Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 10396 - 10400 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
10396 1824 8 6 Tagebuch meiner Reise von Wien nach Seitenstetten, St. Florian, Linz und Persenbeug August 1824 begann ich mit Andres die Fahrt nach Melk. Ein schöner Tag, nur abends in Melk türmten sich Gewitter auf und regnete etwas. Um ¾ 6 h nach herzlichem Abschied von meinem lieben Weib fuhren wir mit dem Fiaker Himperl, No. 423, welcher mit 12 fl. WW per 1 Tag und freier Maut gedungen war, über den Spittelberg, weil die Straße auf der Laimgrube abgegraben wird. In Purkersdorf Maut 10 x CM, kam mit Kornhäusel zusammen, welcher mit Geniceo nach Jeitendorf fuhr. In Gablitz erinnerte ich an den guten Mollner. Passierte Sieghartskirchen, Maut 4 x CM, grüssten früher meinen guten Pollack, fingen unsere Kalbskeule zu anatomieren an. Vor Perschling fütterten wir in Mühlendorf, liechtensteinisch, welches vor einem Jahr abbrannte, bekamen nur Wein. Dritte Post, 1½ Post Perschling, Maut 10 x, Pottenbrunn mit dem antiken Schloss, Wassergraben, des Grafen Pergen. St. Pölten 12 x CM, schlichen herum, Band 10 (X.), Seite 222v RTB p. 44 ff.
10397 1824 8 7 sahen die Domkirche, Damenstift, Kaserne, tranken im Casino Kaffee und gingen bis zum Kalvarienberg, weideten uns an dem Anblick des mächtig hohen Traunstein (sic !), beguckten früher mit dem Perspektiv den Bau des Schlosses in Jeitendorf. Passierten die Anhöhen bei und außer Schallaburg und trafen unter Annäherung eines Gewitters in Melk beim Lamm, neben dem schönen, noch von Firnberg gebauten Posthause ein, Zimmer No. 6, Maut 12 x CM. Vier sehr blonde Töchter empfingen uns. Wir machten uns gleich ins Stift, sahen die herrliche Kirche, Refektorium, Aussicht nach Luberegg, Weideneg gegen Maria Taferl, passierten die großen Gänge und Höfe, den Garten, dessen romantische Aussicht entzückt; er ist sehr verschönert. Wir soupierten, zahlten 6 fl. Ich schrieb mein Tagebuch, um 9 h zur Ruhe.Fahrt nach Seitenstetten. Früh heiter, in Seitenstetten nachmittags Gewitter mit Regen Um 5 h morgens eine Kühle, sehr empfindlich, die Donau und Gebirge zu beiden Seiten voll Nebel, wir sahen Weideneg kaum. Passierten Erlauf, schönes Wirtshaus; diesem gegenüber ein stufenweis angelegter Garten, bloß Blumenpartien. Rechts hatten wir die Aussicht auf M. Taferl. Kemmelbach, 1½ Post, Maut 16 x CM. Dann erschien uns Yps, jenseits Bersambeug, wo jetzt der Kaiser ist. Kamen um 10 h nach Amstetten, 1 Post, 12 x CM. Der Himperl futterte im Rössl, wir delektierten uns am Schlegel. Mit Sturm und Treiben nach ½1 h weg, passierten den Fichtenwald. Grengfurth; und anstatt nach Aschbach zu fahren, folgten wir der hölzernen, uns einen sehr schlechten, über eine Menge Berge führenden Hand, plagten uns und die Pferde in der Hitze. Hielten in Bieberbach – im Gebirg liegend – an, jausneten die Reste von Schlegel und Kuchen und kamen – wie gestern – unter Donner und Blitz in Seitenstetten an, gegen 5 h. Der Prälat Columban Zachetner war in Bersambeug. Wir logierten uns in die Weintraube – elendes Wirtshaus –, bekamen das einzige, aber große Zimmer. Suchten im Regen den Apotheker Schiedler auf. Ein großes Haus, aber sieht keiner Apotheke ähnlich. Er eine komische, dumme, schmutzige Figur, sich als Apotheker entgegen stellte. Wir sahen seine Bücher; er weiset 6000 bis 7000 fl. WW Einnahme aber ohne Beweise aus. Die Einrichtung durchaus nicht zu brauchen, nichts in der Materialkammer, nichts im Keller, wenig auf dem Boden. Will 10.000 fl., verdient kaum 6000 fl. Seine Wohnung ist geräumig,
10398 1824 8 8 er hat 6 Kostknaben. Es ist wohlfeil zu leben, bis auf Wein und Holz 3 bis 3 ½ fl. Ich schilderte ihm den elenden Zustand der Apotheke, seine Unordnung und dergleichen. Gingen etwas im Markte herum, aßen, schrieb das Tagebuch, um 9 h im Bette.In Seitenstetten und St. Florian. Vormittag Regen. Um 7 h hörten wir des Prälaten Messe in der Seitenkapelle. Mit ihm gleich in die Prälatur. Der Bezirksarzt Gruber war da; wir schilderten ihm das Elend der Apotheke, die Unordnung des Schiedler, dessen Frau aus Idria eine Dulderin. Sahen im Stift die Galerie, Naturalienkabinette und Bibliothek; fanden viele Inkunabeln, einen schönen Theuerdank. Gingen nochmals zum Josef Schiedler, wiederholten, was wir in der Prälatur sagten und boten ihm zuletzt 5500 fl. CM an, mit der Versicherung, dass ihn alles wegwünsche und er in Gefahr sei, dass ihm die Apotheke gesperrt würde. Nach 11 h fuhren wir über Ennsdorf nach Steyr, und stiegen am Platz beim Wirt Gässl zum Schiff ab. Wir durchfuhren die Brandstätte. Am Montag, den 21. Juni – Alois – brach im Bräuhaus in Ennsdorf um ½ 10 h das Feuer aus, nachts, und legte 108 Häuser – ohne Stadeln – in Asche. Man schätzt den Schaden auf 1½ Million. Die Brücke über die Enns brannte und störte die Verbindung,
10399 1824 8 9 wodurch das Unglück erhöht wurde. In Seitenstetten und Steyr zahlten wir 5 fl; in letzterem aßen wir gute Schnitzeln. Schrieb an Therese nach Wien, gingen über den Platz, sahen die Kirchen und erwarteten den Himperl am Berg beim Kirchhof. In Ennsdorf 6 x CM Maut, da heiterte es sich aus. Passierten Dornach und um 6 h in Enns an, 4 x CM Maut. Wir durchfuhren selbe und drehten uns bei Asten bei der Säule links nach St. Florian zu. In Asten Maut 6 x CM. Um 7 h kamen wir in St. Florian an, durchfuhren den schönen, bedeutenden Markt. Schmidberger empfing uns sehr freundlich – der Prälat Arneth ist bei den Prüfungen in Linz –, führte uns ins Zimmer zu Arneth; fanden da den Dechant Mayer und übrigen 8 Geistliche. Gingen gleich zum Souper, plauderten viel. Stellten uns nachher zum Fenster, sahen den umwolkten Mond. Die Herren begleiteten uns ins Zimmer und plauschten noch bis 10 h.In St. Florian, Fahrt nach Linz. Um 6 h hörten wir Schmidbergers Messe, dann mit ihm zum Frühstück, ließen uns gut schmecken. Trüber Morgen. Besuchten im Maierhof die Apotheke, im 2. Stock in die Kaiserzimmer.Staunten die ungeheuren und massiven Betten, besonders jenes vom Prinzen Eugen an (davon mehr im Tagebuch vom 3. September 1822). Der junge Schwarzenberg mit seinem Hofmeister und Maler Runck besahen mit uns die Seltenheiten; wir dann allein das schöne Natural-Cabinett. Am längsten waren wir in der Kirche und hörten dem Spiel der großen Orgel zu. In der Bibliothek überraschte uns Bruder Röser, welcher in 3 Stunden von Linz ging. Herzlich freute ich mich ihn zu sehen. Ich gab ihm, und für Seyrl, welcher bei Fink in Hofkirchen, 2 Gartenkreuze und brachte Wurms Bild. Im Prälatur-, Konvents- und Hofgarten brachten wir die meiste Zeit zu. Um 12 h aßen wir gut, fuhren um 3 h, begleitet von Schmidberger weg. In Ebelsberg 6 x CM, nachdem wir den Schillerberg passiert hatten, und in Neuhäusel Linz 2 x CM Maut. Um 5 h waren wir bei Röser. Gingen spazieren; über den Platz, zur Donau; die Hütten zum Markt sind aufgeschlagen. Besuchten den Regierungsrat Huber im neuen Hause, dann ins Theater „Don Juan“; Mad. Forti Anna, Rössler Elvira, Hassloeh Octavio,
10400 1824 8 10 Forti Don Juan, Rösgen (?) Zerline, Gned Leporello; Orchester ziemlich gut, außer einigen Störungen und Pausen mittelmäßig gegeben. Pepi sagte Gned, dass ich hier bin, und engagierte mit uns zu soupieren. Plauderten bis 11 h.In Linz; trüb. Früh schrieb mein Tagebuch, der Therese einige Zeilen, frühstückten mit Gned; Röser versorgt uns vortrefflich. Gingen herum, besuchten Ruthner, den Prälaten Arneth, sein Bruder fuhr zu seinen Eltern, Bräumeister in Leopoldschlag. Im Theater „Welche ist die Braut ?“, zum Erstaunen gelungen, besonders die ältliche Mlle. Heil als Marie, Mlle. Wagner als Mutter; die Gesellschaft im 3. Akt war elegant, Pellet ließ sie Gefrorenes kosten. Röser führte Andres zum Apotheker Vielgut, welcher ihm von der Apotheke in Kremsmünster sprach, welche zu verkaufen. Mittags mit Röser und Gned ins Hager Stöckl, speisten gut, die Person per 1½ fl., zahlten 9 fl. WW. Waren beim Uhrmacher Seitz; seine Frau, früher schon mit einem Juden in Kopenhagen verheiratet, entfloh als Mme. Reimers. Seitz lieh mir 2 Zeichnungen von der Veste Schaunburg. Mit Arneth sprach ich von der Gefälligkeit der beiden Mayer, Dechant und jüngerem, und Blumauer. Der größte Teil des Nachmittags in Festorazzis Kaffeehaus, wegen öfteren Regengüssen. Sahen die neue, nicht sehr gelungene Kuppel auf dem Pfarrturm. Spielte mit Röser 3 Partien. Im Theater traf ich Funke, im Steuerdepot angestellt; seine Frau eine Lissl. Er wies mir neben seiner Platz an und nötigte mich, nach dem Theater seine Wohnung in Duftschmids Haus und schöne Bildergalerie im Fluge zu sehen. Auf den Schlossberg; nach so oft Regen ein heller Mondabend. Um 11 h ins Bett.Rückreise jenseits der Donau, passierten Urfar, Mauthausen, Grain, Grainburg, dem regierenden Herzog Sachsen-Coburg von Saalfeld gehörig. Bruder Röser leitete uns. Ein schöner Morgen. Wir bestimmten, mit dem Grainer Ordinari zu fahren und Himperl voraus zu senden. Unglücklicherweise fuhren wir wegen Tabakfassung erst um 12 h weg. Gingen herum in der Stadt, beim Schmidtor kaufte ich für die Therese vom Schwertfeger Hausmann eine englische Schatulle
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b