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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
10381 1822 9 7 Von Ischl zum Steeg, über den 103 Klafter tiefen See nach Hallstatt. Um 6 h fuhren wir zum Steeg, Baron Leithner folgte uns. Passierten Lauffen mit einer schönen Kirche – sahen über den Traunfall die Schiffe winden, weil es mit Pferden zu unsicher, der Strom zu reissend ist –, Goisern. Ließ am Steeg eine Plätte zusammenrichten, fuhren über den 1 Stunde langen See. Landeten an der Gosaumühle, wo auch die Fasslschmied-Mühle. Sahen den Gosauzwang, die sehr hohe Strömlaufbrücke, deren mittlerer Pfeiler 22 Klafter, 2 Schuh, 3 Zoll hoch, ein kühner Bau ist, welchen ich mir samt der Ansicht des Sees von Kletzinsky malen ließ. Kehrten auch bei einem Seeauer ein, sahen die alte Kirche und machten uns in Begleitung des Schiffmeisters auf den Weg nach dem Wald Strub. Passierten Felsen und stiegen 1½ Stunden und zuletzt bis zum Falle sehr beschwerlich; aber lohnend ist die Ansicht der 3 Fälle. Der Schiffmeister warf Holz hinein, welches in Sprüngen in den Strom stürzte. Hier ist ein Salzbergwerk, eine Pfanne – in Ebensee sind 3 alte und 2 neue Pfannen –, ein Verweseramt. Im Rückwege sahen wir Traundorf, welches am 21. März bei der Begleitung der Leiche des Schulmeisters nach Hallstatt 40 Einwohner im Sturm verlor. Assen Knödel und Kalbsschnitzel, zahlten 5 fl., waren um ½ 3 h am Steeg und machten den Weg meistens zu Fuß zur Chorinsky-Klause, wo wir um 4 h ankamen. Sehr ermüdend war der Weg. Von ferne sieht man das schöne Riesenwerk, mit dem Jägerhaus. Es wurde im Jahre 1809 begonnen und 1819 am 28. August vom Vizepräsidenten Ignaz Franz Graf Chorinsky eröffnet. Seit 2 Tagen war das Wasser gesperrt und die Öffnung und der Durchbruch des Wassers ein Anblick, der sich nicht beschreiben lässt. Im Jägerhause sahen wir das Modell und schrieben uns in das Gedenkbuch. Ich schenkte dem Jäger und Klausenmeister 2 fl. 50 x. In der Dämmerung kamen wir zurück und um 8 h erst nach Ischl. Vom Waldmeister Pfifferling, dem Erbauer der Klause, hatten wir die Pferde, samt Trinkgeld 12 fl. Nach dem kleinen Souper machten wir uns gleich ins Bett. Um 11 h brach ein Hochgewitter aus, tat sehr grob. Bald nachher zerschlug ich den Nachttopf mit dem Stiefelknecht und es entstand ein Bodensee. Band 10 (X.), Seite 205r RTB p. 15 ff
10382 1822 9 8 Mariae Geburt. Früh Nebel, Fahrt nach St. Gilgen am Wolfgangsee, Fuschlsee, Salzburg. Um 5 h plauderte ich noch mit Picklberger (?), zahlte dem Seeauer 22 fl. und fuhren nach Wangen (?), 12 x Maut, Grenze vom Traunviertel. Fütterten in St. Gilgen, gingen in die Kirche, hörten Amt und Predigt – alter Pfarrer, schlechter Vortrag – ließ mich rasieren, im Eingang des Wirtshauses. Der Wirt ist Postmeister und Fleischhacker zugleich; plauderten mit der dicken Frau. Der Weg ist meistens schmal und führt hart am Wolfgangsee. Von da stets über Berge nach Hof, 1 Post, 1½ Station, da ist nur die Kirche, Wirts- und Posthaus. Hörten die Litanei, aßen Salzburger Würstl. Vor Hof passierten wir Fuschl, sahen den langen See, von welchem das Jägerschlössl ein malerisches Bild macht. Um 4 h fuhren wir über den letzten Berg – Wohlfahrtsberg – nach Salzburg und stiegen am Residenzplatz im Schiff ab; bekamen die Zimmer 5 und 6 im 2. Stock. Dem Kutscher Johann vom Pfifferling zahlte ich 25 fl. Am Platze vor der Hauptwache produzierte sich der Seiltänzer Knie (?), dessen Knabe vom Turm des Residenzgebäudes zum Springbrunnen herabging. Ich nahm gleich den Lohnbediensteten Müller; besuchten die Domkirche – im italienischen Stil mit achteckiger Kuppel und Portal von Marmor –, die Peterskirche mit ihrem schönen Kirchhof und Hallen, meistens Gräbern von Marmor, die in Felsen gehauene Kapelle des hl. Maximus von Zeiten der Römer, von welcher 50 Katholiken herabgestürzt wurden. In der Peterskirche ist des Kapellmeisters Michael Haydn Grabmal; in einer Urne von schwarzem Marmor liegt sein Kopf. Dann die Franziskanerkirche, welche sich an die Residenz anschließt, renoviert ist; die Reitbahn, deren schöner Plafond eben renoviert wird; das Amphitheater, in den Felsen gehauen, 3 Galerien hoch, welches mich sehr überraschte; den ehemaligen kurfürstlichen Hofstall und das Felsentor, welches am meisten überrascht, 40 Schuh hoch, 22 breit und 160 Schritte lang ist. Von da zum Rathause hart an der Salzach, über die Brücke zur abgebrannten Pagerie – Alumnat – und Mirabellpalast, welcher eben eingedeckt wird. Sahen im Dunkeln nur wenig und kehrten zum Gasthaus zurück. Auf der Brücke begegneten wir Leithner und soupierten zusammen. Zahlte 2 fl. bayrisch, am Tor 53 x Maut. Um 9 h ins Bett. Band 10 (X.), Seite 206v RTB p. 17 f
10383 1822 9 9 In Salzburg, trüb, Regen. Um 5 h stand ich auf, schrieb mein Tagebuch, hörte um 7 h auf dem Turm des ehemaligen Regierungsgebäudes, woran die Hauptwache, das Glockenspiel, welches auch um 11 h und abermals um 6 h spielt. Frühstückten in Staigers (?) Kaffeehaus, die Portion Oberskaffee 10 x bayrisch, und gut. Sahen im Rathaus im 2. Stock den Redoutensaal, elend; gleich über der Brücke das Haus, in dem Theophrastus Philippus Paracelsus wohnte und 1541 starb. Die aufgebaute Sebastianskirche, die Ruinen des schönen Kirchhofs, die vielen wirklich schönen Monumente und Gemälde in den teils stehenden, teils eingestürzten Hallen; die Commungruft, in deren Hallen ganze Reihen von Totenköpfen wie Bücher in einer Bibliothek aufgestellt und auf den Stirnen die Namen eingegraben oder geschrieben sind; eine sonderbare Verewigung. Neben der Kirche des hl. Sebastian ist das schöne Grabmal des Theophrastus, und im Kirchhofe die Gabrielskapelle, erbaut vom Kurfürsten Dietrich im Jahre 1600, welcher in der Festung gefangen starb, und in der Kapelle ruht; inwendig ganz mit Mosaiken ausgelegt: eine bizarre Idene in dem Geschmacke, welche weniger anzieht als sie kostet. Sahen die Klarissenkirche, welche samt dem Kloster ganz hergestellt und einen kleinlichen Stil hat; die Ruine des Mirabellschlosses, wovon der größere Teil mit Kupfer wieder eingedeckt. Stiegen über die schöne Stiege in die 2 Säle, beide klein und eingebrannt (?), der größere Stuckarbeit, die Wände vergoldet. Sahen trotz dem Regen den Garten, die schönen Statuen und das aus einem Ballhaus gebaute Theater, sehr verwahrlost; 1 Rang Logen und eine Galerie, ein Parterre, aber rückwärts mehrere Zimmer. Die Bühne ist schlecht eingerichtet, an den Dekorationen kann man kaum die Farbe erkennen; besonders elend ist der Schnürboden. Trotz dem groben Wetter gingen wir bis gegen 12 h herum, besuchten die Dreifaltigkeits- und die Universitätskirche. Dann schrieb ich an meine Frau und um 1½ h zur Table d’hôte. Waren unser 20 an der Tafel, der Leithner mit seiner Familie auch. Nach Mittag regnete es nicht, aber an den Felsen hingen die Nebel. Zum Gärtner Joseph Rosenegger, Besitzer des Bürglsteins, eines anmutigen Hügels hart an der Salzach, welcher dieses einst geistliche Haus samt den Gründen kaufte, Gartenanlagen machte und durch Zufall beim Umgraben auf römische, ägyptische und keltische (?) Antiken kam, seit vielen Jahren selbes fortsetzte und die ganze bedeutende Sammlung in mehreren Zimmern aufstellte, Abgüsse verkauft und zeigt selbe gegen Eintritt von 12 x. Er selbst macht den Cicerone, lässt sich nicht unterbrechen und plappert so gewiss im Schultone fort. Sahen die Monumente in seiner Anlage, des Ehz. Ferdinand, der Maria Theresia und seines Vaters an einem Lehn(?)baum, die Einsiedelei. Nachher fuhren wir nach dem Schloss und Park von Aigen, welche Graf Lodron anlegte und Fürst Ernst Schwarzenberg vergrösserte und verschönerte. Der Müller war unser Führer; wir erstiegen zuerst die höchste Höhe am Wasserfall, stiegen durch die Felsen und erfreuten uns der schönen Aussicht über Salzburg, den Untersberg und das schöne, romantische Tal, welches die hohen Felsensteine umschließen, und angenehmer sich sehen lassen, als wann selbe, wie wir sie in den Tagen bisher fanden, 300 bis 600 Klafter hoch auf unsere Häupter zu stürzen drohen. Wir sahen das Badhaus – holländisch –, die Grotte, in welche das Wasser stürzt, kurz, jede schöne Partie, die Kirche und fuhren den Weg zurück, von dem ich Salzburg in der Optik habe. Um die Stadt, soupierten etwas und legten uns dann gleich.An den Park zu Aigen.Nach dem Tode seines Schöpfers, des Herrn Ernst Fürsten von Schwarzenberg, Bischofs von Raab etc.In deinen Hainen, zauberisches Aigen, da weilt ich oft so namenlos entzückt, als noch von Deines Herrschers Huld beglückt, dort alle Erdensorgen mussten schweigen.Doch nimmer mag ich deinen Reiz nun schauen;die Zweige neigen trauernd sich herab. Du scheinst mir ein geschmücktes Grab, wo heisse Tränen auf die Blumen tauen.Der süssen Sänger Melodien schweigen; das Bächlein klagt am grünen Blütenrandund jedes Herz fühlt dort ein schmerzlich Bangen.Der dich so reizend schuf, werwaistes Aigen,er war zu gut für dieses Sorgenland; drum ist zur Heimat er so früh gegangen. Band 10 (X.), Seite 206v RTB p. 18 ff
10384 1822 9 10 In Salzburg, Regen, trüb, kalt. Gang auf den Schlossberg, Mönchsberg und Mönchstein, Fahrt nach dem Schlosse Leopoldskron des Grafen Firmian, dem Schlosse und Park von Hellbrunn. Wir frühstückten bei der Augustini in der Getreidegasse, die Portion Oberskaffee 9 x. Gingen über den Domplatz auf den Schlossberg, ½ Stunden und ziemlich steil. Sahen zuerst die Festung, die große Winde mit dem Seil, mittels welcher die schweren Wägen wegen dem steilen Weg auf einer Bahn in die Festung gezogen wurden. Gewöhnlich wohnen im Winter 4 Kompanien Infanterie darin; im Sommer – da nur Zisternen sind – nicht selten Wassermangel. Wir gingen in die Höhe zu den 2 Feuerwachtposten, welche an einem eisernen Gitter mittels Richtung der Stangen die genaue Kenntnis haben, wo es brennt; eine Tabelle erklärt die Richtung. Hörten die Orgelmaschine mittels einer Walze, nicht lieblich; vom Erzbischof Leonhard Gaytschach (sic) erbauet, welcher anno 1500 die 1495 angefangene Festung fortsetzte. Staunten über das Burgverlies, die schönen Plafonds von Holz mit Gold; mehrere Zimmer und Säle; das Gefängnis Dietrichs, in dem er 1607 starb; die großen unterirdischen Gänge vom Schlafzimmer bis in die Residenz hinab; die Getreidekammern in 2 Stöcken. Sahen das Kanonenhaus, worin 3 Kanonen zum Feuersignal; die schöne Kapelle zum Hl. Georg, mit den 12 Aposteln lebensgroß in roten Marmor gehauen, von Leonhard 1502 erbaut, von Firmian renoviert 1730. Die Aussicht von da und dem nahen Mönchsberg, welchen wir nachher bei Regen umgingen, ist auf Salzburg, die umliegenden Schlösser, das schöne Tal und die umliegenden fernen Gebirge über alle Begriffe schön und lohnend. Wir sahen den Mönchstein mit der kleinen Besitzung des Hofrats Fellner in Linz, gepachtet durch den Kaufmann Leopold Hagenauer. Fanden in einem niedlichen, mit Schmetterlingen gezierten Kabinett einen Bienenstock in einem kleinen Tempel von Ebenholz, Alabaster und Glas, einen Schmelzspiegel, einige artige Inschriften und so das Haus selbst und die Kapelle, mit antiken Glasfenstern hübsch ausgeziert; ein Lusthäuschen mit kleinen Spiegeln nach allen Richtungen. Sahen die Augustinerkirche – das Kloster ist Militär – und fuhren nach dem Schlosse Leopoldskron des Grafen Firmian. Besuchten die Kapelle, den schönen Saal, im Saale des 3. Stocks eine Porträtsammlung der berühmtesten Maler aller Nationen und Zeiten, von mehr als 700 Stück. 6 Tableaux von Poussin in Lebensgrösse, Holzdrucke auf Atlas, vielleicht die einzigen, welche in der Größe existieren. Dann nach Hellbrunn. Erstiegen das Felsentheater, äußerst interessant, mit Hintergründen, Bühne, Parterre, Galerie; die Kunst tat sehr wenig; das Monatsschlössel, die schöne Aussicht, wo der Kronprinz von Bayern so gerne verweilte. Dann in den Garten zu den Wasserkünsten, die ebenso verschiedenartig als überraschend sind. In einer Grotte liegt eine Nymphe auf einem Bett schlafend, aus einem Stück weißen Marmors meisterhaft gehauen, und hat ihres Schöpfers – des Marcus Sitticus – Bild umhängen. Mehrere Grotten und Pätze, wo die Zuschauer angespritzt werden, sind groß und schön. Für die Kinder ist ein mechanisches Tableau, wo sich alle Handwerker bewegen, eine angenehme Überraschung. Wir kamen zum Speisen zurück. Ich erkältete mich, trank eine Bouteille Ofener für 40 x, plauderte mit Leithner, welcher nach Mittag mit der Familie nach Berchtesgaden fuhr. Nach Mittag spielte ich mit Klaps bei Staiger eine Partie Billard, die Stunde zu 12 x. Dann besuchten wir die Residenz, sahen den Gardesaal mit dem Echo, die schöne Balustrade aus Bronze in des Erzbischofs Zimmer, die Zimmer und Säle selbst: wenig Reliquien des ehemaligen Glanzes, einige Niederländer Tapeten und Lampasspaliere. Sahen die Oratorien in die Dom- und Franziskanerkirche, und gingen zum Kaufmann Obpacher (?), Finks Schwager, bezahlen und uns beurlauben. Spauers „Spaziergänge um Salzburg“ für 2 fl., 24 Ansichten à 4 x und die Berghöhen für 10 x, zusammen 9 fl. 30 x. Schrieb den ganzen Abend und legte mich um 9 h, weil ich morgen um 4 h nach Berchtesgaden zu fahren bestimmte. Ich schrieb auch meinem lieben Weibe und überdachte das Gesehene. Unter allen gesehenen Kirchen ist im edelsten und einfachsten Style die Universitätskirche gedacht. Ihre Architektur ist groß gedacht und die ganze Kirche weiß. Vor der Domkirche gefiel mir der Springbrunnen in Marmor mit der Statue der Maria Empfängnis; das Ganze ist imposant. Band 10 (X.), Seite 208v RTB p. 22 ff
10385 1822 9 11 Fahrt nach Berchtesgaden und zum Königssee. Um 4 h fuhren wir weg und zahlte 17 fl. Fuhrlohn. Passierten Hangendenstein – 18 x Maut, Grenze, der Pass – bayrische Maut 20 x, da stand ein bayrischer Jäger – Schellenberg, und waren um 7 h an der Hebemaschine in Berchtesgaden. Der dichte Nebel machte nur kalt. Wir suchten des Salinenrats Georg von Reichenberg Hebemaschine, welche die Salzsole 311 Schuh mittels des Druckes von heissem Bergwasser hebt und im Jahre 1817 erbaut wurde. Sahen das Reservoir; das gesättigte Wasser steigt auf 27%. In der Nähe der Maschine ist auch der Eingang in das Bergwerk, welches mehr als 70 alte und neue Kammern hat, und worin auch Steinsalz erzeugt wird. Dann fuhren wir gleich zum 1 Stunde fernen Königssee, und ohne Verzug auf einem bequemen Schiffe, mit Drehtisch und Bänken versehen, mit 2 Schiffsknechten und von den 2 Mädchen des Schiffmeisters, Nani und Resi, geleitet. Landeten rechts an der Johannesinsel mit dessen Statue, eine kleine englische Anlage, mit Inschriften, Lusthaus, Tisch und Bänken und tranken einen Plutzer Visenter (?) mit wahrer Wollust. Die Jugend schoss beim Echo einige Male, wo der See 106 Klafter tief war. Sahen links den interessanten Königswasserfall und nahe die Anlage des Kaufmanns Werner, jetzt des Kronprinzen, mit einer Einsiedelei, Herd, Tische, Bänke, Inschriften und einem lieblichen Engel, hoch in den Felsen gestellt. Ein Fall heiiißt der Kesselbach. Dann steuerten wir dem Schlössel zu. Wir sahen zur Rechten den hohen Watzmann, vor uns die Archenwand, links den Pixenkopf (?), Simmersberg (?). Um 9 h bestiegen wir beim Schlössel – welches den Namen gar nicht verdient – das Land. Bestellten bei der Jägerin 3 kleine Saiblinge à 30 x, Eierspeis, Bier, für mich Kaffee und zahlten 5 fl. Wir besuchten die Bartholomäi-Kapelle, in der Au die alte Petri- und Pauli-Kapelle, und befuhren um ½ 12 h den oberen Teil des Sees, um die drei Wasserfälle zu sehen. Der erste Fall heiiißt Schneefall (?), der mittlere Röthbach und links der Staubbach. Pittoreskeres lässt sich nicht denken. Der Tag wurde schön, heiter, der See war ruhig. Wir waren ganz eingeschlossen von ungeheuren Felsenklüften, deren Gipfel und Vertiefungen mit Eis und Schnee bedeckt sind. Da überfällt einen unwillkürlich ein Grauen, wenn man in diesen engen Räumen nur wenig – und diese gefährliche – Landungsplätze, und in diesen nirgends einen Ausweg findet; wenn man bedenkt, dass außer Gras nichts, nicht einmal Korn und Erdäpfel wachsen. Hier ist sozusagen die Welt mit Brettern verschlagen. Der Rückweg war wirklich reizend. Wir fuhren gegen 2 Stunden; für den Nachbar Reimann kaufte ich von der Schiffer Resi einen besonders schönen Gemsbart, so gefasst wie der König einen hat und gab ihr samt der Schwester 2 fl. neue Münzen. Waren gegen 2 h in Berchtesgaden und besuchten gleich das neue Pfannhaus, sahen die Manipulation des Steinsalzes, das neue Magazin. Ein junger, artiger Mann führte uns herum. Stiegen in den Markt, er liegt in Abstufungen wie ein Kripperl; besuchten im Leithaus Leithner und gingen mit ihm in den Markt. Besuchten die 3 Kirchen, Arbeiten von Spielzeug, in mehreren Hütten die armen Arbeiter, wie sie mit ihren Weibern und Kindern vereint an Spielzeug u. dgl. arbeiten, um sich kärglich meistens Haberbrot zu verdienen. Hoch oben die Apotheke und Kalvarienberg, in einer schönen Lage das Schlössel; das königliche Schloss, halb ausgebaut und wie ein gewöhnliches Wiener Bürgerhaus. Besuchten außer dem Markt den Verlag des Wallner (?), eines sehr trockenen Mannes; sahen die 1000 Artikel, fanden alles sehr teuer und kauften einige Nadelbüchseln für 18 x. Gingen dann über den Berg herab, nahmen von dem Leithner und der Emilie Abschied – sie reisen nach Tirol – und kehrten mit dem schönsten Abend, der Ansicht des Untersberges, Schloss- und Mönchberges, von Hellbrunn und des ganzen romantischen Tales nach Salzburg zurück, wo wir um 7 h waren. Der ganze Weg von der Alm ist wirklich wunderschön. Ich ordnete alles zur morgigen Reise, schrieb mein Tagebuch. Zahlte dem Wirt für die 2 Zimmer 10 fl., Trinkgeld 2 fl., dem Lohnbediensteten Müller 10 fl. und lag um 9 h. Band 10 (X.), Seite 210r RTB p. 25 ff
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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