Maria Schnee; heiß windig, dicker Staub. Im Burgtheater „Romeo und Julia“, im Kärntnertor-Theater „Maurer und Schlosser“, im Josephstädter Theater „Arsena“, die Enders aus Lemberg. Fahrt nach Maria Brunn mit Resch, Marie, ich sah den forstbotanischen Garten. Eingeläutet wurden die Grinzinger, zogen unter Trompeten und Pauken ein, Hochamt. Im Rückweg aßen wir bei der Schönen Aussicht Beefsteak, nach 12 h zurück. Ich blieb bis 3 h zu Haus; mich quälen Husten und Schnupfen. In Ludlam, saß allein. Ich schlich zur Franzensbrücke, in No. 607, sah die Maschinenwerke des Bollinger (?); Hauptmann Claus kam nicht. Sah die neue Gasse vorm Schwarzen Tor, Kornhäusels Bau und war um 7 h zu Hause. Arbeitete noch und dann zur Ruhe.
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In der Nacht Sturm, dann Regen; trüb. Gegen Mittag noch ein paar Regengüsse, dann heiterte es sich aus. Die Natur ist erquickt; der Abend kühl, windig. Im Burgtheater „Schachmaschine“, im Kärntnertor-Theater „Maurer“, im Josephstädter Theater „Arsena“. Den Vormittag zu Haus, schrieb Theresen, dann Fanny, las. Gegen Mittag speiste ich mit Kárner im Römischen Kaiser. Fuhr zur Nussdorfer Linie, besuchte in Döbling zuerst Weinmüller, fand im Garten die zwei Huber, Tuscher und Frau, machte so mit einem Stein zwei Würfe. Freuten uns einander zu sehen, plauderten eine Stunde. Dann zu Schießl bei Goldstein, sahen die kostspielige Terrasse, den 4 Stock tiefen Garten, ohne Schatten, von da nach Unterdöbling zu Tendler und Nauwerk – seine Schwester mit Mannstein (?) Braut – sah ihren Garten, Wohnungen. Poller ist in Baden. Nach 6 h zum Bogner (?), schöner, sehr rein gehaltener Garten. Fand Tschepp und sie, erstiegen den Turm, unterhielt mich mit seinem vortrefflichen Tolland (?). Die Frau gebar vor 11 Tagen ihr 12. Kind. Gegen 8 h mit Tschepp zu Fuß in die Stadt, passierten sein Haus, sahen seinen Garten, recht hübsch. Recht ermüdet legte ich mich um 9 h.
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Ein düsterer, kühler Tag, öfters Regen. Im Burgtheater „Verleumder“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Ländliche Proben“, im Josephstädter Theater „Arsena“. Den Vormittag zu Hause, schrieb Theresen. Rauscher und Frau nahmen Abschied, reisen morgen. Lieh ihm 50 fl.; gab ihm Pietzniggs Trauerspiel „Die Sühnung“ mit. Elsler und Nany brachten eingesottene Marillen. Zu Brandmayer wegen Schwimmer, sah seine Werkstätte, Schmiede, Garten, speiste bei der Schwann alleine. Im Servitenkloster suchte ich Reich Pepi; sah von der Optik ein paar Bilder, ging mit dem Leutnant (?) Brandmayer, den ich aus der Taufe hob. In die Stadt, ruhte bei Wohlfarth; die Janschik kam. Ins Burgtheater, sah Löwe.
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Wolkig. Im Burgtheater „Hedwig“, „Witwer“, im Kärntnertor-Theater „Maurer und Schlosser“, im Josephstädter Theater „Fido savant“. Den Vormittag zu Hause. Schrieb Theresen, meinem Bruder, schickte ihm 250 fl.. Tischler und Tapezierer arbeiten. Mit Lembert große Konferenz wegen Pachtung des Theaters an der Wien mit Scheidlin; den 1. September beginnen sie. Mittags mit Zampis, Gottdank, Forti, Krebs in der Schwann, mit letzterem wegen Aufführung der „Weißen Frau“ zur Ball. Dann ich in den Garten, Schmid kam, plauderten lange von seiner Frau, Vernier, Holbein. Später kam die Reimann mit der Treitschke, Bruckner (?) und Anhang, alles musste zum Gießen zusammenhelfen; Swoboda half auch. Dann Lembert, mit ihm in die Stadt, ins Kärntnertor-Theater; ziemlich voll.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Eduard in Schottland“, „No. 777“, im Kärntnertor-Theater französisches Spektakel, im Josephstädter Theater „Abgebranntes Haus“, „Schutzgeist“. Ich schrieb Theresen zum letzten Mal, dem Grafen, meiner Schwester, schickte 2 Flaschen Kölnerwasser. Zum Stooss wegen Dachrinnen, muss selbe binnen 3 Monaten machen lassen. Meine Gäste waren Castelli, Gottdank, Forti, Krebs, Schmid, Zampis, Kridl, Neumann; wir plauderten bis 4 h, waren vergnügt. Dem Schmid zahlte ich 54 fl. für 108 Ellen Taffet. Nachmittags ins Bureau zum Tuscher; fragte ihn, ob die Polizei schon Beisitzer habe, weil heute Lembert und mehrere vorgerufen, ihnen das Protokoll vorgelesen wurde, wieder unterschrieben. Er sagte, vor ein paar Jahren hätten sie angefangen, um das Ganze so gewiss feierlich zu machen. Später mit Lembert in der Stadt herum, Krebs hielt bei Marie Probe zur „Weißen Frau“. Mit Krug geht es schlecht. Zu Wohlfarth in die Kredenz, dann ins Theater, leer. Langweilte mich und ging nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).