinder baten zu bleiben; seit dem 7. September sind sie bei uns, die Louise seit 28. August. Fanny und Haymerle (?) Marie fand ich Quartier suchen. Mittags mit Therese und den Kindern, nachmittags Bilderschau bei Bossi; er verkaufte sein Haus an den Ziegelbrenner Ganster (?), einen reichen, gemeinen Filz für 9000 f. CM; ; ihn kostete es 18.000 fl.. Abends plauderte ich eine Stunde mit Lux, dann spielte ich mit Therese und den Kindern.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).