Veränderlich. Im Burgtheater „Stille Wasser“, im Theater an der Wien „Waise aus Genf“; Billett der Wohlfarth und Massauer. Den Vormittag beim Grafen, wegen Erhebung der Interessen, welche Gyurkovics zahlt; er war aber abwesend. Kárner und Mayer speisten bei uns, samt Kupfer. Der arme Schmirer befindet sich sehr übel, ist ganz außer sich. Wie sehr dauert sie mich und die gute Jeanettl ! Nach Mittag endlich wieder einmal in den Garten. Die Richart kam um Abschied zu nehmen, trank mit Therese Kaffee. Später kamen Jungmann, Römer, Marie, Resch und Schwarz. Jungmann war bei Gyurkovits und erhielt dennoch keine Interessen; wie unangenehm ! Er geht nach Preßburg, um Extabulationen zu bewirken. Einen Augenblick ins Burgtheater, sprach Aigen. Abends erhielten wir die traurige Nachricht, dass der gute Schmirer sehr schlecht sei. Er starb auch in der Nacht zum 1. Juli um ½ 11 h; Ruhe seiner Asche ! Mit großem Missmut und einem sehr unangenehmen Perspektiv schließe ich dieses Tagebuch. Möchte das neue angenehmer beginnen !
Band 09 (IX.), Seite 186r
8737
1821
Rosenbaum, Tagebücher: Band X (SN 203) 01.07.1821 bis 31.12.1825, sowie beigeheftet Reisetagebücher 31.08.1822 bis 21.09.1822 und 06.08.1824 bis 13.08.1824
Band 10
8738
1821
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1
Theodor. Nach Mittag fing es zu regnen an. Nun, so beginne ich das 10. Heft meines Tagebuches, welches ich seit 1797 führe. Möge mir die Vorsehung selbes ebenso gut enden lassen, wie ich es beginne. Die unangenehme und prekäre Lage mit dem Grafen, die Ungewissheit meiner Bestimmung, machen mich sehr missmutig. Im Kärntnertor-Theater „Zauberglöckchen“, im Theater an der Wien „Waise aus Genf“. Mericzay kommt als Präfekt in den Levenczer Distrikt. Den Vormittag beim Grafen. Sprach die arme Kramer. Mittags mit Therese in den Garten, wir speisten in der Hütte, sehr angenehm. Nach Mittag kamen die Reimannischen mit Anhang, Feronce mit Familie, Wohlfarth, Kárner, Kroczek (?), Löwe mit Klingmann, Fux mit Familie, Aspelmayer mit Bruder und Freundin. Im Hause erhielten wir die Trauerpost, der gute Schmirer sei dem Tode nahe; er verschied auch wirklich um ½ 11 h in der Nacht im 43. Jahre an der Lungensucht. Sit terra levis ! Er war ein guter Mensch und mein Jugendfreund. Viel stürmt jetzt auf mich los! Sonntag am 3. Juni frühstückte er mit Familie, und Donnerstag den 7. war er zum letzten Mal im Garten. Wohl ihm, er hat ausgelitten. Seine Frau, seine guten Kinder und die arme Jeanette sind zu beklagen.
Band 10 (X.), Seite 1r
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1821
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Trüb. Im Kärntnertor-Theater „Nachtigall“ und ländliches Divertissement, im Theater an der Wien „Brandschatzung“, „Feuernelke“. Sehr traurig erwachten wir. Den Vormittag beim Grafen; Gyurkovics fuhr wegen Extabulationen nach Preßburg. Die Interessen werden nicht gezahlt; dies setzt mich in neue Verlegenheit. Högler kam und kündigte an, dass die Gruft in Währing jetzt fertig sei. Wir bestimmten, am Mittwoch hinaus zu fahren. Ich besuchte die Schmirer und Jeanettl, engagierte sie auf den Tag morgen bei mir zuzubringen, welches sie annahmen. Sah der Jeanettl ihr freundliches, lichtes Zimmer, sah den guten Carl auf der Bahre. Mittags mit Dräxler, nach Mittag zu Hause. Zur Vladár, ins Kärntnertor-Theater leer; sprach Kike. Therese war bei der Moser.
Band 10 (X.), Seite 1r
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1821
7
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Veränderlich. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, mit Moltke, Kammersänger aus Weimar. im Theater an der Wien „Waise aus Genf“. Carl Werner frühstückte mit uns, erzählte uns von einen vorgestern nachts im Strafhause ausgebrochenen Komplotte: Der Schuster Pokorny mit seiner Schuhahle und 9 andere schnitten unten die doppelte Ladentüre durch und brachen heraus; er wollte die Wache bei Peters Stiege morden. Die Wachen fielen aber über sie so mörderisch her und verwundeten 6. Den Vormittag beim Grafen. Therese unterhielt die Schmirer mit unseren Bildern, Stickereien etc., der Schmirer Schwester Caroline, Jeanettl, die Nina und Fanny mit der Gouvernante speisten da, ich unterhielt sie mit meinen Schönheiten. Begräbnis nach Mittag um ½ 6 h. Nach Mittag fuhren sie nach Döbling zum Gruber, Jeanettl mit uns in den Garten, wohin die Reimannischen, Dessauer und Wohlfahrt kamen. Um 8 h in die Stadt, sprach Kike, sah auf der Glacis das Feuerwerk. Es war trüb und windig, es mag im Prater ziemlich leer gewesen sein.
Band 10 (X.), Seite 1r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).