Angenehmer Tag. Im Burgtheater „Weltton und Herzensgüte“, im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, im Josephstädter Theater das Gestrige. Früh kam Reich Pepi, mich morgen ins Servitenkloster zur Optik zu laden. Dann brachte Elsler einen Brief der Jeanette von Berlin. Therese spielte mit der Pepi Klavier; Toni strickte, ich schrieb und las in der Hütte. Wir aßen dort mit den Kindern. Nachmittags kam Zopf (?) mit seinem Toni, die Lissl'schen, Reimannischen, Fieglmüller, Ranftl. Fieglmüller und Zopf spielten Pianoforte, um 9 h ging alles.
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Ein schöner Tag. Hitze und Trocken verursachen, dass viele Bäume ganz abdorren, Obst und Laub ganz abfällt. Im Burgtheater „Tochter der Luft“, Trauerspiel in 5 Akten von Raupach nach Calderon, die Müller; sehr schwülstig, grausam. Im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Joko“. Im Josephstädter Theater „Klimpern zum Handwerk“, „Fido savant“, Potpourri des Dalmazzo. Nach dem Frühstück führte ich die Kinder in die Stadt. Reich hat mich zur Vorstellung seiner großen Optik um 8 h im Refektorium der Serviten in der Roßau geladen. Um 1 h wegen Halsweh und weil ich rötlich auswarf, zu Stessel; verschrieb mir Gurgelwasser. Sass zu Hause, schrieb. Lizitation des Theaters an der Wien, geschätzt auf 201.000 fl. Alles wartete bis 2 h, endlich durch neue Umtriebe des Pálffy bis zur 2. und letzten Lizitation am 15. Dezember verschoben. Um 4 h zur Wohlfarth, dann in den Redoutensaal zur Elise Garnerin, eine ältliche, starke Person mit einer widrigen Physiognomie; sah ihren Ballon, Fallschirm, Bauchreif, welchen sie um die Mitte nimmt, wenn sie ins Wasser fällt. In den Prater, sah des Exeter (?), Change (?) und Tower aus London Schlangen, eine Anakonda aus Brasilien, Königsschlange aus Java, Diamantschlange aus Candin (?), schöne Schlange aus Brasilien, Klapperschlange aus Nordamerika und 5 Krokodile; Adivent (?) zeigt selbe. Die längste konnte 16 Fuß haben. Ich sah sie sehr langsam Kaninchen verschlingen. Sie liegen in eleganten Käfigen aus Massivdraht, auf weißem Flanell, unten sind Behälter mit warmem Wasser. Im Saal der Kettenbrücke jausnete ich, war dann im unglücklichen Kloster. Die Pfaffen saßen so lang im Refektorium, dass die 5 Bilder erst nach 10 h geendigt waren. Mit Schmid und Wochinger (?) fuhr ich nach Hause, beim Bürgerspital nahm ich für Therese Gefrornes. Von dem Gestank und der Hitze warf ich auf der Glacis Blut aus. Welche Empfindung ! Um 11 h kam ich nach Hause. Meine gute Therese, wie erschrak die Ärmste ! Schlaflose Nacht, Unglücksperiode, wie schrecklich entwickelte sie sich ! Welche Leiden, Gefahren folgten !
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Heiss. Im Burgtheater das Gestrige, im Kärntnertor-Theater französisch, im Josephstädter Theater „Pächter Valentin“. Im Garten; Therese ließ den Fechner rufen; ich musste im Bett bleiben. Große Hitze, kein Schlaf, Angst meiner guten Therese.
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Heiss. Im Burgtheater „Incognito“, im Kärntnertor-Theater „Tancredi“, Nina Dotti gefiel; „Joko“. Im Josephstädter Theater „Fido savant“, Potpourri, „Weiberfeind“. Nachmittags setzte ich mich in den Saal, ärgerte mich über Saly. Warf wieder Blut aus. Täglich kommen Fechner und Stessel. Aderlass am linken Arm von Hanl, abends wieder Spegma (?). Schwarz ersuchte mich um den Saal zum Diner für Koch am 6. September.
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Unerträgliche Hitze. Im Burgtheater „Tochter der Luft“, im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“, im Josephstädter Theater „Schutzgeist“, „Wirrwarr (?)“. Lembert, Meisl. Axt und andere besuchten mich. Fechner kommt einmal, Stessel täglich dreimal.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).