Im Burgtheater „Schule der Alten“, Brevison (?) Minna von Ofen als Mad. Danville; im Josephstädter Theater „Arsenius“. Schlaflose Nacht nach dem Brand. Der immer noch anhaltende Rauchgestank droht Augenweh und Husten. Ich traf Dispositionen, dass Maurer, Tischler, Schlosser kommen, samt dem Zimmermann, um Gewölbe und Keller wiederherzustellen. Fing beim Tischler an, ließ die Scherben aus unserem Keller hinwegräumen, das Brandholz wegschaffen, war als erstes bemüht, alle Spuren des Unglücks zu vertilgen. Reimann, Wohlfarth, Meisl und Krieghammer und viele lästige Besucher kamen; Therese war gar nicht wohl, ich sehr abgespannt; eine Fatalität verdrängt die andere. Honegger war bei Hermann und versicherte, morgen schlage er das Dach auf. Mit Koch sprach ich lange; er erkennt, dass Hermann ein Lump ist. Die Schauenstein kam mit der Hiobspost, dass der brave Feuerknecht Zorn dem Tode nahe sei. Ich schrieb auch dem Grafen; indessen ist er selbst hier. Kridl speiste mit uns, nachmittags mit Honegger in den Garten, zum Steinmetz Mayer, ich zur neuen Kettenbrücke. Der Bau ist solid, schön und der Vollendung nahe. Besonders gefiel mir die Streckmaschine der Kettenglieder. Ein wütender Sturm erhob sich; ich eilte, die Kaffeehäuser zu erreichen. Ging zum Eisvogel soupieren und kam nach 8 h wegen erstickendem Staub gefahren nach Haus, bei Therese waren Fux, Dini und Moser. Gestern erhing sich Dietrich, Hoffmans Schwiegervater, Vater der Stieberger, 74 Jahre.
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Trüb, öfters Regen. Im Burgtheater „Eifersüchtige Frau“, „Gast“, im Josephstädter Theater „Brief an sich selbst“, „Arlequin und Arlequinette“ Steinmetz, Tischler, Schlosser arbeiten an der Herstellung des Gewölbes des Tischlers, der Zimmermann an der Abteilung der Holzgewölbe. Den Vormittag sah ich den Arbeitern nach, auf die Maut wegen Härtl, kaufte 2 Eimer Teer, 2 fl.. Jungmann speiste mit uns. Mit Therese und den Kindern in den Garten; der Schuft Hermann schlägt den Dachstuhl noch nicht auf. Wohlfarth mit Klein, Holbein; später erst kam Koch mit Frau; klagte ihm die unerträgliche Nachlässigkeit. Er schickte Virag zu ihm, ich schrieb ihm. Mit Holbein in die Stadt.
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Heiter, kühl. Im Burgtheater „Taschenbuch“, „Hahnenschlag“, im Josephstädter Theater zum Vorteil des Klein „Johann von Calais“. Kommission beim Stooss wegen dem Feuer, mus 96 fl. 40 x als Löschkosten zahlen. Die Lenerl der kranken Zacharias wurde auch vorgerufen, will von den Unkosten nichts vergüten. Im Amte zahlte ich 240 fl. 40 x, dem Firmhaber (?) 2 seidene Tücheln, 15 fl., den 3 Feuerknechten 15 fl., verschenkt 25 fl., zusammen 300 fl., dann noch die Unkosten vom Hause. Den Vormittag zu Hause. Die Hruschka bekam eine Musiknärrin in „Steckenpferden“ von Wolff und bat Therese um ein kleines, furioses Musikstück. Fritz speiste mit uns, nachmittags gleich in den Garten. Die Zimmerleute schlagen das Dach auf; ich gab ihnen Brot, Bier. Honegger ließ sich nicht sehen, kam erst abends mit Reimann und ihr.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Wunderschrank“, im Josephstädter Theater „Schutzgeist“, die Schreiber. Gestern kam Andres von Willdenschwert. Ich sagte ihm von der Apotheke in Mistelbach. Barutzky schrieb wieder, 16.000 fl sei der letzte Preis. Den Vormittag zu Haus, auf die Maut wegen Härtl, zur Marie wegen Bier. Andres speiste mit uns, nachmittags in den Garten. Leider fand ich, dass der Dachstuhl auf meinem Kabinette und Badezimmer, dann die Dippelböden fehlen; unverzeihliche Nachlässigkeit ! Die Ziegeldecker konnten nur einen Teil decken, so viel wie gar nichts. Abends zur Schwitzer, mit Honegger über den Graben, sehr missmutig. Begräbnis des Dietrich Vater Stieberger.
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Es trübt sich, die Barometer fallen. Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Josephstädter Theater „Fee aus Frankreich“. Den Vormittag zu Haus, Moreau, welcher mit Costenoble eine Rheinreise machte, besuchte uns. Johann vom Grafen war bei mir, er lässt sich nicht sehen; ist doch täglich im Harrach’schen Hause. Mit Therese zu Wohlfarth, auf den Graben, mit ihr speiste Andres. Ich mit Honegger und Kridl bei Wohlfarth. Mittags sah ich mit Honegger die abgegrabene Laimgrube, den Brunnen, Kirche. Gaben am Schottenfeld beim Pfarrer ein Billett ab; Kirchweih, gingen die Straßen durch, dann ins Kaffeehaus, in den Schaf- Gartensaal. Ich ruhte, Honegger tanzte, um 9 h langsam nach Haus. Bei Therese Moser, Krieghammer, Fux.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).