Maria Himmelfahrt. Starker Regen, wie schädlich unserem Bau ! Im Burgtheater „Fridolin“, im Josephstädter Theater „Alle sind verliebt“, „7 Mädchen“; im Leopoldstädter Theater „Schneiderfamilie“, Mus[ik] von Müller. Früh schrieb ich wegen Andres an Seibeler nach Paasdorf. War den Vormittag zu Haus, Reimann, Moreau, Andres speisten mit uns samt der Krieghammer. Holbein besuchte mich; Fürst Wenzel sagte ihm, die Theatergeschichte sei beim Staatsrat, der Graf kam dazu. Nachmittags führte mir Lembert den Direktor Carl auf, dessen Gesellschaft er heute auf einem Flosse erwartet; plauderten über manches. Der Graf kam wieder; nach 5 h zum Holbein, um 8 h ins Bett; Bauchschmerzen bewogen mich dazu.
Band 10 (X.), Seite 181r
10232
1825
8
16
Trüb, feucht. Im Burgtheater zum 1. Mal „Steckenpferde“, Lustspiel in 5 Akten von Wolff. Im Josephstädter Theater „Scharfenecker“, von Weidmann. Um 8 h mit dem Grafen nach Hetzendorf, beim Baron Prónay Quartier auf 6 Wochen suchen; verlangt wöchentlich 100 fl. Sehr schöner Garten, viele Blumen. Theaternachricht, dass der kgl. bayrische Hofschauspieler und Direktor mit seiner Gesellschaft an der Wien bis Ende Oktober spielen wird. Schwarz kam gestern von Berlin und brachte mir ein Paket von Jeanette, wo sie mir klagt und ihre Schwägerin beschuldigt; schloss Zetteln und Rezensionen ein. Fritz aß mit uns; nachmittags erwartete ich den Grafen, um mit ihm die Badenfahrt zu verabreden. Ging zur Ball, dann ins Burgtheater; langweilige Posse, nichts Neues. Die Wohlfarth und Marie Holbein; ich saß neben Wohlfarth, langweilte mich. Wegen Schwarz in Ludlam; war nicht sehr animiert. Um 11 h ins Bett.
Band 10 (X.), Seite 181r
10233
1825
8
17
Windig, viel Staub. Im Burgtheater „Steckenpferde“, im Theater an der Wien „Tell“. Um 8 h mit dem Grafen nach Baden. Stiegen beim Schildknecht ab, aßen da. Sahen seine und Hantls (?) Wohnung im Tempel, besuchte Peter und fuhren um 4 h ab, ich in den Garten. Hermann ließ sich nicht sehen, die Maurer waren nicht fleißig. Honegger bestellte Kuba (?), welcher die Masse nahm und den Dachstuhl enden wird. Kupfer wurde abgewogen. Die Maurer brachen einen Laden im Keller auf und stahlen Wein, schändlich ! Mit Holbein, Reimann und Honegger nach Haus, bei Therese Moser.
Band 10 (X.), Seite 181r
10234
1825
8
18
Windig, kühl. Im Burgtheater „Elise Valberg“; es wird versucht, die unangenehme Störung der Schlusszene durch das frühere Abgehen möglichst zu vermeiden. Im Josephstädter Theater „Sonderbare Laune“, „Herrschaftsküche“, Pantomime in 1 Akt, Giosue tritt auf. Den Vormittag voll Arbeit, Andres kam von Mistelbach, schloss mit 16.000 fl. ab. Ich schickte ihn wegen Kontrakt zum Schmidt, welcher ihm einen Entwurf machte, und versprach, mit ihm nach Mistelbach zu fahren. Der Graf kam, Deliberation wegen Möbeln nach Hetzendorf; schrieb der Gräfin. Mittags mit Andres, nach Tische mit den Kindern gleich in den Garten; leider geschah nicht viel, der Steinmetz hält auf. Ich beschwor den Kuba, fleißig zu sein. Mit Holbein ins Josephstädter Theater; plauderte mit Mayer, Wunderl, dem jungen Roller, welcher von Graz kam. Mit Holbein und Sichrowsky in die Ludlam. Kleiner wegen Prixner als Deputierter des Grazer Ludlam.
Band 10 (X.), Seite 181v
10235
1825
8
19
Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Preciosa“, im Theater an der Wien „Räuber auf dem Culmer Berg“, Schauspiel in 5 Akten von Cuno. Therese und ich sind marode. Ich schrieb der Jeanette, verwies ihr die Unwirtschaft, die Art, wie sie die Schwägerin an ihr Versprechen wegen ihrer Existenz mahnte, etc.. Andres fuhr mit dem Advokaten Schmidt nach Mistelbach, schlossen mit 14.000 fl. ab, in 9 Jahren zu zahlen. Barutzky fand einen überlegenen Gegner. Am 1. Oktober tritt er selbe an. Ich speiste bei Reimann mit Stirnbrand; ein lieber gerader Mann, mit dem ich gerne plauderte; er kommt aus Rom. Dann zusammen in den Garten, der ihm wohl gefiel. Der Bau geht sehr langsam, von allen Seiten Hindernisse. Im Theater an der Wien Carls erste Vorstellung, Vorwort von ihm in Gegenwart der ganzen Gesellschaft gesprochen. Er trat mit allen ganz gebückt heraus und sprach nach Meisl. Gedrängt; den Prolog musste ich an der Tür hören, durch das Orchester kamen Honegger auf unsere Sitze. Im Ganzen langweilig. Helds Kunst ist der beste, Madame Carl für Mädchen zu alt. Plauderte mit Seyfried, im Burgtheater. Therese musste sich legen.
Band 10 (X.), Seite 181v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).