Früh Nebel, dann Regen, kalter Wind.. Im Burgtheater „Kleinstädter“, Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“ mit Schröder und Gerstäcker, im Theater an der Wien „Gustav Wasa“, Vespermann als König Christian. Früh in No. 361, entließ den Kammerdiener Hahn, den Kutscher Sebastian; war bei Kárner, Stessel, bei Schenk. Suchte Muth vergebens, wegen seiner in die Porzellanfabrik. Schrieb dem Grafen, in dessen Brief jede Zeile eine Lüge ist. Mittags mit Dräxler und Agnes. Nach Mittag in den Garten, fuhren um 6 h in die Stadt. Ich zum Seitz, da wurde Préférence gespielt, dann ins Kärntnertor-Theater fand die Fitz mit Aigen. Therese war bei der Moser.
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Trüb, kühl. Im Burgtheater „Liebeserklärung“, „Sekretär und Koch“, im Kärntnertor-Theater „Nachtigall“, dann ung[arisches] Divertissement, im Theater an der Wien „Molinara“ mit Metzger und Vespermann. Früh in No. 361, schrieb dem Grafen vom Tod des Rozier Vater. Nach 9 h mit Kárner, Aigen und Kundrath nach Weidling am Bach, stiegen bei der Mühle ab, nahmen uns einen Führer und gingen in Sturm und Regen zur Meierei, nach 11 h. Herrlich ist das Tal ! Wir ruhten aus, nahmen Butter und Brot und kehrten um 1 h zur Mühle zurück. Speisten im Saale und zahlten 20 fl. Nach Mittag in Brandmayers Haus und Garten, Posch arbeitet eben. Sahen auf dem Berg das niedliche Lusthaus und die wirklich schöne Anlage, im Mühlgarten den Salon, Stallungen; alles ist bequem eingerichtet. Dann gegen 7 h in die Stadt, ins Kärntnertor-Theater Kam zum Schluss der Oper, plauderte mit Wohlfarth, Koch von der neuen Direktion, den Missgriffen, der schmutzigen Ökonomie, wie Mosel ein „Ja Herr“, und Schreyvogel im Dunklen wirkt. Therese war mit der Assen im Theater an der Wien im 2. Parterre; Kaiser und Kaiserin waren da. Heute wurden 2 Eimer Bier abgezogen.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Taubstumme“, zum 1. Mal „Witwe und Witwer“ nach Gellert von Holbein. Im Kärntnertor-Theater „Sargines“, zum letzten Mal Gerstäcker. Im Theater an der Wien „4 Schildwachen“, „Feuernelke“. Früh zum Muth, kam mit Aigen zusammen, in No. 361. Schrieb an den Grafen, mittags mit Kridl, dann gleich in den Garten. Zum letzten Mal Schmirer mit Familie, Wohlfarth, Kridl, Axt, die Reimannischen mit Steinle (?) Dessauer, Liesi und die Bandinischen. Neefe und Mesmer (?) brachten das Transparent mit Rosengirlanden für Reimann. Später kam Ball mit der Thekla Demmer. Alles unterhielt sich sehr gut, nur dem großen schwarzen Spiegel wurde ein Eck ausgebrochen; unersetzlich ! Wir schliefen im Garten; es war ein schöner Abend; in der Nacht Sturm und Regen.
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Regen, ein garstiger Morgen. anhaltender Regen.. Im Burgtheater „Toni“, „Witwer und Witwe“; im Kärntnertor-Theater „Waldemar“, dann ländliches Divertissement, worin Joseph Schneider, 1.Tänzer von München ein Terzett mit Bretel und Horschelt tanzt. Im Theater an der Wien „Cenerentola“, mit Metzger. Reinl frühstückte mit uns im Garten. Vor 8 h in die Stadt, in No. 361, in Gesellschaft zu Vladár. Arbeitete zu Hause, schrieb an den Grafen. Mittags mit Kárner, Kridl, Seitz, Stessel bei Radl, nach Mittag in Muths Gesellschaft in die Porzellanfabrik; der Kaiser, sie und der Prinz von Salerno kamen hinaus. Im Regen herein, zu Kike, in beide Theater: Der Schneider ist dem Bretel gleich. Blieb im Kärntnertor-Theater, sprach Aigen, Fitz, später Kike.
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Veränderlich; ein Sturm erhob sich und ein kalter Wind blieb den ganzen Abend. Im Burgtheater „Johanna d‘ Arc“, mit Müller von Mannheim. Im Theater an der Wien „Totenansager“ mit Hasenhut, dann „Silberschlange“. Früh wegen meiner Kapitalien Unterredung mit Tschernohlawek. Mit Muth, Seitz, Wohlfarth in die Polytechnik, arbeitete zu Hause. Mittags bei Wertheimer, nach Mittag zu Hause, kam mit Aigen zusammen. Reimann und sie waren da und es wurde beschlossen, wegen üblem Wetter morgen in der Stadt zu speisen. Bei Kike, dann ins Burgtheater ziemlich voll; die Müller gefiel, wurde gerufen. Sie sprach „So vom Tode erweckt zu werden, ist ein beseligendes Gefühl !“. Dann ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).