Heiter, warm. Im Kärntnertor-Theater Einnahme des Rozier „Nachtigall und Rabe“, „Fasching in Venedig“; er geht auf 3 Monate nach Mailand wegen des Verlusts von 40.000 fl.. Im Josephstädter Theater das Gestrige. Pietznigg frühstückte mit mir. Sprachen vom Zwist zwischen Schickh und Bäuerle, gab ihm den Aufsatz in der „Pannonia“. Rauscher bat um Erlaubnis, dass sie heute in den Garten kommen dürfen. Ich schrieb an Therese, ging zum Hoyer (?) und Schenk, engagierte sie für heute in den Garten. Lembert kam von Ischl, ich gab Iden (?) und Honegger Billetts. Mit Weidmann ins Lamm speisen, dann in den Garten. Es kamen Rauscher mit Braut Kathi Haas und Mutter, die Schenk mit Fanny, später er mit Tony, Franzi, Troppauer mit den Guttenberg und Spring (?). Ich zeigte ihnen mein Haus, Garten, Wasserkünste, die Glocke auch beleuchtet; blieben bis nach 9 h. Begräbnis der armen Magdalena Dessauer; sie starb gestern mit 41 Jahren. Wohl ihr, sie ruht !
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Mündel“, Meisters Heizung (?) auf der Bühne und im Parterre ist geendet. Im Kärntnertor-Theater französisches Spektakel, im Josephstädter Theater „Hausmeister und Kammerjungfer“, Posse in 1 Akt, „Schutzgeist“. Früh schrieb ich Theresen, dann in den Garten. Austritt des Gärtners Johann Jaudl, Eintritt des Joseph (?) Fuhrmann (?), mit 4 Kindern. Swoboda, welcher auch ausgetreten, besorgt die Übergabe; schläft im Billardzimmer. Speiste mit Karl Elsner (?) von Wimpassing, welcher eine Weinlieferung hatte. Vater Hoffmann fährt nach Baden. Nach 3 h in die Stadt, zog mich an. Nach 5 h zur Trauung des Jakob Rauscher mit der Katharina Haas bei St. Peter; vorher Einschreiben beim Pfarrer; Rat Schweidler ist ihr Beistand. Nachher mit ihnen; Kaffee im Heitzinger Haus, meistens Frauen, um 7 h Souper bei Sperl. Ass ein Schnitzel, schützte Kopfschmerzen vor, empfahl mich und lag um 9 h im Bett. Rindfleisch 17 ½ x.
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Heiss. Im Burgtheater „Flattersinn und Liebe“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Male „Maurer und Schlosser “, Oper aus dem Französischen von Seidl, Musik von Auber. Im Josephstädter Theater „Weiberfeind“, „Fido savant“, des Giuseppe Dalmazzo aus Piemont Potpourri. Die Maler genieren mich gar sehr, werden nicht fertig. Früh schrieb ich Theresen, dann zum faulen Nestroy wegen dem General Schieder, welcher bald abreist. Zum Wetzlar, versprach mir die nötigen Akten bei der Mutter zu holen. Zu Schenk, zahlte 25 fl. für 25 Pfund Wachskerzen vom Muth, zum Mayer. Scheidlin schloss mit Carl auf 3 Jahre ab, für beide sehr vorteilhaft. Pietznigg brachte mir sein Trauerspiel in 5 Akten „Die Sühnung“, um selbes zu lesen und dem Holbein zu senden. Er versuchte es zu streichen, es ging nicht; passt aber so nicht für die Aufführung. Ich erwartete den Kridl, speisten in der Schwann. Dann zu Corra; gab zwischen beiden Eifersuchtsstürme, zur Ball. Abends ins Kärntnertor-Theater; gefiel sehr, am Schluss wurde alles gerufen. Leer, unterhielt mich recht angenehm, die Schröder, Wetz, Eichberger, Cramolini, Preisinger waren recht brav. Am Schluss fand ich Schwarz, welcher mir von der Reichard vieles erzählte.
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Drückende Hitze. Im Burgtheater „Beide Briten“, „Edukationsrat“, im Kärntnertor-Theater das Gestrige, im Josephstädter Theater „Hausmeister und Kammerjungfer“, „Fido savant“, Potpourri. Den Vormittag zu Hause, schrieb Theresen, arbeitete. Um 12 h zu Koch, sah den Plan von Schönkirchen für den Ehz. Rainer. In Ludlam weiland speisen. Die Kramer nahm Abschied; sieht gut aus, folgt künftige Woche ihrem Mann nach Prag; kam auch abends in den Garten. Schwarz brachte mir von Wilhelmine Reichard einen Beutel, Theresen eine Bänder-Brieftasche und einen Brief. Schwarz traf die Reichard im Italiener-Dörfel, sie trat mit einem Glas Wein auf ihn zu und sprach: „Lassen Sie uns auf das Wohl unseres Freundes Rosenbaum trinken !“; freute mich recht sehr. Krug, Castelli, Bogner (?) und Tendler kamen auch hin. Dann zur Ball, mit den Kindern in den Garten. Leyritz (?), Resch und sie kamen auch. Honegger zeichnete für Muth die Badewanne.
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Afrikanische Hitze. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater französische Oper, im Josephstädter Theater für das Pantomimen-Personal „Was einer gut macht, verdirbt der andere“, „Zauberrose“. Früh schrieb ich Theresen, schickte die Geschenke der Reichard. Nach 9 h mit Wetzlar zum General Schieder wegen Löschung der 1000 fl. auf meinem Hause, erhielt auch nach vielem Perorieren und Bitten die notwendigen Dokumente, trug selbe gleich zu Nestroy. Blieb bis 2 h zu Haus, dann mit Honegger zum Wittmann (?) speisen. Nach Tische zur Ball, fuhren ins neue Lerchenfeld, sah im gedeckten Circus die Constant und Emil (?) reiten, recht brav. Ging um 8 h langsam nach Haus, fand einen Brief von Therese. Sie war gestern mit Schmid in Gaaden, fuhr durch die Brühl. Leider verlässt Schmid Baden. Holbein schrieb mir und Hassaureck aus Linz; engagierte eine Sängerin.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).