Ein melancholischer Tag, ein Platzregen überraschte uns, regnete bis 5 h. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, Im Josephstädter Theater „Armida“. Im Garten. Zapf gab der Pepi im Salettl Lektion, Theodor, Swoboda, Ritter, welcher 12 Pelargonien von Antoine brachte, aßen mit uns im Zelt. Mussten wegen Regen im Zimmer bleiben. Therese legte sich wegen Kreuzschmerzen, wir folgten nach 8 h. Andres reiste zur Geliebten nach Walterskirchen. Rindfleisch 15 x.
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Fronleichnamstag, feucht, trüb. Vormittags mit den Kindern allein, Sepherl kam aus der Stadt, mit uns speisten Swoboda, Steiner. Ließ abwurmen. Nachmittags Fux, sie, Dini, Schauenstein, Wohlfarth mit Klein, Bohn, Geissler, Massauer, Elsler mit Hyrtl. Um 8 h ging alles und wir zur Ruhe.
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Trüb, kühl. im Burgtheater „2 Nächte in Valladolid“, im Josephstädter Theater „Armida“, zum 6. Mal. Früh schrieb und beantwortete ich den Brief der Jeanette durch Kunowski, welchem ich auch unsere Gartenbilder schickte. Durch Koch ließ er mir sagen, dass Jeanette vom 1. Juni 1100 Taler Gage habe. Uns schmerzt, dass die Schmirer gar nichts für sie tut. Jungmann, Holbein, Kridl, Theodor, Swoboda speisten mit uns. Plauderten viel vom Theater. Holbein und Schwarz engagierten mich heute zum großen Ludlam. Nachmittags kam Axt, Schmirer, Braun mit Reimann und Anhang, tranken im Salettl Kaffee. Ich fuhr mit Holbein ins Josephstädter Theater „Armida“, leer; miserables Machwerk, gute Musik von Gläser, Heckermann singt brav. Sprach Gläser, Neefe, Castelli. In Ludlam wurde Kunowski, welcher morgen abreist, samt Huber zum Körper gemacht, mit dem Namen Pontifex – weil er von Berlin eine Brücke baute, die seinen Namen hat – der Vogelsteller; engagierte die Sontag, Wächter, ihn und Jäger; der H(uber ?) Sarastro, Ludlams Congror (?), Beleuchtungsinspektor. Kunowski umarmte mich und empfahl mir seinen zurückbleibenden Aktionär Marchand. Es war sehr lustig, Anschütz fuhr mit mir um ½ 1 h nach Haus.
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Windig. Im Burgtheater „Mündel“, Löwe von Kassel als Philipp Broock (?), gefiel sehr; im Josephstädter Theater „Armida“. Wir frühstückten mit Pepi, um 9 h in die Stadt. Oberstleutnant Lethenyey führte mich in seinen Garten; schöne und viele Rosen und Pelargonien. Arbeitete, Elsler brachte die Nachricht, Pölt sei um 10 h aus dem Spital entlassen worden. Ball gab mir ein schwarzes, langes Perlen-Uhrband, sehr hübsch gearbeitet. Mittags bei Wohlfarth, Dräxler, Bohn, Klein. Zur Schwitzer; holte Toni ab, fand Pölt mit Elsler, Holbein, Marie, kleinem Klingmann, Kwiatkowsky, Leyritz, Lafontaine, Ritter etc., Verdruss mit Rosine und Sohn Anton; verwies die Bestie des Hauses. Elsler gab ich ein gelbes Gilet und Musselinhalstuch.
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Trüb, windig; später Regen, welcher den ganzen Tag anhielt. Im Burgtheater „Johanna von Montfaucon“, im Josephstädter Theater „Armida“. Pölt war schon um ½ 7 h bei uns, dies empörte mich. Prozession durch die Mittelgasse; mit den Kindern in den Keglevics’schen Garten, die Prozession zu sehen; sie war zahlreich, feierlich. Um ½ 11 h zu Haus, erst um ½ 12 h kam Pölt nach Hause; sein Sohn wartete und klagte, dass der Vater von der Bestie sich nicht losreissen wird. Mittags bei Reimann, brachte allen Bouquets; mit Schmirer, Gruber, Honegger, Pollack und Frau von Weinzierl; herzliche Freude. Um 5 h mit Honegger nach Haus; er mass den Horizont des Eingangs, das Gewölbe der Kellerstiege. Wohlfarth besuchte mich. Ich klagte ihm und Elsler Pölts unverzeihliche Schwäche, gab ihm für ihn 48 fl., mit dem Bedenken, es ja nicht der Canaille zu geben, und wenn er sich nicht von ihr losreissen kann, müssen wir uns trennen. Nach 6 h kam Therese mit Pepi, Swoboda; jausneten mit Elsler. Nach 8 h im Bett. Jeanette schrieb, dass sie im neuen Quartier, Königstraße No. 25, eine Treppe hoch, wohne und eigene Möbel anschaffe.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).