Warm. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, Marie Holbein als Suschen; im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Blaubart“, im Theater an der Wien „Wladimir, Fürst von Nowgorod“, Oper in 3 Akten von Stegmayer, Mus[ik] von Bierey. Früh zum Grafen. Mein Bruder schrieb mir, nachdem er vorher einen Monat nicht schrieb, und wies mir 2000 fl. Zahlung an, welches mich sehr verdross und ihm durch Pepi derb schreiben ließ. Dem Andres gab ich laut Wechsel meines Bruders 1100 fl.. Gestern besuchten wir den jüdischen und katholischen Kirchhof und das Grab der Eva Wertheimer. In ersterem fand ich einige Grabinschriften; Sichrovsky: „Sich losgerungen von des Lebens und des Leidens schwerer Last, schlummert unten, was von der Erde, wandelt oben, was von oben war. Von allen geliebt, von jedem geliebt, von vielen vermisst; Franziska Arnstein geborene Itzig, am 8. Juni 1818. Einzig war sie, unvergesslich bleibt sie. Ihr Name ist die schönste Grabinschrift“. Um 11 h kam Reindl von Linz, gab ihm Karte ins Kärntnertor-Theater, mit Wohlfarth zu Kárner. Szabó, Vizefiskal von Esterház, will die Tony heiraten. Er hat 150 fl., Prozent (?) 38 fl. 24 x, Kanzleitaxen 20 fl., 12 Metzen Weizen à 3 fl. 36 x, 24 Metzen Korn à 2 fl. 48 x,10 Eimer à 10 fl., 6 Klafter Holz 650 fl; zusammen 452 fl. 24 x.; ein Fiskal im Geld 460 fl., Prozent 187 fl 45 x, Kanzlei 30 fl., Weizen 24, Korn 48, Haber 65, Wein 10 Eimer, Holz 16 Klafter, Heu 110 Zentner. Reindl speiste bei uns, nach Mittag in die Bildergalerie, in den Garten. Wohlfarth, Reimann – sie blieb noch in Baden –, Polborn mit 2 Fremden, alle über den Garten entzückt. Ins Kärntnertor-Theater erklärte Reindl das Ballett, plauderte mit Fuljod, Zampis, Schwarz.
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Höchste Einnahmen und Menschenzahl im Kärntnertor-Theater bei italien[ischen] Opern:Logen im 1. Stock 20, im 2. 22, im 3. 24, im Parterre 4, zusammen 70 Logen à 40 fl.Sitze im Parterre 136, Galerie 96, zusammen 232 Sitze à 6 fl.Sitze im 4. Stock 75 à 4 flPlätze in Parterre und Galerie 500 Personen à 3 1/3 fl. Plätze im 4. Stock 300 Personen à 2 fl. 30 x Plätze im 5. Stock 300 Personen à 1 fl. 15 xHöchste Einnahme:Menschenzahl:in Logenauf Sitzenauf Plätzen in Parterre und Galerieauf Plätzen im 4. und 5. Stockzusammen Personen 2800 fl. 1392 fl. 300 fl. 1666 fl 40 x 750 fl. 375 fl. 283 fl 40 x 300 300 500 600 1700
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Aussteuer“, Marie Holbein als Sophie, gefiel, im Kärntnertor-Theater „Zelmira“, im Theater an der Wien „Gerader Weg“, „Silberschlange“. Früh zum Grafen, arbeitete zu Hause. Kridl speiste mit uns, nach Tische in den Garten, Wohlfarth, sie und Tony kamen. Ich stellte ihnen Szabós geringes Einkommen, die ungesunde Lage von Esterház, das Alleinsein – weil ihn seine Geschäfte oft abruften –, die kleine Aussicht auf Avancement, alles vor. Dem Mädel gefällt er. Nun werden Kárner und Eckhardt wegen seiner Gemütsart bestürmt, ob er von Adel, bedeutende Nebeneinkünfte habe, etc. Die Reimann kam mit Evarist allein, die Schmirer bleibt auf 8 Tage in Baden. Therese in den Volksgarten, ich über Salzgries, Bastei ins Kärntnertor-Theater, dann ins Bett. Rindfleisch 17 ½ x.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Ahnfrau“, aber wegen Wallbach „Richard von Franken“; im Kärntnertor-Theater „Elvira e Claudio“, im Theater an der Wien „Wladimir“. Früh zum Grafen. Sprach Birkmayer, ins Diana-Bad. Um 1 h führte uns Tschernohlawek nach Pötzleinsdorf. Fanden eine freundliche Aufnahme, die Keppler (?), Dassmann (?), mein alter Koch; gingen im Garten herum, sahen Geymüllers Grab, zur Windmühle; schöne Aussicht. Assen sehr gut; nach Tische Siesta, dann nach Neustift und nach 7 h im Mondschein in die Stadt. Ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Schwarz. Feuerwerk „Königin der Nacht“.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Erbschaft“, „Eheliche Strafe“, „Kuss durch Anweisung“; im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Blaubart“, im Theater an der Wien „Yngurd“. Früh zum Grafen, mit Reindl von Linz in die Schatzkammer, 2 fl.; fanden höfliche (?) Aufnahme, sprach Hoffmann. Mittags allein, nach Tische in den Garten. Kommission mit Morawa, Burg, Reinl wegen Herstellung der Straße. Reinl diktierte Unsinn. Reimann, die Fux, Damm etc. kamen in den Garten, ich blieb meistens in der Hütte. Mit Holbein zur Beleuchtungsprobe beim neuen Burgtor, bin nicht ganz zufrieden; Fiala sah ich gar nicht. Ins Kärntnertor-Theater, plauderten viel von der Pachtung des Kärntnertor-Theaters und Theaters an der Wien; wie sehr selbe gesunken.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).