Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Ahnfrau“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“, im Theater an der Wien „Machtspruch“. Am Vormittag arbeitete ich zu Hause, zum Grafen, sprach Boito. Mittags Unterzeichnung des Ehekontraktes mit Joseph Szabó bei Wohlfarth; unterblieb wegen Freitag, reist morgen ab. Jory, Fink, Neumann speisten da. Barbaja, welcher keine Audienz erhalten konnte, gab dem Kaiser eine Schrift ein, um Verlängerung des Kontraktes bis Ende April 1825. Mit Therese, August und den Kindern in den Garten. Wiese (?) und Froon kamen, die Citius; ich las in der Hütte. Zu Wohlfarth, nahm Abschied von Szabó. Ins Kärntnertor-Theater; sprach Kike.
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Veränderlich, es trübte sich; der Sturm erregte mächtige Staubwolken; abends Regenguss. Im Burgtheater „Männerfreundschaft“, im Kärntnertor-Theater „Zum Goldenen Löwen“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Jurist und Bauer“, „Lügner und sein Sohn“. Früh zum Grafen, Therese und ich schrieben der Jeanette. Therese sang mit der Reich Nettl und speiste dort. Ich im Garten mit Swoboda, nach Mittag kam die Schmirer mit Anhang und Reimann, jausneten in der Hütte. Dass wir den Brief an Jeanette versiegelt sandten, schien sie zu verdrießen; aber auch sie ist sehr verschlossen. Man lohnt Vertrauen mit Vertrauen. Ich erzählte ihr, dass ich heute auch dem Hensler antwortete. Werner schrieb ihr ab. Morgen fährt sie mit der Reimann nach Guntramsdorf, Reimann mit den Burschen nach Fischamend. Ich in Gesellschaft ins Theater an der Wien; Klein ist eine Kopie von Wurm, gefiel, aber leer; dann ins Kärntnertor-Theater.
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Anhaltender Regen. Im Burgtheater „Grafen Montalto“, im Kärntnertor-Theater „Le Nozze“, im Theater an der Wien „Lügner“ etc., „Silberschlange“. Den Vormittag zu Haus, zum Grafen. Bei St. Ruprecht großes Amt, Reich Nettl singt, Therese fuhr hin. Sprach Kike, mittags bei Wohlfarth mit Kridl, Koch, LeBleu und dem Kurier Ziegler; Therese aß zu Haus allein. Nach Mittag zu Haus, Therese ging zur Moser, ich ins Kärntnertor-Theater; Kanzler ließ mir neben der Dufour einen Sitz aufsperren. In Ludlam; Saphir war guter Laune und Wilde von Petersburg erzählte von ihrem Theater. Der Sturm in der Nacht, das Aufschlagen der eisernen Balken vom Zeughaus störten unsere Ruhe.
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Trüb, kalt, mittags wieder Regen. Im Burgtheater „Schule der Alten“, im Kärntnertor-Theater „Gebesserter Lorenz“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Leben – ein Traum“. Todestag unserer guten Mutter 1814; meine arme Schwester Nany liegt immer. Früh beim Grafen; zu Haus, schrieb dem Jean. Hensler antwortete mir; er freut sich, meine Hand zu sehen. Er engagiere die Jeanette mit halber Einnahme und billiger Gage. Reimann brachte seine Interessen; sie waren gestern alle bei der Schmirer. Mittags allein, Peter besuchte uns und plauderte lang. Nach Mittag sah ich im Garten nach, setzte dem Morawa wegen der Straße tüchtig zu; der Regen verdarb selbe wieder. Ging mit Reimann; morgen sind sie mit der Schmirer alle bei Seitz. Blieb in Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater.
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Der erste Reif, kalt. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, im Kärntnertor-Theater „Corradino“, im Theater an der Wien „Vetter aus Bremen“, „Silberschlange“. Früh zum Grafen, zur Richart, bessert sich etwas. Zu Haus, die Hoffmann kam, die ganz vernachlässigte Wohnung der Vio zu sehen. Agnes und Dräxler speisten mit uns. Therese ließ der Toni eine grünen taffetnen Hut, 3 Nachtleiberln und einen quadrillierten Spenzer machen. Ich holte die Kinder ab, weil sie an Kopfschmerzen litt. Gingen zum Burgtor herein, groß war der Toni Freude über die Geschenke. Therese gab ihnen Trauben und Schokolade. Um 8 h führte sie Sepherl nach Haus und ich legte mich.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).