Karsamstag. Ein schöner Tag. Beim Erwachen freute ich mich des Besitzes meines guten Weibes. Sie bekam blaues Seidenzeug zu einem Überrock, Velours, 60 fl., 20 Ellen schwarzen Taffet 90 fl., 2 gedruckte Kleider 60 fl., einen weißen Hut 22 fl. und ein Glas mit unsrem Garten. Den ersten Besuch machte die Dini, sie Frühstückte mit uns. Zum Grafen, zur Felber. Mittags speisten Schießl, Dräxler, Wohlfarth und seit langer Zeit wieder die Moser da. Ich ließ eine Eistorte mit Haselnüssen, dann ½ Pfund Himbeer- und ½ Pfund Ribiselsulz bringen. Zu den Außer-Wohnungen, zu Pugel. Nach Mittag mit Therese und Kornhäusel in den Garten; holte Kornhäusel bei Jäger ab, welcher mich hinaufrief und mir im Fluge seine schöne Bildersammlung zeigte. Kornhäusel fand den Bau gut und versprach mir, eine Zeichnung zu machen, den Vorderteil meiner Hütte zu decken. Wegen schlechten Materials und Saumseligkeit mit Ortner Verdruss.Therese führte ich über den Kohlmarkt und Graben; fanden eine größere Volksmenge, man musste minutenlang stehen bleiben und konnte nicht vom Fleck. Therese war am Abend bei Moser.
Band 09 (IX.), Seite 112v
8282
1820
4
2
Ostertag. Ein trüber, stürmischer Tag, in der Nacht Sturm und Regen. Den Vormittag beim Grafen; er liegt wegen Augenschmerzen. Zu Pugel, machte die Tour über Graben und Kohlmarkt. Im Kärntnertor-Theater Wohltätigkeitsakademie; Fischer von München, Jäger, Grünbaum, Warnitzky, kleine Canzi singen, Korn und sie deklamieren. Vor Tische zum Resch und mit einem Marienbilde zum Högler wegen Ausbesserung. Mittags bei Wohlfarth mit Streitfort, Axt; Wohlfarth und sie sind übler Laune; langweiliges Diner. Dann Zurichtung zur 5. optischen Vorstellung im 9. Jahrgang. Große Gesellschaft: Wohlfarth 4, Maurer, Hainz 4, Seitz 3, Reimann 6, Fieglmüller, Dessauer, Steinl 3, Treitschke 2, Fux 2, Harrucker, Vandermark, Müller, Moreau, Dräxler, Roller 2, Richart, Caminada 2, Stessel, Reich Pepi, Felber 4, Hitzinger, Kridl, Baron Waldstätten 2, Hartinger, Rex und Müller von Wohlfarth, Burger und Frau, Schwendenwein, Haintl, Heppner, Rudolph, Reich 3, Assen und Etzelt Lisette, Hochsinger mit Römer, vom Peck die Falk, Sestits 2. Wir blieben bis 12 h zusammen. Moreau deklamierte den österreichischen Bauern und sein Sohn, 2 böhmische Liebesbriefe, zum Schluss die kroatische Predigt. Alles schien sich gut unterhalten zu haben. Kridl und Richart spielten bis ½ 2 h Billard, tranken mit Moreau und Dräxler Punsch.
Band 09 (IX.), Seite 112v
8283
1820
4
3
Ostermontag. Heiter aber kotig, nach Mittag öfters Regenspritzer. Im Burgtheater „Lästerschule“, Im Kärntnertor-Theater „Ossian“, die Loge dem Römer, im Theater an der Wien „Wiprecht von Groitzsch“, Billett dem Rathmayer. Den Vormittag beim Grafen, konnte von ihm, der sich gestern im Theater verdarb und nun an Kolik liegt, einen Augenblick weg. Gegen St. Stephan, Fahrt des Kaisers, Graben, Kohlmarkt. Mittags bei Wohlfarth mit Kridl. Nach Mittag in der Wohlfarth Gesellschaft in den Prater, außerordentlich voll, Wagen an Wagen. Abends der Compagnie wegen ins Kärntnertor-Theater, dann ins Bett.
Band 09 (IX.), Seite 113r
8284
1820
4
4
Aprilwetter. Im Burgtheater „Unglückliche Ehe durch Delicatesse“, Loge dem Schießl, im Kärntnertor-Theater „Figaro“ mit Fischer, den Wohlfarths die Loge. Im Theater an der Wien „Der Prinz kommt“, „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen, er bessert sich sehr. Bei Felber, mittags mit Therese allein. Nach Mittag wieder zum Grafen, zu Pugel, zu Hruschka und wegen Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater, sehr voll. Therese war den Abend bei der Moser.
Band 09 (IX.), Seite 113r
8285
1820
4
5
Trüb, kalt. Im Burgtheater „Lohn der Wahrheit“, im Kärntnertor-Theater „Diener aller Welt“, „Figaro“, im Theater an der Wien „Türke in Italien“. Der Graf ist viel besser, bei ihm, dem Vinzenz gratulieren. Mit Therese zum Reimann und Grafen, mittags Valete mit großer Pastete, Kárner, Kridl, Wohlfarth, Streitfort, Ruthner, Stegmayer, Gottdank, Axt und Fischer von München. Wir waren sehr munter und vergnügt. Nach Mittag zum Grafen, zu Pugel, blieb den Abend. Gestern nach Mittag sollte Raimund in der Johanneskirche mit der Gleich kopuliert werden. Schröder, bei welchem das Souper sein sollte, und Sartory Johann waren zu Beiständen bestimmt. Um 5 h erschien die Braut in der Kirche; der elende Bube Raimund blieb weg und erklärte, sie tauge nicht für ihn. Welch ein Bubenstreich ! Beide sind prostituiert.
Band 09 (IX.), Seite 113r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).