Maria Himmelfahrt; endlich einmal Regen ! Sturm, dann heiterte es sich aus. Im Burgtheater „Weltton und Herzensgüte“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Joko“, im Josephstädter Theater „Rosen des Malesherbesi“, „Zauberrose“. Wir blieben meistens im Saal. Ich mittags bei Schmid mit Neumann, Gottdank, Forti, Krebs; unterhielten uns und aßen gut. Nach Tische musste die gute Frau viel singen, gefiel sehr. Um 6 h nach Haus. Therese schickte den Reimann 2 Billetts ins Kärntnertor-Theater; bei ihr war Kren. Abends allein, spielte mit Therese Domino; die Kinder sahen zu.
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Früh Regen. Im Burgtheater „Bruderzwist“, im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, im Josephstädter Theater „Fee aus Frankreich“. Nach dem Frühstück fuhren wir zu Fechner, er war aber auf 8 Tage in Piestyan. Ich erstieg ihren Turm, wenig Aussicht. Zu Haus trank ich Selterswasser, las im Turme, speiste oben mit Kridl, Swoboda und den Kindern; nachmittags schrieb ich in der Hütte. Therese und die Kinder arbeiteten, Ranftl zeichnete mir ein paar Partien auf der Galerie. Nach 8 h mit den Kindern und Farkas zu den Ziegelöfen. Spielte eine Weile mit Therese im Saale.
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Früh schwül, nach Mittag starkes Donnerwetter mit Regengüssen, dabei Sonnenschein. Im Burgtheater „Bild“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Joko“, im Josephstädter Theater „Weiberfeind“, „Schutzgeist“. Um 8 h in die Stadt. Kridl, Sepherl und ich ladeten die Gäste zur Aufführung am Abend. Ich selbst, Ullmann, Mayer – er schloss heute einen neuen Kontrakt mit Carl ab – machten Anstalten zum Hafelputz (?). Theresen brachte ich 4 Lockenkämme, 4 fl., Reimann schickte ein Pianoforte, welches Binder stimmte, mit uns aß. Nach Tische arrangierte ich den Saal, ließ den Luster bestekken, wartete in der Hütte ein Gewitter ab, die Carl mit Lembert, Polborn mit Benoit führte ich im Garten herum; Podenwirth (?) war einer der ersten. Nach 6 h versammelte sich alles im Garten, unterhielten sich mit Schaukeln, die anderen auf dem Turm. Im Zelt wurde alles bedient; wir gaben Schlegel, Hirschwildpret, Salami, Käse, Guglhupf, Käse, Brot usw. Es waren über 70 Personen. Um 8 h begann die Musik. Anfangs spielte die Marie Fieglmüller mit Krebs Variationen von Czerny; dann Aufführung der „Weißen Frau“ von Boieldieu, Krebs dirigierte am Pianoforte. Gaveston, Verweser der Herrschaft Avenel Ruprecht, Anna, sein Mündel Tobihal, Georges, ein englischer Offizier Kurz, Mac Irton, Friedensrichter des Clans Haim, Dickson, Pächter auf Avenel Podenwirth, Jenny, sein Weib Ball, Margarethe, Haushälterin Carl; 30 Sänger. Alles ging vortrefflich, die Lizitation war von dem größten Effekt. Auf der Brücke sangen sie den Chor aus dem „Freyschützen“, einen aus „Tancredi“ und „Lützows wilde Jagd“. Nach der Pause sang die Schmid eine Arie der Emmeline, um 10 h ging alles; melancholischer Vollmondabend. Abends bei Scheidlin Zusammentretung mit Carl.
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Veränderlich, stürmisch. Im Burgtheater „Prüfung der Treue“, im Kärntnertor-Theater französisches Spektakel, im Josephstädter Theater „Waffenbrüder“, Versuch des jungen Maurer. Therese hat Kopfschmerzen. Ich badete, sah bei Lux die eisernen Wägen zu Gerstners Eisenbahn. Schrieb in der Hütte, der Wind vertrieb mich. Begann neue Inventarien zu machen. Mittags mit Swoboda, abends besuchte mich Lethenyey; erhielt von ihm Blumen. Spielte mit Ranftl Billard, später allein. Mit Therese spielte ich Domino.
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Windig, kühl, veränderlich.Im Burgtheater „Fridolin“, im Kärntnertor-Theater „Zum Goldenen Löwen“, „Joko“, im Josephstädter Theater „Pächter Valentin“, die Dunst von Preßburg. Im Garten. Therese badete, ich setzte mein Inventarium fort. Mittags mit Therese allein im Zelte, nachmittags schrieb ich, abends holte ich die Kinder. Die Fux und Ball waren bei Therese. Ich fühlte Halsschmerzen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).