Windig, Regen. Im Burgtheater „Manuskript“, im Kärntnertor-Theater „Cenerentola“, im Theater an der Wien „König Richard in Palästina“, Früh beteten die Kinder wieder, den Vormittag im Salettl. Zapf und Raulino kamen, letzterer speiste da samt Schwarz, Gned und Mayer. Schwarz brachte eine Epistel von Kettel von Braunschweig. Als ich mit Schwarz beim Kaffee in der Hütte saß, kam ein Sturm und Regen. Abends mit den Kindern allein im Kabinettel, wollten des Vaters Hoffmann Begräbnis anwarten, abends ½ 6 h, aber es wurde feucht und finster. Abends die Olivier.
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Kalt, Sturm. öfters Regen. Im Burgtheater „Kaufmann von Venedig“, im Kärntnertor-Theater 1 Akt von „Johann von Paris“, „Blaubart“, im Theater an der Wien „Staberls Abenteuer“. Mit den Kindern außer Raulino stets im Salettl allein. Iden schickte mir eine schändliche Rechnung von 118 fl. CM, und filetierte mir 50 fl. CM heraus. Ich habe ihm kraftvoll geantwortet, dass er mich prellte. Die Schenk bat mich, nachmittags mit Tony und Simon (?) auf den Kirchhof wegen Grab des Vaters zu fahren, erzählte alle Details. Ich ließ den Sarg öffnen, zunageln und in die Grube senken; blieben, bis der Grabhügel fertig war. Sahen A[ntonio] Salieris Stein; wie gebrechlich ist die frei stehende Kelheimer Platte: „A. Salieri, geboren den 19. August 1750, starb als k.k. Hofkapellmeister den 7. Mai 1825. Ruh’ sanft; vom Staub entblösst, wird dir die Ewigkeit erblühen. Ruh sanft in ewigen Harmonien. Ist nun dein Geist gelöst, nun schwebt er hin zum unvergänglich Schönen.“ Den Abend mit den Kindern allein.
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Kalt, Sturm, Landregen. Im Burgtheater „Hotel von Wiburg“, im Kärntnertor-Theater „Klausner“, im Theater an der Wien „Rehbock“, „7 Mädchen in Uniform“. Den Vormittag mit den Kindern allein im Salettl; machen mir viel Verdruss. Mittags mit ihnen und Raulino. Schrieb dem Grafen. Dankte Lembert für die Loge zu Raimunds „Moisasurs Zauberfluch“. Spielte mit Therese, Louise und den Kindern. F[riedrich] W[ilhelm] Zieglers Tod im Allgemeinen Spital, im 69. Jahr an Herzbeutelwassersucht. Er hat viel gelitten, gestritten. Sein Schwiegersohn Moser ließ ihn feierlich in Penzing begraben.
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Es heitert sich aus. Im Burgtheater „Glück bessert Torheit“, im Kärntnertor-Theater 1 Akt „Italiana“, dann „Fasching in Venedig“; im Theater an der Wien „Quintin Durward“ von Marsano. Im Garten, früh in die Stadt. Brachte dem Schenk eine Flasche Obers, sprach später auch die Fanny, schläft noch bei Schenk. Mittags bei Koch, großes Diner: Buchhändler Denker (?) von Berlin, Hartleben samt Frau und Sohn von Pest, Kunsthändler Müller, Hruschka, Koberwein, Anschütz, Müller mit Vater, Scheiner (?) von Sonnleithner; dauerte bis 6 h. In Gesellschaft, um 8 h zu Haus. Fand Brief von Sutor, worin er mir leider von der Schmid Schuldenmacherei schreibt, dass sie noch gefällt. Wie sehr beklagen wir den guten Schmid ! Czech war mit 22 taubstummen Knaben da, welche Therese unterhielt.
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Ein schöner Herbsttag. Im Burgtheater „Jungfrau [von Orleans]“, im Kärntnertor-Theater „Faust“, im Theater an der Wien „Richard in Palästina“. Im Garten, früh richtete Frühauf mit Compagnon das Glashaus auf, Braun änderte die Stelle. Schenk Toni brachte Theresen Verschiedenes. Ich suchte Gesellschaft, ließ die Salesianerkirche Mariä Heimsuchung öffnen. Müller, Raulino, Werner, Ball speisten mit uns, nach Tische Schenk, sie, Toni, Franzi und Ignaz. Hähnel Amalie sang, Müller unterhielt den ganzen Zirkel. Weil die Reimann kein Pianoforte schickte, um zu tanzen, ging alles um 8 h.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).