Sehr heiß, drückend. Im Burgtheater „Brandschatzung“, „Grüner Domino“, „Schauspieler“, im Kärntnertor-Theater „L’ Italiana in Algeri“ mit der Cori-Paltoni, im Theater an der Wien das Gestrige. Im Garten. Toni und Pepi schrieben der Mutter, erstere schickte den rosa Beutel mit Silber. Ich begleitete sie, saß den Vormittag im Salettl. Gegen Abend kamen v. Steinius, Frau, 2 Söhne, Apotheker Peball – war Beisitzer bei Jaroszynskis Prozess und erzählte alle Details von Blanks Ermordung, dass weder aus Polen noch aus Russland Antworten kamen –, beide Mark mit Gatten und Kindern.
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Veränderlich, kühl, abends Gewitter, etwas Regen. Im Burgtheater zum 1. Mal „Zwillinge“, Lustspiel in 2 Akten, „Brandschatzung“; im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Blaubart“. Im Theater an der Wien „Richard in Palästina““. Im Garten, früh mit Therese und der Rosel nach Mariahilf, Jahrtag meiner schweren Krankheit, ließ eine Messe lesen. Zum Gurk, sah neue Zeichnungen von Teplitz, Elbogen, Bilin (?); holte meine Kupfer. Fanny schrieb, Julie sei mit H[offinger ?] ausgefahren, aber sehr schwach. Vor Tisch kam der Graf, bat mich wegen Satz eines Hauses für die Stulllmüller, Krongasse No. 611, Greissler Zimmerl. Nachmittags die Haim mit der Kuppitsch, Kirchner mit Marie und Eckhardt.
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Veränderlich, abends wieder etwas Regen. Im Burgtheater „Hans am Scheidewege“, „Zwillinge“ von Kramerstätter (?), langweilten; im Kärntnertor-Theater „Faust“, im Theater an der Wien Lemberts „König Richard in Palästina“, gefällt sehr. Zwei Stunden suchte ich das Haus No. 611; ließ von Jungmann das Grundbuch nachschlagen, besorgte alles für den Grafen; er kam zweimal. Schrieb der Fanni; Hoffinger will Dienstag herein. War beim Schenk, speiste in der Hütte mit Müller, Gned. Gegen Abend kam Schwarz, spät Werner. Rosel holte die Kinder.
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Windig, sehr kühl. Im Burgtheater „Ahnfrau“, im Kärntnertor-Theater Wörlitzer am Pianoforte, „Französin und Rajah“, im Theater an der Wien das Gestrige. Heute wurden die 13 Prismen in Kapseln gefasst, in die Fenster im Salettl eingelassen. Sie machen eine imposante Wirkung. Den Vormittag im Salettl, Ärger mit dem dummen, faulen Hausmeister. Abends ließ ich die Kinder holen; Stegmayer mit Skala, Marie, Eckhardt waren da.
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Kalt, windig. Im Burgtheater „Zwillinge“, „Brandschatzung“, [im Kärntnertor-Theater] „Maurer und Schlosser“. Ich schickte die Kinder zur Schwitzer. Um 10 h zum Bischof ins Auskunftscomptoir wegen der 3000 fl. der Stullmüller. Der Graf kam, später zur Stullmüller; erklärte alles. Dem Polborn besorgte ich einen Pass. Im Zelte speisten wir mit Schwarzer, Raicich, Mastalier, Kautz, Martinzka (?), Gros, Schwarz, später Müller; waren recht vergnügt. Beim Wasserl wurde Kaffee und Likör getrunken; gab Schwarzer 2 Bouteillen. Dann in den Garten, Müller machte sein Hokuspokus, auf den Turm, um 7 h ging alles. Familie Reich kam, mich rief die Institutsinhaberin Olivier mit 2 Töchtern in ihr Häuschen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).