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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9861 1824 8 11 Rückreise jenseits der Donau, passierten Urfahr, Mauthausen, Grein, Greinburg, dem englischen Herzog von Sachsen-Coburg gehörig. Bruder Röser begleitete uns. Ein schöner Morgen. Wir bestimmten, mit dem Greiner Ordinari zu fahren und Himperl voraus zu senden. Unglücklicherweise fuhren wir wegen Tabakfassung erst um 12 h weg. Gingen herum in der Stadt, kaufte beim Schwertfeger Hausmann am Schmidtor eine englische Schatulle aus Schildkrot, und Spielwerk, 2 Stückel, um 125 fl.; sehr schön gearbeitet, überraschte mich sehr. Bruckmaut Linz 6 x, Urfahr 2 x. Wir sahen die Schwimmschule, Steyregg, dem Grafen Weissenwolff, Luftenberg samt Ruine, den Wasserbau bei Abwinden. Um 3 h landeten wir in Mauthausen. Vorher liegt mitten in der Donau ein geräumiges Schloss, Spielberg, unbewohnt, neben welchem Felsen aus der Donau ragen, welche bei kleinem Wasser gefährlich sind. Wir aßen beim Pflug, Suppe und Schnitzel, 3 ½ fl.; Ansicht der Donau; 20 Schritt vom Ufer steht das Schloss Pragstein. Wir besuchten die Granitsteinbrüche, wo der Steinmetz vom Kubikstück ausmachen 10 x, für ein halbes 3 x bekommt. Fuhrlohn ein Kubikklafter kostet 53 fl. Unter Mauthausen ist ein bedeutendes Salzmagazin. Später passierten wir die Salzstraße, die sogenannte alte Heruntner(?)-straße; Baumgartenberg, ehemals Zisterzienserkloster, nun dem Domkapitel gehörig. Um 6 h kamen wir bei der Sturmmühle an, stiegen aus und erstiegen die alte Veste Clam. Wir staunten über die wilde Natur, stiegen zu den Wasserfällen und erklimmten mühsam den hohen Berg. Unbegrenzt ist die Aussicht über die Donau, auf die Ruine Kreuzen, Klingenberg, St. Thomas am höchsten. Besuchten die Wohnzimmer, im Archiv sahen wir einen Sessel von Pferdehaut überzogen vom Jahre 1568; von Christoph Klam sein Reitpferd, auf welchem er im Leben wie im Tode saß. Um 8 h kamen wir nach Achartsberg (?), um 9 h im Mondenschein nach Grein. Sahen auf dem Berg die Burg, stiegen am Platz im Goldenen Löwen – einst Rösers Haus – ab, fanden geräumige, große Zimmer; soupierten, um 11 h zur Ruhe. Band 10 (X.), Seite 140v
9862 1824 8 12 Fahrt über Persenbeug, Emmersdorf nach Stein. Schöner Tag. Wir zahlten 7 fl. Um 6 h gingen wir durch das Städtchen; passierten den Weg hart an der Donau. Sahen den Strudel mit dem Felsen mitten in der Donau, auf welchem hoch empor ein Kreuz ragt. Röser versichert, der Felsen sei gefährlich zu ersteigen. Links der Hössgang. Gegen 8 h beim Wirbel, auf der Insel die Ruine Haustein, mehr oben jenseits das Schloss Werfenstein. Auf der Ruine Statue des Hl. Johann. Bei Sarmingstein der alte, bei Ysper der neue Rechen. Um 9 h in Persenbeug, gegenüber das schöne Schloss Donaudorf, des Hohenzollern, wo die elegante Yacht den Ehz. Carl zur Überfahrt erwartete. Das kaiserliche Schloss ist bedeutend groß, die Kapelle in Form eines Kreuzes; eine sehr bequeme Brücke vereinigt das Schloss mit dem Garten. Der Kaiser war eben in Roregg. Wir sahen die kleine Marktkirche, gegenüber Ybbs; aßen Kalbsschnitzel beim schwer kranken Fleischhauer. Hier nahm unser guter Röser Abschied, dann mit ihm noch auf unser Glück, zahlten 2 ½ fl. Um 10 h weg, eine Stunde Marbach, vis-à-vis das alte Kloster Säusenstein. Von Marbach nach Eberndorf – wo wir auf der Straße sehr schwer einem Schiffszug ausweichen mussten – ist der Weg sehr gefährlich. In dem armen Eberndorf lasen wir an einem Hause: „Treu und Glauben haben sich zu Grabe gelegt. Nur wenn diese auferstehen, wird’s uns wieder besser gehen“. In Weitenegg dasselbe; gingen zu Fuß bis gegen Emmersdorf, bewunderten das kleine kaiserliche Schloss Luberegg, ganz par terre, nur ein Salon oben. Assen im Bären Hähnel, 2 fl.; gegenüber das renovierte Schloss Schönbühel und Servitenkloster. Um 4 h brach uns die Stange; gingen bis Aggsbach. Der Schmied des Schiffmeisters Wiener jenseits der Donau reparierte selbe, und um 6 h ging’s weiter, gegen Spitz, kleiner Markt. Da mussten wir aussteigen, weil die Steinbrecher zum Wasserbau ihre gebrochenen Stücke ausladen und in die Plätten führen; der Weg war unglaublich schlecht. Bei St. Michael führt die Straße über einen Felsen, welcher ganz in die Donau hangt, nur wagenbreit ist. Die einbrechende Nacht zwang uns, um ½ 9 h in Weissenkirchen – eine Portion Städtchen – zu übernachten und im Löwen einzukehren. Band 10 (X.), Seite 141r
9863 1824 8 13 Fahrt nach Wien über Dürnstein, Stein. In Weissenkirchen zahlten wir 5 fl. Die Wölbung unsres Zimmers war ganz gotisch, war in 2 Teilen, mit Rondellen. Das ganze Haus sehr eng, schmutzig, so wie die Straßen und Einfahrten in diesen Märkten; kaum so breit, dass ein Wagen auf den Felsen und im Wassergraben durchkommen kann; die Gassen eng, düster. Um 4 h gingen wir durch die Weingärten, wo bis auf die höchsten Felsengipfel jedes Plätzchen benutzt ist, bis über den Berg gegen Markt Dürnstein, um 6 h. Das Schloss und die Kirche imponieren von der Donau aus; die Ruine ist grandios, die Gassen eng und schmutzig. Endlich um 7 h kamen wir über Loiben nach Stein. Der Weg führt meistens an der Donau, kaum wagenbreit und voll Steine. In Stein Frühstück, Pflastermaut 2 x, Kreisamt 6 x WW, Brücke 6 x CM. Das Kaffeehaus ist der elendesten Kneipe ähnlich. Wir gingen um 7 h nach Und – nun Militärspital – zu Heinrich Schmids Monument, ganz von Spinnweben umgarnt. Er fiel am 11. November 1805 (?) bei Dürnstein. Eben marschierte ein Bataillon Infanterie am Monument vorüber, in die Kaserne. Nach Krems, eine Viertelstunde, frühstückten gut, hörten die Streiche der Offiziere. Sahen die Kirchen und fuhren um 8 h über Walpersdorf – mit einem ansehnlichen Schloss des Colloredo – nach Herzogenburg. Der Weg dahin durch das Meidlingtal – 6 x Maut – ist sehr gut und wirklich romantisch; wie wohl tat es uns in Rückblick auf die früheren Wege. Assen unser Hähnel von gestern, sahen den hübschen, reinlichen Markt, die kleine Apotheke. Der Novizenmeister Gaudenz Holzapfel, ein junger, schwächlicher, sehr artiger Mann, führte uns in ihre reiche Münzensammlung, Bibliothek – bedeutend groß – den schönen Speisesaal mit Plafond von Altomonte, und in die wirklich schöne Kirche, mit Marmorsäulen, Kuppeln und Altarblättern von Altomonte und Le Grand (?). Besonders sind von ersterem 2 Tableaux beim Hochaltar, rechts das Opfer Abrahams an Isaak, welches mich sehr ansprach. Die schönen hohen Altarleuchter, Silber vergoldet, sind wirklich prachtvoll. In Herzogenburg 2 x Maut; blieben von 10 bis 12 h. Es war sehr heiß, doch erquickten kühle Lüfte. Vor Perschling, als wir schon Kapellen und Katzenberg passierten, begegnete uns Ehz. Carl mit 2 Wägen, welches uns mit der ersten Staubwolke erfreute; Maut 10 x. In Micheldorf erquickten wir uns wieder mit Trinken; in Sieghartskirchen 4 x Maut, aßen einen Kalbsbraten, saßen dabei in der Kühle, tranken Kaffee, zahlten 5 fl.. In Purkersdorf um 7 h; die Pferde tranken, wir auch, Pepis Limonadepulver tat gute Dienste. Gewitter türmten sich auf; beim Burgtor kann niemand passieren. Um 9 h bei meinem lieben Weib; mit herzlicher Umarmung freute ich mich, wieder zu Hause zu sein. Übergab die schöne Schildkrot-Schatulle – als Linzer Torte –, welche sie sehr angenehm überraschte. Hörte, dass die gute Eva Wertheimer, 19 Jahre, am 5. in Baden an der Auszehrung starb, dass Jeanettl am 4. – noch vor der Eröffnung des Theaters – Prolog, „Freund in der Not“ und „Ochsenmenuett“; dass alles gefiel, stürmisch applaudiert und nach jedem Abgang gerufen wurde, aber keine # mehr habe und ausziehen müsse. Die Reise kostete mich viel Sorge, aber Andres war mir ein guter Gesellschafter. Band 10 (X.), Seite 141r
9864 1824 8 14 Veränderlich, windig, schwül. Im Burgtheater zum 2. Mal „Räuber“, Lustspiel in 1 Akten von Theodor Hill (?), nachher „Eifers[üchtige] Frau“; im Kärntnertor-Theater „Elisa e Claudio“, 63. Oper; im Theater an der Wien „Jude“, Albert Wurms Einnahme. Früh zu Haus, Wohlfarth, Werner, Schmirer kamen. Beim Grafen, mittags allein, las Briefe, Komödienzettel und Prolog, gesprochen von Mlle. Caroline Bauer, in welchem die Tendenz dieses Theaters geschildert wird; selbst Bäuerle erwähnt dieses Theater und der Jeanette, Mlle. Schmirer. Schmelka und Spitzeder gefielen ganz außerordentlich; der König erschien nicht. Das Theater ist weiß und gold und soll sehr elegant sein. Regisseur des Schauspiels ist Schmelka, der Oper W[ilhelm] Ehlers. Nach Mittag zu Haus, Sonnleithner kam mit der Äußerung, dass Vinzenz ihn rufen ließ, und die ganzen 11.000 fl. zu zahlen antrug, wenn er etwas fahren ließe. Ich sagte, dass es sich nur um 4 ½ Monate handle und man höchstens 100 fl. nachlassen könne. Mit Kridl sah ich die neuen Parquet-Tücher zu 4 ½ - 3 ½ fl., von brauner und grauer Farbe, 1 ½ Ellen breit, gefielen, sprach mit ihm von Millauer, Birkmayer, Pepi. Dann ins Theater an der Wien, nicht voll. Fand Schmirer mit Appendix, Castelli, sprach viel mit Inspektor Mayer und Steuer-Mayer. lch eröffnete dort Reimann Vinzenz’ Antrag. Fenini schickte Theresen eine Loge ins Kärntnertor-Theater, sie ging mit Moser, Krieghammer, Freyberger, Aspelmayer, Werner; auch nicht voll. Holte Therese ab und gingen sehr mühsam nach Hause. Band 10 (X.), Seite 142r
9865 1824 8 15 In der Nacht und den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Bayard“, im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Klara von Hoheneichen“ mit Gottdank. Den ganzen Vormittag zu Hause, arbeitete, las. Mit Therese zu Reimann speisen, Wurm und Thomershausen, Schneider, Minna, Gruber, Treitschke und sie waren Gäste; nach Tische kamen Benedetti, Werner, Blank, die Brucknerischen, Fieglmüller, Dessauer etc. Wurm deklamierte im Berliner Dialekt „Maria Stuart“, den „Pfefferkuchen“, „Stieglitz“ etc., unterhielt uns bis 6 h; dann spielten die anderen und ich langweilte mich bis 10 h. Zu Hause fand ich einen Brief von Csiba, worin er schrieb, dass – wenn die Interessen, etwas vom Kapital nachgelassen, ihm und Betsély ein paar 100 fl. geschenkt würden – die 11.000 fl. ganz gezahlt würden. Auf einen so jüdischen Antrag gab ich gar keine Antwort. Band 10 (X.), Seite 142r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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