Heiter, schwül. Im Burgtheater „Epigramm“, im Josephstädter Theater „Zimmerreise“. Den Vormittag zu Hause. Nach St. Stephan zum Requiem für den neapolitanischen Gesandten Fürst Alvaro Ruffo, aus dem Hause Scaletta. Große Pracht, das ganze diplomatische Corps war anwesend. War sehr pompös, Bischof Steinl pontifizierte. Mit uns speisten Stessel, Hochsinger, Marie Holbein. Nachmittags in den Garten, nahm Honegger mit, nachdem ich selben bei Koch ausbat. Weder der Steinmetz Mayer noch der Zimmermeister ließen sich sehen. Das Dach wird also nicht aufgesetzt, die schönen Tage bleiben ungenutzt. Ich war über Honegger sehr erbittert.
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Trüb, kühl, öfters Regen, den Vormittag heiter. Im Burgtheater „Beide Figaro“, im Josephstädter Theater Klein in „Lorenz Stark“. Den Vormittag zu Hause. Stessel und Fritz aßen mit uns, nachmittags im Garten. Die Maurer erreichten die Gleich; gab Virag einen Dukaten, den Leuten 5 fl. Münze. Der Schuft Hermann ließ sich nicht sehen. Der Witwe Köck musste die schlechte Arbeit zurückgegeben und der Steinmetz Mayer genommen werden. Gegen 8 h mit Honegger und Virag auf den Zimmermannsplatz, sahen den Dachstuhl. Zum Steinmetz Mayer; bei der Mauer des Botanischen Gartens ist eine sehr schlechte Passage. Heute kaufte ich 300 Gartengeschirre. Anton versetzte die Blumen im Glashaus.
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Heiter, kühl, nach Mittag Sturm und Regen, gegen Abend heiter, sehr kühl. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Josephstädter Theater „Kornblümchen“. Ich zahlte bei der Schwitzer und nahm die Kinder in den Garten. Mit Therese im Garten, speisten im Zelte Erdäpfel vom Baugrund mit Honegger, Virag, Swoboda. Gegen 9 h in die Stadt.
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Windig, kühl. Im Burgtheater „Großpapa“, „Toni“, Sophie Heurteurs 3. Rolle, gefällt. Im Josephstädter Theater „Gemsenjäger“ von Told. Den Vormittag zu Haus. Holbeins Marie aß mit uns, mit ihr und Dini besuchten wir die Moser bei Weinmüller in Döbling, nachher ich im Garten. Ich sah des Bäckers Gerber Garten, fand die Almássy als Gouvernante. Hermann schlug nicht auf, ja sein Polier sagte, er gehe erst zur Donau, Holz für die Dippelböden zu kaufen; die Bögen zum Saal seien noch nicht angefangen. Ich schrieb die Infamie dem Koch und ihm selbst derb, und forderte einen anderen Meister.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Glück bessert Torheit“ im Josephstädter Theater „Kleiner Proteus“, „7 Mädchen“. Danhauser um den Palast des Ehz. Carl zu sehen; führte um 10 h mich allein herum, Strenz (?) konversierte eine Weile; schön, prachtvoll. Zum Wohlfarth, Holbein, versprach ihm Nessmüllner. Kam um ½ 2 h nach Hause. Im Schulhof sagte mir Wassek, bei mir im Keller brenne es. Ich stürzte wegen meines guten Weibes nach Haus, erreichte vor Rauch kaum meine Wohnung, beruhigte sie nach aller Möglichkeit. 3 Spritzen, ein paar 100 Menschen arbeiteten, Tausende waren Zuseher. Erst um 5 h wurde man des Feuers Herr. Der Unterkammeramtsdiener Zorn, der mit Maske und Luftpumpe hinab zu gehen versuchte, wäre bald erstickt und musste ins Spital gebracht werden. Um 6 h war ich einer der ersten im Keller. Fand nur der Zacharias Holz zum Teil verbrannt, welche gestern einen Stoß bekam; alle Unterteilungen zerschlagen, beim Holzhay über 4 Schuh Wasser, bei mir 60 Bouteillen zerschlagen, der Keller aufgebrochen, beim Tischler Neuberger den Fußboden, das Gewölbegitter, Fenster ausgeschlagen, bei der Zacharias und Wassek der Fußboden aufgebrochen, der Schaden bedeutend. In Weinmüllers, Holzhays und der Zacharias Keller sind die Unterabteilungen zum Teil verbrannt, zum Teil ausgerissen. Das Gewölb rettete ich, da ich vom Fenster hinab harangierte und Kornhäusel den Hausplan hinabwarf. Holbein, Wohlfarth kamen die ersten, Fux und Dini sahen beim Hocheder herab. Rauch und Gestank waren unleidlich, dauerten die ganze Nacht und den kommenden Tag, ließen mich nicht schlafen, Traubenberg, Rotter, Stooss, Roiss (?) kamen. Ersterem erzählte ich die Infamie mit der Bestie Rosine, welche während dem Feuer die Grenadiers küsste und schäkerte. Im Vorhaus blieben Polizei, vom Unterkammeramt Vertraute. Während dem Brand Regen und der Schuft Hermann schlug das Dach nicht auf. Kridl, Kathi und Holbein aßen um 8 h mit uns Melone.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).