Kalt, veränderlich, etwas Regen. Im Burgtheater wegen Koberwein „Flattersinn und Liebe“ statt „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Gebesserter Lorenz“, im Theater an der Wien zum achten Mal Lemberts „König Richard in Palästina“. Im Garten, den Vormittag im Salettl. Bischof kam mit dem Greissler Zimmerl zur Unterfertigung der Obligation auf 3000 fl.. Ich schrieb dem Roller nach Triest, dass ihn Carl nicht engagiert. Mayer und Gned speisten mit uns. Nachmittags zum Burg wegen der Gemeinderechnung. Gegen 7 h holte ich die Kinder, da brachten sie in der Hofsänfte, ganz rot, von Maultieren getragen, den Fürsten Trauttmannsdorff. Er vegetiert nur. Bediente gingen zu beiden Seiten, der Sohn ritt, Fürstin und Tochter fuhren; alles trauert um ihn. Bei uns Werner und die Witwe Anna Sartori, welche um den 3. Stock bat. Ich ließ ihn ihr um 280 fl. jährlich, bedingte Aufkündung stets zu Georgi. Gestern gab ich den Elslerischen die Gartenbilder. Abends und in der Nacht Regen.
Band 11 (XI.), Seite 59v
11007
1827
8
26
Regen; nachmittags stürmte es und regnete in einem fort. Im Burgtheater „Erbvertrag“, im Kärntnertor-Theater „Faust“, im Theater an der Wien das Gestrige. Im Garten; den Vormittag im Salettl mit der Toni; sie arbeitet an meiner Haube. Elsler brachte mir einen Brief von der Fanny; ich schrieb. Mit uns speiste Focke, welcher 2 Uhren in Gang brachte. Nachmittags besuchte ich Smetazko, schenkte ihm einen gelben, geschliffenen Glasstein. Er engagierte mich, morgen Jaroszynskis Urteilsverlesung in seinem Haus zu hören. Abends spielte ich mit Therese und den Kindern Saunikel, um 9 h ins Bett.
Band 11 (XI.), Seite 59v
11008
1827
8
27
Sturm und Regengüsse dauern fort, kalt. Im Burgtheater „Sophie van Daalen“, im Kärntnertor-Theater „Zum Goldenen Löwen“, im Theater an der Wien das Gestrige. Um 8 h führte ich die Kinder zur Schwitzer, fuhr zum Smetazko, sah um 10 h dem Severin Jaroszynski das Todesurteil vorlesen, denn hören konnte man nicht, das Gedränge und der Lärm waren allzu stark. Den Vormittag zu Hause, ordnete manches, übernahm von Hartinger die gefasste Kokosschale vom Iden, 30 fl., Fassung 40 fl.; viel Geld, aber außerordentlich schön. Beim August gab ich ein Billett ab. Die Pawlowski von Eisenstadt führte mir ihre Schwester Louise auf, welche sie morgen mit in den Garten bringt. Zum Speisen in den Garten, Kridl war da, gegen Abend spielten wir bis 8 h Préférence. Trauttmannsdorffs Tod, Tod der Schießl Marie.
Band 11 (XI.), Seite 59v
11009
1827
8
28
Das schlechte Wetter dauert fort. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien Kirchner als „Falsche Primadonna“. Früh ging ich im Garten herum, dann ins Salettl. Der Glaser Uhlmann (?) brachte mir die Schieber, mit 7 Prismen gefasst; zahlte ihm 6 fl.. Einweihung des neuen Schulhauses in Margarethen. Mit uns speisten Gned, Elsler; brachte Brief von Fanny, schwerlich kommt heute die Hoffinger. Die Pawlowski brachte die Louise; am Vormittag war sie bei Carabelli, sie richtete ihre Sachen in Ordnung. Abends spielten wir Préférence und Saunikel.
Band 11 (XI.), Seite 59v
11010
1827
8
29
In der Nacht und am Tage Sturm, Regengüsse, Donner; kalt. Im Burgtheater „Taubstummer“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, dann zum 1. Mal „Der Zögling der Natur“, Ballett in 2 Akten; die Rozier mit einer Geiss (?); hat gefallen, besonders das Schiffsverdeck. Früh fuhr Louise mit der Rosel zum Carabelli, dann zum Bruder. Ich erwartete den Greissler A[nton] Zimmerl mit 3000 fl. und Stullmüller; letztere wartete lange vergebens bei mir im Salettl. Während des Essens kam Zimmerl, gab ihr das Geld in Kridls Gegenwart. Dieser erzählte, dass Fürst Trauttmannsdorff am Montag um 11 h feierlich in Begleitung der Garden versehen wurde und abends 9 h starb. Das Begräbnis ist bei den Schotten Freitag abends 7 h. Er war im 79. Jahr und ein Menschenfreund. Begräbnis der armen Schießl Marie zu Hietzing; den guten Vater nahm Mellini zu sich. Das böse Wetter bannt uns in die Zimmer. Abends kam Werner, Rosel holte die Kinder; sie spielten Lotto, wir Préférence.
Band 11 (XI.), Seite 59v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).