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Anzeige von 9856 - 9860 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9856 1824 8 6 Fahrt nach Melk mit Andres. Ein schöner Tag, nur abends in Melk türmte sich ein Gewitter auf und es regnete etwas. Um ¾ 6 h nach herzlichem Abschied von meinem lieben Weib fuhren wir mit dem Fiaker Himperl (?), No. 423 über den Spittelberg, weil die Straße auf der Laimgrube abgegraben wird. In Purkersdorf Maut 10 x, kam mit Kornhäusel zusammen, welcher mit Geniceo nach Jeutendorf fuhr. In Gablitz erinnerte ich an den guten Mollner. Passierte Sieghartskirchen, Maut 4 x, grüssten früher meinen guten Pollack. Vor Perschling futterten wir in Michelndorf, liechtensteinisch, welches vor einem Jahr abbrannte. Dritte Post Perschling,1½ Posten, Maut 10 x, Pottenbrunn mit dem antiken Schloss, Wassergraben. St. Pölten 12 x, fuhren herum, sahen die Domkirche, Stift, Kaserne, tranken im Casino Kaffee und gingen bis zum Kalvarienberg, weideten uns an dem Anblick des mächtig hohen Traunstein (sic !).Beguckten früher mit dem Perspektiv den Bau des Schlosses in Jeutendorf. Passierten die Anhöhen bei und außer Schallaburg, und trafen unter Annäherung eines Gewitters um 7 h in Melk beim Lamm ein, neben dem schönen, noch von Fürnberg gebauten Posthause. Vier sehr blonde Töchter empfingen uns. Wir machten uns gleich ins Stift, sahen die herrliche Kirche, Refektorium, Aussicht nach Luberegg, Weitenegg, gegen Maria Taferl, passierten die großen Höfe und düsteren Gänge in den Garten, dessen romantische Aussicht auf die Donau entzückt; er ist sehr verschönert. Soupierten etwas, zahlten 6 fl. Ich schrieb mein Tagebuch, um 9 h zur Ruhe. Band 10 (X.), Seite 139v
9857 1824 8 7 Fahrt nach Seitenstetten. Früh heiter, in Seitenstetten nach Mittag Gewitter. Um 5 h die Kälte sehr empfindlich. Die Donau und Gebirg zu beiden Seiten voll Nebel. Weitenegg sah man kaum. Passierten Erlauf, schönes Wirtshaus; gegenüber des Wirts stufenweis angelegter, recht niedlicher Blumengarten, links. Rechts hatten wir die Aussicht auf Maria Taferl. Kemmelbach, 1½ Post, Maut 16 x. Dann erschien uns Ybbs, jenseits Persenbeug, wo jetzt der Kaiser. In Amstetten, 1 Post, 12 x, nach 10 h. Der Himperl futterte im Rössl, wir delektierten uns am Schlegel. Mit Sturm und Treiben kamen wir nach ½ 1 h weg, passierten den Fichtenwald. Greinsfurth 18 x WW Maut; und anstatt nach Aschbach zu fahren, folgten wir der hölzernen, uns einen sehr schlechten, über eine Menge Berge führenden Hand, plagten uns und die Pferde in der Hitze. Hielten in Biberbach – im Gebirg gelegen – an, jausneten die Reste von Schlegel und Kuchen und kamen – wie gestern – unter Donner und Blitz in Seitenstetten an, gegen 5 h. Der Prälat Columban Zehetner in Persenbeug. Wir logierten uns in die Weintraube – elendes Wirtshaus –, bekamen das einzige, aber große Gastzimmer. Suchten im Regen den Apotheker Schietler auf. Ein großes Haus, aber sieht keiner Apotheke ähnlich; er eine komische, dumme, schmutzige Figur, der sich als Apotheker entgegen stellte. Wir sahen seine Bücher; er weiset 6000 bis 7000 fl. Einnahme aus, aber ohne Beweise. Die Einrichtung durchaus nicht zu brauchen, nichts in der Materialkammer, nichts im Keller, wenig auf dem Boden. Will 10.000 fl., verdient kaum 6000 fl. Seine Wohnung ist geräumig, hat 6 Kostknaben. Es ist wohlfeil zu leben, bis auf Wein und Holz 3 bis 3 ½ fl. Ich schilderte ihm den elenden Zustand der Apotheke, seine Unordnung und dergleichen. Dann etwas im Markte herum, aßen etwas, lagen um 9 h. Band 10 (X.), Seite 139v
9858 1824 8 8 In Seitenstetten und St. Florian; den Vormittag Regen. Um 7 h hörten wir des Columban Messe in der Seitenkapelle, dann mit ihm gleich in die Prälatur. Der Bezirksarzt Gruber war da; wir schilderten ihm das Elend der Apotheke, die Unordnung des Joseph Schietler (?), dessen Frau aus Idria eine Dulderin. Sahen im Stift die Galerie, Naturalienkabinette und Bibliothek; fanden viele Inkunabeln, einen schönen Theuerdank. Gingen nochmals zum Schietler, wiederholten, was wir in der Prälatur sagten und boten ihm zuletzt 5500 fl. an, mit der Versicherung, dass ihn alles wegwünsche und er in Gefahr sei, dass ihm die Apotheke gesperrt würde. Nach 11 h fuhren wir im Regen über Ennsdorf nach Steyr, und stiegen am Platz beim Wirt Gässl (?) im Schiff ab. Wir durchfuhren die Brandstätte, wo Montag, den 21. Juni – Alois – im Bräuhaus in Ennsdorf um ½ 10 nachts das Feuer ausbrach und 108 Häuser – ohne Stadeln – abbrannten. Bis Früh brannte es, der Schaden 1½ Million WW. Die Brücke über die Enns – als diese brannte – störte die Verbindung und erhöhte (?) das Unglück. In Seitenstetten und Steyr zahlten wir 5 fl; in letzterem aßen wir gute Schnitzeln. Wir gingen über den Platz, sahen die Kirche und erwarteten den Himperl am Berg beim Kirchhof. In Ennsdorf 6 x Maut. Kamen um 6 h im Regen in Enns an, 4 x Maut. Wir durchfuhren selbe und drehten uns außer Asten – 6 x Maut – bei der Säule links nach St. Florian zu, wo wir um 7 h ankamen. Wir durchfuhren den schönen, bedeutenden Markt. Schmidberger empfing uns sehr freundlich – der Prälat Arneth ist bei der Prüfung in Linz –, führte uns in das Zimmer des Arneth; fanden dort den Dechant Mayer und übrige 8 Geistliche. Gingen gleich zum Souper, plauderten viel und stellten uns nachher zum Fenster, sahen den umwölkten Mond. Die Herren begleiteten uns ins Zimmer und plauderten noch bis 10 h. Band 10 (X.), Seite 140r
9859 1824 8 9 In St. Florian, Fahrt nach Linz. Um 6 h hörten wir Schmidbergers Messe, dann mit ihm zum Frühstück, ließen uns gut schmecken. Trüber Morgen. Besuchten den Maierhof, die Apotheke, im 2. Stock in die Kaiserzimmer. Staunten über die ungeheuren und massiven Betten, besonders jenes vom Prinzen Eugen. Der junge Fürst Schwarzenberg mit seinem Gouverneur und Maler Runk besahen mit uns die Seltenheiten; wir dann allein in das Naturalienkabinett. Am längsten waren wir in der Kirche und hörten dem Spiel auf der großen Orgel zu. In der Bibliothek überraschte uns Bruder Röser, welcher in 3 Stunden von Linz ging. Ich gab ihm, und für Seyrl, welcher bei Fink in Hofkirchen, 2 Gartenkreuze und brachte Wurms Bild. In Prälatur, Kirche und Hofgarten brachten wir die meiste Zeit zu. Um 12 h aßen wir gut und fuhren um 3 h weg, begleitet von Schmidberger. In Ebelsberg, nachdem wir den Schiltenberg passiert hatten, 6 x und bei Linz Neuhäusel 2 x Maut. Um 5 h waren wir bei Röser. Gingen spazieren; über den Platz, zur Donau; am Markt sind die Hütten aufgeschlagen. Besuchten den Regierungsrat Huber in seinem Hause, dann ins Theater „Don Juan“; Forti, sie Anna, Rössler Elvira, Hassloeh Octavio, Rösgen (?) Zerline, Gned Leporello. Das Orchester ziemlich gut; außer einigen Störungen und Pausen mittelmäßig gegeben. Pepi sagte Gned, dass ich hier bin, und engagierte mit uns im Casino zu speisen; plauderten bis 11 h. Band 10 (X.), Seite 140v
9860 1824 8 10 In Linz; trüb. Früh schrieb ich mein Tagebuch, der Therese einige Zeilen. Frühstückten mit Gned. Mein guter Röser versorgt uns vortrefflich. Gingen herum, besuchten Ruthner, den Prälaten Arneth, seinen Bruder, fuhr zu seinen Eltern, Braumeister in Leopoldschlag; mit Arneth sprach ich von der Gefälligkeit des Dechant Mayer und Jüngern (?), von Blumauer. Röser führte Andres zum Apotheker Vielgut, welcher ihm vom Verkauf der Apotheke in Kremsmünster sprach. Mittags mit Röser und Gned im Hagenstöckl, gut für 1 ½ fl., zahlten 9 fl. Waren beim Uhrmacher Seitz; seine Frau, früher schon mit einem Juden in Kopenhagen verheiratet, entfloh als Mme. Reimers. Er lieh mir 2 Zeichnungen von der Veste Schaunberg. Den größten Teil des Nachmittags in Festorazzis Kaffeehaus, wegen öfteren Regengüssen. Sahen die neue, nicht sehr gelungene Aufstellung der Kuppel auf dem Pfarrturm. Spielte mit Röser 3 Partien. Im Theater „Welche ist die Braut ?“, zum Erstaunen gelungen, besonders die ältliche Mlle. Heil als Marie, Mlle. Wagner als Mutter; die Gesellschaft im 3. Akt war elegant, Pellet ließ sie Gefrorenes kosten. Im Theater traf ich Funke (?), im Steuerdepot angestellt; seine Frau eine Lissl. Er wies mir neben seiner Platz an und nötigte mich, nach dem Theater seine Wohnung in Duftschmids Haus und schöne Bildergalerie im Fluge zu sehen. Auf den Schlossberg; nach dem Regen schöner Mondabend. Um 11 h ins Bett. Band 10 (X.), Seite 140v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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