Heiter, warm. Henslers letzte Vorstellung im Kärntnertor-Theater „7 Mädchen in Uniform“, „Rinaldo d’ Asti“. Den Vormittag zu Hause. Meisl mit Familie kam und las uns sein Krönungsstück „Gisela von Bayern, Gemahlin des hl. Stephan, gekrönt im Dom zu Stuhlweissenburg 1002“ vor. Es ist in 3 Akten, handelt von dem Kampfe mit Kuba, Gyula und Kean (?) und schließt mit dem Krönungszuge der Königin. Die Sprache ist schön, das ganze spielt höchstens 2 Stunden. Wallishauser, Jurist Schön und noch ein paar junge Leute waren da. Therese holte ich bei den Jesuiten ab, gingen zu Wohlfahrt, über den Kohlmarkt spazieren. Assen allein, nachmittags zu Haus. Um 5 h sah ich Kornhäusel und den Judenbau, saß beim Jüngling, suchte Gesellschaft, sah beim Rasumofsky die Joche der Kettenbrücke, Sacchettis „Templum Martis – Die kaiserliche Land- und Seemacht“, sehr hübsch. Ferdinand Pálffy unterhielt sich mit mir. Soupierten im Sperlgarten. Sepherl und Saly gab ich Billetts ins Kärntnertor-Theater, voll. Bei Therese war Fux, sie und Dini.
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Es trübt sich; schwül; ich besorge Regen. Wie fatal für den Bau ! Im Burgtheater „Flattersinn und Liebe“, im Josephstädter Theater „Kornblümchen“. Therese ordnete noch ihre Sachen; ich blieb den Vormittag zu Hause, schrieb dem Grafen. Mit uns speiste die Moser. Nachmittags in den Garten. Der Steinmetz hemmt den Bau; Honegger ließ sich nicht sehen, ich schrieb dem. Koch. Um 6 h brach in der Breiten Gasse bei den Drei Kronen ein Feuer aus, Eigentümer ein Tischler und Tandler, Pigler, besitzt 9 Häuser, sehr böse und geizig, jedermann gönnt ihm dieses Unglück; für die Inwohner geschehen Sammlungen. Axt kam mit Wocher (?) und Selig (?); wir sahen von der Galerie den Brand, bis uns der Regen in die Hütte trieb. Zu Hause fand sich Holbein; speiste mit Fürst Wenzel in Hietzing, mit Parish, Trauttmannsdorff, Pepi Esterházy, Ferdinand Pállfy und Leykam. Parish sprach in Sauraus Namen von den 40.000 fl. Kaution, von den 10.000 fl. für die Abonnenten, von der Catalani, welche jährlich im April, Mai, Juni mit der italenischen Oper kommen will, dass Parish heute mit Sedlnitzky sprechen will; nur gute Aspekte; Pálffy sprach Holbein um 100 fl. an. Rindfleisch 17 ½ x.
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Regen, schwül. Im Burgtheater „Eine Freundschaft der anderen wert“, „No. 777“, im Josephstädter Theater „Käthchen von Heilbronn“. Vor 7 h schickte ich schon Honegger auf den Bau und zum Steinmetz. Es kamen Steine, aber leider hemmte der Regen den Bau. Schrieb in des Andres Namen wegen der Apotheke in Mistelbach an Dr. Borutzky. Holbein und Marie speisten mit uns. Nachmittags zu Haus, mit Holbein zum Bau der neuen Brücke beim Schottentor, zur Brandstatt, ins Kaffeehaus vis-à-vis des Theaters, dann ins Josephstädter Theater; Artour (?) von Hannover als Graf Strahl, manierierte und trug gar zu sehr auf. Plauderte mit Meisl, Mayer; Treuhaus (?), Chiolich, Unger – einer Verwandten Quarins – Posany (?).
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Wie gestern.Im Burgtheater „Bruderzwist“, Sophie Heurteur als Lotte; im Josephstädter Theater „Sonderbare Laune“, „Berggeist“. Den Vormittag Arbeit. Mit Therese in den Volksgarten, kaufte ihr grünes Band, 6 fl. 45 x; führte sie zur Stooss. Fritz, Kridl speisten mit uns. Nachmittags brachte ich der Hochsinger 12 Ellen schwarzen Taffet, 20 fl.. Dann in den Garten, blieb bis es finster wurde; ärgerte mich wegen der Dummheit und Faulheit meines Gärtners. Mit Swoboda und dem Studenten aus Böhmen ins Bierhaus auf der Brandstatt, zahlte Rostbratl und Bier.
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Heiter, heiß. Im Burgtheater „Preciosa“ mit Müller, im Josephstädter Theater „Hedwig“ mit Peschke, Artour als Rudolph, dann „Prise Tabak“, Operette. Früh Hinrichtung des Raubmörders Georg Patzko, 29 Jahre, ein Mährer. Mordete in Mannsdorf eine Obstlerin, 82 Jahre, raubte 6 fl. 39 x CM und 34 fl. WW. Gestern abend feierliches Begräbnis des Fürsten Ruffo bei St. Stephan, 72 Jahre. Den Vormittag zu Hause, mittags beim Kaufmann Semlig (?), mit Axt, Wohner (?), Wohlfarth, Kramer; Kárner ließ absagen. Waren recht munter. Fechner besuchte Therese, empfahl ihr Marienbrunn; sie speiste allein. Mit Therese und den Kindern zum 1. Mal in den Garten; Koch mit Frau, Reimann, Fieglmüller. Koch bestimmte einen anderen Steinmetz, Honegger wurde seiner Lauheit verwiesen. Heute ging’s recht gut. Mit Holbein und Theodor ins Belvedere. Dort fuhren abends um 6 h die Eskimo-Indianer von der Baffin-Bai am Nordpol – ich sah selbe am 22. Juni – auf dem großen Teich, warfen auf Gänse, tauchten unter. Erbärmliches Spektakel, gedrängt; die Sitzenden 2 fl; wahre Prellerei.
Band 10 (X.), Seite 180r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).