Ein angenehmer Tag. Im Burgtheater „Salomon“. Für Kaiser Alexander von gestern angefangen durch 5 Wochen Hoftrauer, 3 Wochen tief; wird sehr bedauert. Die Staatspapiere fallen noch immer. Am Vormittag schrieb ich für Therese und Fux Bittschriften an die Direktion. Jungmann vidierte selbst, die Fux übergab beides dem Treitschke. Ich gab ihm auch ein Bildnis der DeCaro. Swoboda, dem ich 80 fl. für Tschepp zahlte, speiste bei uns. Die Schmirer kam, sprachen von der Vermählung der Schröder. Dem Grafen schrieb ich, dass leider Farkasz noch nicht hier sei. Suchte Gesellschaft, die Zimmerluft macht mich schlapp; ich kann nicht aus dem Hause. War mit Therese den Abend allein; um 7 h ins Bett.
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Ein düsterer Tag, Regen. Den Vormittag zu Haus. Schrieb viel dem Holbein, dass ich für die bestimmten 100 fl. den Zerbonischen 3 Kleider von Musselin, rosa, grau, grünlich, gab und 10 fl. Rest der Marie. Zum Christabend gaben wir der Pepi Vortuch von grünem Taffet, der Schwitzer französischen Kalender 3 fl., der Therese Kölnerwasser und Flacon, der Lisette Kölnerwasser, der Lotti ein Flacon. Therese gab dem Stessel 6 gelbe Seidentücheln, 42 fl.. Zum Unglück hat Therese Kopfschmerzen. Stessel und Swoboda speisten mit uns. Ich schrieb an Rauscher wegen Wetz (?), zahlte dem Wetzlar die 400 fl. von Holbein, engagierte den Grill mit 1000 Taler und 100 Taler Reisegeld vom 16. Mai auf 2 Jahre. Sah bei Marie den Teppich, rückt vor. In Gesellschaft, zur Schwitzer, Ossolinski kam, sahen den großen Christbaum. Erhielt für Therese ein Flacon in Perlmuttereinsatz; ich ein Vogelnest, worin ein Heller (?). Um 10 h zu Haus, fand Therese im Bett.
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Ein finsterer Tag, sehr kotig. Im Redoutensaal Bürgermusik, meistens von Dilettanten. Den Vormittag zu Haus, arbeitete; Zurichtung zur Optik. Jungmann kam; auf Reimanns Haus sind 10.000 fl. der Barbara Nagy und 5000 fl CM des Carl Fußer vorgemerkt, viel Geld ! Mittags bei Wohlfarth, mit Kridl allein; krank, sie kommen nicht zur Optik, weil kein ordentliches Souper. Zweite Optik,für die Ludlamiten. Reich Vater, Pepi, Georg, Heyger, Gionima statt Fritz; Fux, Dini, Franchetti Louis, Schmid, Frau mit Kettel Marie, Assen, Hoffmann mit Ferdinand, Honegger, Raimund mit Landner, Lembert mit Frau, Schwarz mit Frau 5, Hassaureck, Stubenrauch 3, Wahlbach, Nauwerk, Biedermann 2, Sichrowsky, Marx (?), Fischhof, Professor Abramson von Kopenhagen, Grill; 36 Personen. Die Optik ging gut und die Gesellschaft war munter. Um 10 h ging alles, um 11 h waren wir im Bett.
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Veränderlich. Das Burgtheater wegen Alexander geschlossen, im Theater an der Wien „Fausts Mantel“, Im Josephstädter Theater „Glück im Unglück“, „Zauberrose“. Den Vormittag zu Hause, ich schrieb dem Grafen – er war sehr krank – wegen dem Härtl. Hassaureck sprach 2 Stunden mit Marie und verlangt alles schriftlich, was sie ihm zugestanden. Die Emilie klagte sehr, dass Holbein wegen Julius so ganz absagte, da er früher so viele Versicherungen gab; ich versprach, ihm darüber zu schreiben. Therese hat wieder Kopfschmerzen, aß mit ihr allein. Nachmittags zu Schießl, zur Ball wegen neuer Münze. Fand die Römer, im Volksgarten Rittmeister Vasváry. Um 8 h zu Haus, mit Therese allein.
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Rauer, kalter Wind, finster; abends der erste Schnee. Im Burgtheater „3 Gefangene“, im Theater an der Wien „Scharfenecker“, im Josephstädter Theater „Frau Gevatterin“, Posse in 1 Akt von Meisl, „Zauberrose“. Den Vormittag zu Haus. Schrieb dem Rathmayer um 6 Schalen für 25 fl., schickte ihm ein Gartenkreuz. Schrieb dem Holbein wegen Zerboni und Julius sehr energisch. Reimann und sie – sie weinte –, die Fieglmüller und Marie kamen zusammen, das Neue Jahr wünschen, gingen bald wieder. Dräxler, Agnes, Ball speisten mit uns samt Jungmann. Nach Tisch zum Honegger; noch sind meine Konten nicht revidiert. Suchte Gesellschaft, war vor 6 h. Sah mit Reich Pepi das „Alte Wien“, bei Therese Lissl, Krieghammer.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).