Veränderlich, öfters Regen. Im Burgtheater „Leichter Sinn“, im Kärntnertor-Theater „Matrimonio segreto“, im Theater an der Wien „Jude“ mit Wurm. Früh zu Kárner, zum Grafen, Csiba suchte mich zweimal. Schwarz brachte mir von Dresden ein Gilet und Halstücheln, 14 ½ fl., recht hübsch, bei Burg Sitzung wegen Beleuchtung des Grundes, Moser und Werner speisten mit uns, nach Mittag fand ich Sonnleithner, nach mir Csiba. Vinzenz handelt so jüdisch, bei der Auszahlung 200 fl. und die Interessen abzuziehen. Um einmal von diesem Ärger und Angst frei zu sein, gestand ich den großen Verlust zu, sehr schmerzlich. In den Garten. Csiba und B-etsély kamen dahin, ich sagte ihnen derb die Wahrheit. Zum Burg, verlangt Laternen mit Porzellanschildern; wurden auch akkordiert. Der Schwitzer brachte ich einen schönen Blumenstrauß. Die Kinder sind gesund; fand die Tomas. Im Kärntnertor-Theater ziemlich voll. Fand Schmirer mit Gruber, sprach Kike, dann in Ludlam; Generalversammlung in der neuen Ludlam, wozu mich Lembert und Schwarz eingeladen. Zigeuner-Promess (?) zwischen Lembert und Sichrovsky; Holbein mit Castelli, wurde viel gelacht. Holbein kaufte ein Los auf Zwonitz (?), wurde etwas derb. Spaß bis 12 h.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Frack und Livree“, „Seltsame Audienz“, im Kärntnertor-Theater „Alle fürchten sich“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Sänger und Schneider“. Der Graf ist nach Gattendorf. Zum Koch; die Heirat mit Fritsch zerschlug sich aus pekuniären Rücksichten; er las mir den Kontrakt und Briefe vor. Zu Wohlfarth, zu Haus; Agnes war unser Gast, nach Mittag zu Sonnleithner. Er gab mir 10.800 fl., 84 fl. 20 x in Interessen und sagte, ich sollte ihm etwas in Gelde geben. Welch ein Verlust ! Ich bestimmte ihm 60 fl. WW und gab 10.000 fl. dem Reimann; er war bei Löwenthal. Ich ging in den Garten, allein mit Swoboda. Zahlte ihn und gab dem Wächter 21 fl. zur Anschaffung von 3 Laternen. Sprach Fanny, ins Theater an der Wien, sehr voll. Zum letzten Mal Wurm als Lügner, wurde dreimal gerufen; endlich erschien mit ihm Demmer und sprach, dass er morgen den Schneider wieder spiele. Nahm nur einen Sitz, saß ganz verwaist, begleitete die Schmirer, weil Gruber heute nach Baden. Therese blieb mit Agnes.
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Wie gestern; nach Mittag war die Hitze sehr drückend, schwül, abends Blitze und kleiner Regen. Im Burgtheater „Hass allen Weibern“, „Schloss Limburg“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Adelina“, in 2 Akten von Generali, dann „L’ inganno felice“ von Rossini, im Theater an der Wien „Studentenwirtschaft“ und – so wahr Gott – Wurm zum letzten Mal in „Schneider und Sänger“. Vor Mittag arbeitete ich zu Haus, zur kranken Richart und zu Schmirer, dankte ersterer. Sah die Arbeiten am nun geschlossenen Burgtor. Mittags zum Abschied von Wurm mit Thomershausen, Reimann, sie, Kridl, Koch, Wohlfarth, Schießl, Karner, Lembert. Zum Kaffee kamen Schmirer mit Minna, Etzelt, Werner. Wurm machte uns den Schmiedgesellen aus „Morgensegen“, mehr „Einschlafende in der Predigt“, „Der beschissene Pfarrer“, „Nichts und etwas“ von Castelli, „Stieglitz“ etc. und war sehr bei Humor. Um ½ 6 h empfahl sich alles, ich allein ging in den Garten. Die Söhne Reimanns, Csiba und Betsély kamen. Mit Swoboda deliberierte ich wegen fernerem Abgraben und Setzen von Barrierestöcken; schenkte ihm eine Pfeife. Um 8 h ins Theater an der Wien, nicht voll. Grüsste Wurm auf der Bühne, dann ins Kärntnertor-Theater, „Adelina“ gefiel nicht; „L’ inganno felice“ besser; nicht voll. Zampis begleitete mich; sprachen viel von Duport, Saphir klagte mir, dass ihn die Polizei durchaus nicht dulde. Ich gab ihm den Rat, zum Erzbischof zu gehen.
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Meistens Regen, trüb, nach Mittag öfters Sonnenschein. Im Burgtheater „Vormund“, im Kärntnertor-Theater das Gestrige, 66. Oper; im Theater an der Wien „Schacht zu Asshorn“, Schauspiel in 5 Akten von Toldt (?). Den Vormittag zu Hause, zur Schmirer, sprach Birkmayer, Ritter war unser Gast, dem wir wegen der Brettermayer manches sagten. Mit Therese zu Fuß zum Burgtor hinaus, sahen die Annäherung der Vollendung, am Freihaus aß Therese Gefrorenes. Dann zur Schwitzer; die Kinder betrugen sich sehr dumm, ich in den Garten. Große Gesellschaft: Etzelt mit Baumann, ihr und Familie, Pirzel (?), Lissl mit Weller, Beskiba, Blank, Rauscher, Benedetti, Cibo (?), Ritter; blieben bis es dämmerte. Die Salmi war sehr überrascht. Ich holte Therese ab, brachte der Schmirer Blumen. Einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater, dann nach Haus.
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Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Leben – ein Traum“. Beim Grafen fand ich Lebel, sprachen von Annibals Tod, zum Wurm ins Lamm, nahm Abschied, gab ihm Theresens Bild und die Gartenschilderung; fand nur Thomershausen. Besuchte die Schmirer nicht, welche nach Baden zu Gruber reist, schrieb ihr. Mittags mit Kárner nach Erdberg; Rossi, Rittmeister Weidmann war unsere Gesellschaft, nicht sehr amüsant. Um 4 h in den Garten, ging eine ¾ Stunde, ließ Barrierestökcke setzen. Schmirer kam mit Reimann, Abschied zu nehmen. Bemerkten, dass Blank Wurms Geliebter sei, bei ihm geschlafen, von ihm einen Siegelring und Brustnadel erhalten etc. Die Reimann machte diese Entdeckung; mich dauert der arme Bursche. Erich (?) brachte Hocheder (?), Koch den Clauzal, mit ihnen in die Stadt, ins Kärntnertor-Theater. Gab Andres Konto, sprach Kike.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).