Schöner Morgen im Garten. Swoboda, welcher einen Maulwurf schoss, und Andres frühstückten mit mir. Ich machte die Berechnung, dass Barbaja vom 1. Dezember 1822 bis Ende Dezember 1823 samt 140.000 fl. vom Aerarium, 14. 148 fl. vom Redoutenbeitrag, 480 fl. vom Wohlfarth, 366. 424 fl. eingenommen hat. Schrieb der Jeanette durch Schwarz sehr viel. Mit uns speisten die Kinder, Andres, Swoboda; Holbein ließ absagen, weil er zu Trauttmannsdorff und Saurau musste. Nachmittags kam die Schwitzer mit Anhang; mit Fux, Tuchhändler Nitschner und F[enkels ?], den Reimannischen, Pollack und Frau, Winkler etc., im ganzen über 50 Personen. Zuletzt sprang Stutz (?) mit den Reimannischen. Die Schmirer ist nach Traiskirchen, tut für Jeanette gar nichts.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Erinnerung“, im Josephstädter Theater „Turnier etc.“, Mad. Göcking von Danzig. Therese ordnete alles zur Umsiedlung in die Stadt. Heute ließ ich anfangen, den Keller zu unterteilen. Gestern brachten die Reimannischen das Hutschenbrett. Ich schrieb an Röser, mit uns speisten Andres, Swoboda, Dini, Krieghammer Kathi und Holbein. Er erzählte mir die gute Aufnahme bei Trauttmannsdorff, war eine Stunde da. Dem Jäger schrieb ich nach Linz und Wächter bestellte ich zu mir, schrieb beiden, dass Holbein am Samstag mit Stuppan abgeschlossen habe. Pölt beträgt sich sehr schlecht; Holbein war Zeuge von Pölts Vermessenheit und Undank. Brachte die Bestie wieder ins Haus, räumte einen Teil weg, Therese gab dem Swoboda 2 Musselintüchel, 5 fl.. Um 7 h fuhr sie mit Dini in die Stadt, ich deliberierte manches wegen Bau mit Honegger. Wohlfarth, Imhof etc waren da. Um 9 h im Gewittersturm nach Haus.
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Heiter, schwül. Im Burgtheater „Stille Wässer“, mit Mad. Neumann; im Josephstädter Theater „Häusl[icher] Zwist“, Taschenspieler Döbler (?). Den Vormittag zu Haus, ordnete manches. Therese bereitet sich nach Baden. Mittags bei Holbein mit Löwes Bruder, der Neumann von Karlsruhe, sehr angenehm in Gesellschaft, Generaldirektor Feige von Kassel, Hauptmann Schenkendorf (?), Weidmann. Dem Oberkommissär Rotter brachte ich selbst die Gartenbilder. Oberstleutnant Lethenyey verlangte unsere Gartenbilder, welche ich ihm brachte; hatte große Freude. Nachmittags in den Garten; der undankbare Pölt ist ausgezogen. Pinterics mit Kindern besuchte mich, gefiel ihm gar sehr.
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Peter und Paul, schwül; nach Mittag erhob sich ein mächtiger Sturm, drohte die Bäume aus ihren Wurzeln zu reißen. Es wurde kalt. Im Burgtheater „Preciosa“, Neumann zum letzten Mal; im Josephstädter Theater „Aline“. Nach 9 h mit Therese und den Kindern in den Garten. Vor Tische besuchte uns Rathmayer mit Frau und 2 Knaben, waren entzückt über den Garten. Ich ließ sie mit einem Fiaker nach Hause führen. Mit uns speisten Andres, Swoboda und die Hoffmann mit ihrem Ferdinand. Wohlfarth, sie, Luise, Seitz, sie, Pepi, Pinterics, sie, 2 Kinder, Honegger etc. waren unsere Gäste. Dem Swoboda gab Therese zwei Musselin-Tücheln, 5 fl.. Um 8 h ging alles. Zum letzten Mal schliefen wir im Garten.
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Kühl, trüb, windig; öfters Regen. Im Burgtheater „Coreggio“, Löwe zum letzten Mal. Wir frühstückten mit Andres im Zimmer, ließen ihn mit der Lenerl im Garten und fuhren um 9 h in die Stadt. Ich bestellte für Therese einen Wagen nach Baden, 8 fl. 40 x, um 3 h beim Erzherzog Carl. Den Vormittag zu Hause. Ortner bat, ihn Holbein zu empfehlen, er und Fritz speisten zum Abschied bei uns. Holbein muss am Nachmittag zum Saurau, wegen Kaution; er leistet keine. Der Graf schrieb von Piestyan, Vinzenz habe vom Kaiser ein Moratorium auf 6 Jahre erhalten und verboten, den Jungmann zu zahlen; wie infam ! Mit Therese fuhren Dini und Saly; herzlich und bange war der Abschied. Ich gab ihr 200 fl.. Nachmittags zum Steuereinnehmer Mayer und Kárner. Von ersterem nahm ich 30 Abonnementbilletts, 25 fl.; erzählte mir, welchen Sturm er mit Hensler und dem kecken Kanzler hatte. Kárner weiß von einem Moratorium nichts, wohl aber, dass in der Pressburger Zeitung, Freitag, 24., No. 49 eine Aufforderung von der Güteradministration stehe, dass sich alle Gläubiger binnen 6 Wochen melden sollen. Ich ging sehr ernst herum, in Gesellschaft, auf den Wasserkurplatz. Um 9 h in die Ludlam, allein mit Holbein. Die Sitzung dauerte bis nach 8 h; weil er die Kaution verweigert, scheint die Sache abgebrochen zu sein. Ich sagte, es beginnt nochmals, denn es findet sich kein Pächter.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).