Fahrt über den Gmundner und Traunsee, 96 Klafter tief, nach Ebensee und Ischl. Wir zahlten beim Wirt 13 fl., beurlaubten uns beim Hofrat LeNoble und fuhren an dem schönsten Tag um 7 h ab. Landeten in Traunkirchen, merkwürdig wegen der Schlacht der Königs Ottokar, wegen der hübschen Kirche, dem alten Nonnenkloster, welches über 600 Jahre alt, nun von Pfarrer und Schulmeister bewohnt wird. Gegen Ebensee am Taufkreuze tauften uns die Schiffleute. Alois bekam den Spitzelstein, Evarist Sonnstein Damian, Seyrl Traunstein Kilian, ich den Koglstein. Um 10 h stiegen wir in Ebensee aus, zahlten den 4 Schiffern 6 fl. 30 x. Übergaben dem Verweser Petrasch unser Dekret vom Hofrat LeNoble. Baron Dubsky führte uns herum: in die Salzprobe, Pfannhäuser, Trockenöfen, zum Polieren der Küffeln, zu den Öfen, sahen die neu zu erbauende Pfanne. Im Post- und Gasthause speisten wir etwas, Baron Dubsky speiste mit uns. Ließen uns einen Plutzer Nessmüllner schmecken, zahlten 7 fl. und fuhren mit der Post nach Ischl. Der Weg führt meistens an der Traun. Rechts sahen wir den Weissenbacher Rechen, alle Viertelstunden die Salzströmhäuser, die Unglückskreuze, welche einen fatalen Eindruck machten. Kehrten bei der Seeauer ein, mit dem Baron Leithner von Nussdorf, welcher eben mit Frau, 2 Söhnen und Töchtern ankam, und machten zusammen den 1½ Stunden weiten Weg bis Reiterndorf, sahen den Bergfall, welcher als Überfluss vom Fürstenwasser vom Salzberg kommt und in der Nähe des Bergmeisters Dickelsberger Wohnung ist, und kamen endlich zum Ludovika-Stollen. (Mehr in Steiners Beschreibung). In 14 Wagen – Hunden – fuhren wir ein, mit weißen Mänteln und Hüten und einem Bergstock versehen, jeder von 1 Mann gezogen und 1 Mann geschoben, voraus mit einer Berglampe. Wir fuhren 240 Klafter in den Berg und waren 140 Klafter unter der Erde, es dauerte eine Viertelstunde. Sahen die Strömleitung und eine Kammer, in die wir über Bretter hinabrutschten, welches sehr schnell geht. Man hält sich mit beiden Händen an 2 Seilen, zieht früher Handschuhe aus dickem Gemsleder an, rutscht so sitzend hinab und sucht sich unten auf den Füßen zu erhalten. Umgingen selben. Dickelsberger, ein in allen Wissenschaften erfahrener Mann, belehrte uns freundlich und mit fröhlichem Gemüte. Wir sahen viel, dass ich es nicht fassen kann, mussten zu sehr eilen. Schon dämmerte es, als wir den beschwerlichen Rückweg antraten. Schenkte den Bergleuten 3 neue Gulden, aßen beim Bergmeister Bergknödeln aus Griess und gebacken und kamen erst um 8 h in unser Standquartier, sehr ermattet. Alle staunten, wie ich diese Fatiquen aushalten kann. Wir aßen Suppe und Forellen, lagen um 9 h.
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Einschub, Exzerpt aus einer nahzeitlichen (von 1800 ?) Reisebeschreibung ( Steiner ?): Das Merkwürdigste in derUmgebung von Ischel und auf der linken Seite des Reiseplanes ist der in Jahre 1563 entdeckte und somit durch 237 Jahre ununterbrochen in Betrieb stehende Salzberg. Man fährt südöstlich von dem Markte Ischel eine halbe Meile auf einer sehr guten Straße durch das freundliche Dörfchen Reiterndorf, dann im Walde aufwärts zu dem romantisch im Thale liegenden stillen Dörfchen Perneck, in welchem das im Jahre 1811 erbaute unterste Berghaus, die Wohnung des Bergmeisters, liegt, bis zur Sulzstube in der Au, oberhalb welcher, für Allerhöchste und Höchste Herrschaften, bei Befahrung des Salzberges, Tragsesseln, um die sehr ermüdende Fußreise bis zu dem Einfahrtsstollen-Mundloche zu erleichtern, vorbreitet sind, und kömmt neben dem, zwischen zwei prächtigen Wasserfällen romantisch liegenden mittleren Berghause und der Bergschmiede vorbei, in eine nicht unbedeutenden Höhe, die dem Wanderer, besonders an schwülen Tagen, ziemlich Schweiß kostet, bis zum Einfahrts-Mundloche des Kaiserin Maria Ludovica-Stollens, der siebenten Etage des Ischler Salzberges. Das Mundloch ziert, auf allerhöchste gnädige Bewilligung, ein Monument von zwei Pyramiden von Granit, auf deren Spitzen die vergoldeten Kaiserkronen mit Szepter und Schwert auf einem Polster ruhen. Auf die zweimalige Befahrung allerhöchst Ihrer Majestäten und höchsten Herrschaften sind an diesen 2 Pyramiden passende Inschriften, verfasst vom Bergmeister Picklberger, angebracht. Sie lauten:FranCIsCVs IAVstrIae CaesaraVgVstVs pIVsbenIgnVsetLVDoVICaaVgVstapopVLI altera parensVIsItaVerVntVnIVersaLI appLauVsVsaLIs foDInasAm Piedestal:Franz und Louise,sie befuhrendieses Berges inneren Schoss,wo die Gottheit Segensspurenin des Salzes Fülle goss.
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Lange blüh in späten Zeitendieser Salzberg immerdar.Lange leb in Glanz und Freudeunser hohes Kaiserpaar !In der Pyramide linker Seite:Franciscus I.Austriae Caesarliberator Europaepater patriae,Ferdinandusmagnus dux Hetruriae,Antonius et Theresiaprincipes Saxoniaeperlustraveruntsalinarum montesanno Domini MDCCCXIVam Piedestal:Franz, der beste aller Väter,Deutschlands Stolz, Europas Retter,der des Feindes Macht gedämpftund die Friedensgaben erkämpft,ist mit Anton und Theresen,Ferdinanden hier gewesen.Von des Stollens Mundloch geht es dann entweder zu Fuß auf dem Gestänge, oder zur grösseren Bequemlichkeit nach Verschiedenheit des Standes der Besucher in den zu kleinen Wägen zugerichteten Grubentruchen – in Ungarn Grubenhund genannt – die zur Befahrung ordentlich zugerichtet, auch einige derselben mit einer Laterne versehen sind, einen Leichtmann voraus, nebst einem ziehenden, und je nach Verhältnis, einen oder zwei nachschiebenden Bergleuten, nach vorausgegangenem bergmännischen Glückauf in die Eingeweide der salzreichen Erde, bis zum Stückwerk, die in eine Wöhne, auch Kammer genannt, führt. Gewöhnlich, und seit 20 Jahren nur zur Befahrung des Salzberges von fremden Reisenden, die Erzherzog Carl Kammer vorbehalten, die 30 Klafter lang und 25 Klafter breit ist, in ihrem kubischem Inhalte aber 60.000 Eimer Sole fasst, und zugleich in selber, je nach dem Standes
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Personen diese Grube befahren, alte Manipulationsweisen gesehen werden können, dem sich aber die schöne Gelegenheit der Befahrung der Allerhöchsten, Höchsten oder hohen Herrschaften nicht darbietet, der wird auch nach Umständen durch höhere Genehmigung und Liberalität die Art des Berggbaues in Efrfahrung bringen und im Berge durch die dortigen Beamten und Meister genug seine Wissbegierde befriedigen können.Das Salzlager, worauf der Bergbau betrieben wird, ist ein Flözbebirg, welches sich der Länge nach von Abend gegen Mittag zieht, und der Mitternacht gegen Mittag in die Tiefe verflieht. Die Länge des Salzflözes beträgt 450, die Breite 100 und die bisher bebaute Teuffe 205 Wiener Klafter. Die vor dem Salzflöze befindliche Flözschichten bestehen aus Gerölle, Kalkmergel,Übergangkalkstein und verhörtetem Ton, oder sogenanntem Lebergebirg,. Hinter dem Salzflöz steht gleichfalls wieder der Schieferton, Übergangskalkstei an, in welch letzterem sich auch einige Versteinerungen Versteinerungen von Ammoniten, Pektiniten, Chaniten u. d. g. finden. Der zur Aufdeckung des Salzflözes geführte Bau ist ein Stollenbau, und es sind gegenwärtig nebst drei Stollen zur Ableitung der süssen Tagewässer über dem Salzflöz 12 Stollen, oder Bergabteilungen zur Benützung des Salzflözes betrieben worden, von welchen jedoch die sechs höheren Etagen oder Stollen bereits beinahe abgenützt sind, die vier folgenden gegenwärtig in Benützung stehen und die zwei tiefsten als Hoffnungsbauefür die Zukunft betrieben werden. In den vier in Benützung stehenden Stollen befinden sich 28 brauchbare Wöhnen oder Salzerzeugungskammern, in welchen durch Einleitung der süssen Tagwässer und Auflösung des Salzgebirgs die Sulze erzeugt und aus der Kammer, in welcher sie erzeugt wurde, in der nächt unteren Etage abgeleitet wird, während dann die auflösbaren (?) erdigen Teile - der Leiss – in der Kammer am Boden liegend zurückbleiben und bei deren zu großer eines Teils dieses ausgelaugten Gebirges gereinigt werden. Angenehm und überraschend ist der Anblick einer Beleuchtung eine solchen Wöhne , und besonders der Erzherzog Karl-Wöhne in ihrem
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bedeutenden Umfange; noch schöneren und abwechselnden (?) Anblick kann aber die zur Allerhöchsten, Höchsten und hohen Befahrung beantragte, zusammengeschnittene, d. i. durch Durchbruch vereinigte, Lamberg- und Söllinger Wöhne oder Kammer gewähren. Nach genug gesehener Manipulation geschieht die Ausfahrt durch den nämlichen, oder auch nach Wunsch durch einen höheren oder niederen Stollen auf die gleiche Art der Einfahrt. Ober diesem, allgemein zur Fremdenbefahrung gewidmeten Kaiserin Maria Ludovika-Stollen befindet sich das dritte Berghaus, dann die Salzbergklause, zum nötigen Sagschnitt der verschiedenen, unentbehrlichen Salzberg-Manipolations-Holzgattungen, und die Bergkapelle, in welcher alljährlich in einem der nächsten schicklichen Tage vor oder nach Mariae Opferung ein für die Bergleute gewidmeter Gottesdienst gehalten wird. Eine Gesundheitsregel für jeden Besucher sei, dass er sich bei heftigem Schweiße vor der Einfuhr ja gut auskühle, und sich nicht durch die jähling eintretende und lange anhaltende Kälte im Inneren des Salzberges eine körperliche Ungemächlichkeit zuziehe.Man weigere sich auch nicht, die Grubenkleider von einer weißen Leinwand oder Gradel in Form von Schlafröcken – für allerhöchste Herrschaften von Seide – anzuziehenund die Bergkappen oder -hüte aufzusetzen, um seine eigenen Kleider zu schonen.Wer sich an dem First-Himmel – so viel als Decke – oder an den beiden Ulmen – die Seitenwände – stösst, heiiißt in der bergmännische Sprache „er hat sich angemeldet“; wer aber von dem Gestänge abrutscht und sich manigemal dadurch nach Umständen und Ort ziemlich am Fuße beschmutzt, heiiißt „er hat sich einen Lachsen gefangen“.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).