In der Nacht und am Tage öfters Regen. Im Burgtheater „Feinde (?)“, Drama in 4 Akten von Houwald, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“, im Theater an der Wien „Friedr[ich] von Österr[eich]", Schauspiel in 5 Akten von Iffland. In allen Theatern „Gott erhalte“. Früh zu Hause, lange beim Grafen, trieb mich auf den Straßen herum. Kridl, Röser, Dräxler, Koch, Fiala speisten mit uns, wir erhielten Karten für die Fux, Schmirer, Reimann, Schwitzer, Traubenberg, Kanzler. Einzug der Königin vom Theresianum durch die Kärntnerstraße, Graben, Kohlmarkt in die Burg; tiefer Kot. Mit Röser auf den Graben, den Zug zu sehen. Viel Militär in der Stadt, auf der Wieden die Bürger. Der Zug war imposant. Sie saß mit ihren 3 Töchtern, hinter ihr die Garde. Kanonendonner begleitete den Zug; er passierte um ½ 4 h. Mit Röser in Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater, sprach Kike, ins Bett.
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Heiter, mittags Regen; sehr kotig. Im Burgtheater „Feinde“, im Kärntnertor-Theater „Gott erhalte !“, von den Italienern gesungen, dann „Alcina“. Im Theater an der Wien „Zeche“, Familie Chiarini. Früh zum Grafen, war aus. Zum Kanzler, gab ihm Karte in die Kirche, sprach Birkmayer. Zu Schwitzer, brachte ihnen 3 Kirchenbilletts, den Kindern die grauen Überröcke, schwarzen Mäntel, dann in den Garten. Röser, Dräxler und die Kinder speisten mit uns, nach Mittag sah ich die Augustiner. Um 6 h Vermählung des Ehz. Franz mit der Prinzessin Sophie. Ich ließ abends die Kinder nach Hause führen. Mit Tony in die Theaterkasse, ein starker Regen überraschte uns und hielt an. In Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater, sehr leer. David, Fodor, Eckerlin sangen Soli, ersterer schlecht, letztere unter dem Donner der Kanonen.
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Früh heiter, dann trüb; den ganzen Abend Regen. Im Burgtheater „Aussteuer“, im Kärntnertor-Theater „Nozze di Figaro“ mit David, Fodor, Lablache, Comelli, Ambrogi, Dardanelli, Donzelli, Rubini, Ciccimara; im Ballet „Telemaco ed Antiope“ von Vestris, Brugnoli, Vaquemoulin, Bretel, Romacini, Rozier, Hullin, Samengo; im Theater an der Wien „Studentenwirtschaft“, Familie Chiarini, „Beschützter Harlekin“. Früh zum Grafen. Therese bekam Besuch von der Schmirer. Zu Hause, Dräxler und Röser speisten mit uns. Nach Mittag zu Haus, mit Röser sah ich Neuners Kaffeehaus und das von Tschepp kirschrot drapierte Zimmer, sehr imposant, fand Poller mit Pohl und Gruber. Um 5 h ins Kärntnertor-Theater. Loge 24 fl., Sitz 4 ½ fl., Eintritt ins Parterre 2 fl., 4. Stock 1 fl. 36 x, Sitz 2 fl. 24 x, 5. Stock 48 x. In den 4 Galerien sind die Lichter in Reihen und an den Pfeilern vierarmige Girandols, am Portal 48 Lichter, insgesamt ca. 800 Lichter, grelle Beleuchtung. Die rechte Logenreihe im 2. Stock war für die Hofsuite, die Hofloge im Hintergrund, rot. Mitten saßen Franz und Sophie, zur Rechten die Königin, der Kaiser, links die Kaiserin, dann der König. Im Parterre sprach ich den Grafen, Persa, Czikanek, erzählte ihm von des Stenz (?) Infamie, welcher sich eindrängte. Der Anblick so vieler eleganter Menschen war imposant, das Spektakel interessierte wenig, war um ½ 10 geendet. Auf dem Burgplatz und der Bastei sah ich die 8 bengalischen Feuer.
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Heiter. Im Burgtheater „Feinde“, im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Theater an der Wien Einnahme des Pensionsfonds „Der kurze Mantel“, französisch (?) in 3 Akten von Seidl, Musik von Riotte, mit Blumenthal und Seyfried. Früh zum Grafen. Zu Richart, sehr schwach. Nach Haus, mittags allein, Dräxler schickte Redoutekarten für Traubenberg, Architekt Koch, Assen, Aspelmayer, Andres, Wertheimer, Honegger, Reimann, Benedetti, Schwitzer; wird sehr gefragt. Nach Mittag zu Architekt Koch, sprach seine schöne Frau, zum Traubenberg. In Gesellschaft ins Theater an der Wien, Dekoration von Arrigoni, schön, nur etwas kleinlich gemalt; das Ganze ohne Effekt; nicht voll. Mit Seitz und Schwarz in die Ludlam, Haizinger reiste mit Winterberger (?) nach Frankfurt.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Fridolin“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“ mit Rauscher, im Theater an der Wien „Kurzer Mantel“. Früh kam Dräxler noch mit Karten für die Redoute parée, ich erwartete Benedetti und Mayer von St. Florian, übergab ihnen Rosen für Schmidberger, führte sie in die Redoutensäle. War selbst bei Koch, Reimann, Traubenberg, erfreute sie und die Schwitzer mit Blumen. Mittags bei Wohlfarth, mit Glaser, Kridl. Nach Tische sah ich die Säle und Mayers Credenzen, sehr ordinär, es werden nur Refriskaden gegeben, nicht sehr elegant. Zu Haus, gab noch Ortner, Pfanner und Kanzler Karten für die Redoute. Ging herum, ins neue Kaffeehaus beim Pogner (?), plauderte mit Kike, Schwolt (?). Ins Kärntnertor-Theater mit Seitz, dann nach Haus, Therese war allein. Begräbnis des Philipp Klingmann, starb an Entkräftung im 69. Jahr. Hausknecht hielt die Rede.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).