Der Morgen schwül, heiter. Im Garten sehr lieblich, nach Tische Gewitterregen. Unsere silberne Hochzeit ! Wie glücklich fühle ich mich an der Seite meines braven Weibes. Beim Erwachen gab sie mir 12 von ihr genähte Sacktücher, dann mit herzlichen Zeilen Salieris Andenken, die schöne goldene Dose. Innig freute mich beides. Ich gab ihr ein Fläschchen Eau de Cologne im silbernen Einsatz, 33 fl., Überrock von englischer Leinwand, 35 fl., Kistel Eau de Cologne, Kirschwasser, englische Seife 12 fl., nachträglich 6 Batisttücheln 30 fl., zusammen 100 fl.. Alles machte ihr Vergnügen. Zum Speisen Fux, sie, Dini, die Kinder, Holbein und Marie, Pölt, Swoboda und die gute Moser mit Sepherl; brachte mir 50 fl. Zins. Der Sepherl schenkte ich 5 fl., der Saly 1 fl. 40 x. Die Fux brachte einen Laib Brot und 5 Blumentöpfe, welche mir viel Vergnügen machten. Holbein las ein herzliches Gedicht in der Blumensprache mit dem Motto „Je länger, je lieber“, welches uns innig rührte, Holbein und ich sprachen lange über die Pachtung des Kärntnertor-Theaters und Theaters an der Wien, welches im schlechten Jahre 110.000 fl. einnahm; Holbein begnüge sich mit der Einnahme von 200.000 fl., wahrlich sehr mäßig. Bis 8 h blieb alles.
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Ein schöner Morgen. Im Burgtheater gestern „Ahnfrau“, heute „Epigramm“, Löwe von Kassel Jaromir, Klinker, gefällt sehr, ist brav; im Josephstädter Theater gestern „Arlequin und Arlequinette“, heute „Freischütz“, Schauspiel von Gleich in 3 Akten. Im Garten. Therese klagt über Kreuzschmerzen, musste sich legen. Wie schmerzlich ist mir das Gefühl, die Gute leiden zu sehen. Dem Fechner schrieb ich, bat ihn zu Therese zu kommen; schickte durch Saly Medizin. Payer schrieb mir, dass Nany übler sei; schickte für Toni 2 Paar Strümpfe. Mittags mit den Kindern allein. Ortner besuchte mich; sprachen von der Theaterübergabe, dass bei 16.000 fl. Kleider und 240 Dekorationen vorrätig sind. Pölt ging früh um 6 h nach Petersdorf und Kalksburg und kam erst um 10 h zurück. Ich aß mit den Kindern allein im Zelt. Nachmittags kam Wolfmayer mit 2 Kindern, Seitz mit ihr und Pepi, Honegger, Vermaine (?). Fechner kam erst gegen 8 h, verordnete Umschläge von Haarleisen (?); gab ihm und allen Damen Bouquets. Seitz führte die Kinder nach Haus. Sepherl blieb bis nach 9 h.
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Schwül, öfters Regen, während dem Essen Donnerwetter mit Wolkenbruch, der ganze Rosenweg und Bauplatz stand im Wasser. Es blieb schwül. Im Burgtheater „Herrmann und Dorothea“, im Josephstädter Theater „Armida“. Therese leidet noch immer, muss liegen. Fechner befahl Umschläge mit Schmalz, neue Arznei. Brachte Ubald, wir gaben ihm Erdbeeren, Rosen. Um 8 h kamen die Kinder, frühstückten, Therese gab der Toni Vortuch aus grauem Taffet, 2 Krägen, von ihr selbst gemacht, ein Kleid von blauem Percal und silbernen Becher. Pölt, Swoboda und die Kinder aßen mit mir im Zelt, die Kinder spielten im Vorzimmer. Abends kamen Schellhorn, Seyffert, Swoboda; Pölt war den ganzen Mittag und Abend nicht zu Hause. Gegen 7 h mehrten sich bei Therese die Leberschmerzen. Ich schickte Sepherl mit den Kindern zu Fechner, fand ihn nicht, brachte Stessel, welcher Egel verordnete. Bis noch 14 Egel gesetzt waren, blieb er, es war 10 h vorüber. Wenig Linderung hatte das gute Weib. Es war eine elende Nacht; ich bin auch ganz marod.
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Schwül. Im Burgtheater „Testament des Onkels“, mit Löwe, „Jurist und Bauer“. Im Josephstädter Theater „Gevatter Mathias“. Im Garten, Therese leidet noch immer an heftigen Schmerzen an der Leber. Gegen Mittag kamen Fechner und Stessel, beide verordneten nur 15 Egel. Gab Netzers (?) Gehilfen 12 fl. Nach dem Blutverlust wurde ihr leichter, sie ruhte, mittags speisten Fux, Seitz, Streitfort, Holbein, Theodor, Swoboda und Pölt da, mit welchem Seitz und ich eine ernste Unterredung hatten. Er geht und folgt der Bestie; kündete schriftlich auf, dass er am Letzten abgeht. Wie undankbar ! Nachmittags kam die Seitz, Pepi, Imhof mit Anhang, Reimann, Fieglmüller, welche mir 2 Blumen brachten, Kanzler mit Zampis, Traubenberg, sie mit 3 jungen Leuten; spielten, blieben bis 10 h. Um 9 h kam Stessel, fand Therese besser.
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Warm; Gewitter türmten sich auf, es war aber mit einem kühlen Wind abgetan. Im Burgtheater „Eduard von Schottland“, mit Löwe; gefällt im Tragischen nicht. „Vetter aus Bremen“, im Josephstädter Theater „Armida“. Gestern abends, nach 14 Tagen, kam Andres; auch indiskret; er und die Fux frühstückten im Zelt. Therese ist viel besser, aber sehr geschwächt. Ich sprach Streitfort, Pölt, er k[ündet ?] der Bestie nicht, kündet mir jetzt auf, vor dem Bau, damit ich es nach demselben nicht tun kann; wie schändlich ! Er, die Fux, Kridl, Swoboda speisten mit uns. Der Chirurg Netzl (?) verlangte 30 fl., wie unsinnig ! Ich schickte 17 fl., da die Taxe vom Egel 8 x ist. Nachmittags kam Wohlfarth mit dem Professor und Direktor des Hospitals in Kopenhagen, Wendt, und Kwiatkowsky, abends kam Stessel. Ihm und Fechner gaben wir Bouquets, schöne Erdbeeren. Therese hat wieder Schmerzen an der Leber, ist äußerst schwach. Sepherl fuhr mit Stessel in die Stadt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).