Gefroren, heiter; die Gebirge voll Schnee. Nach Mittag trübte es sich und regnete etwas. Im Burgtheater das gestrige Oratorium. Den Vormittag beim Grafen, mit Wohlfarth, Kridl, Axt, Strack (?), Collet, Pfändler bei den Kapuzinern, 5 fl., vorzüglicher Stockfisch und viele andere Speisen, alles gut. Zuletzt zeigte uns der Frater Vital, 75 Jahre alt, in einem kleinen Schächtelchen Christus an Kreuz, der Christus von einem Apfelkern, das Kreuz von einem Johannisbrotkern; kaum mit blossem Auge zu sehen, so klein. Wir kauften ihm alle ab, für 1 fl. das Stück; die Bewunderung riss uns hin. Dann mit Therese, Evarist und Fritz in den Garten; heute wurde der Sturz meines Tors gesetzt. Fand Ortner und Prantner, deliberierten manches. Zur Hruschka, fand Gesellschaft; Koberwein ging gleich. Blieb bei Pugel, Therese bei Moser. Heute schrieb Schwendenwein mein Geschreibsel nach Wildenstein.
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Trüber, melancholischer Tag. Im Kärntnertor-Theater Akademie für den Theatral-Armenfonds, mit Tableaux. Dem Schießl brachte ich seine argantische Lampe, welches ihn freute. Den Vormittag beim Grafen, mittags mit Dräxler bei Wohlfarth, wegen der Klage des Jung Joseph. Nach Mittag bei Hruschka, mit Hitzinger in das Konzert des Joseph Szalay im Tanzsaal des Eppinger (?) auf dem Minoritenplatz. Er spielte Pianoforte, Siebert, die Vio sangen. Ich unterhielt mich mit Siebert, Steiner (?) und Kernhofer (?); ersterer blies zum Schluss Posaune auf dem Hut.
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Trüb, kotig. Den Vormittag beim Grafen, mittags speisten Kridl, Wohlfarth, Axt, Ruthner, Streitfort, Schmirer, Peck, Kramer (?), Schießl da, hatten Stockfisch und Schinken. Nach Mittag zu Vladár, in den Garten, zu Hruschka und Pugel
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Gründonnerstag. Trüb, kotig, sehr unangenehm, mittags endlich heiterte es sich aus und es wurde ein schöner Tag. Den Vormittag beim Grafen, der Wohlfarth zum 47. Geburtstag gratulieren, zur Felber. Mittags bei Wohlfarth in Gesellschaft von Axt, Streitfort, Kästner und Glaser; mit letzterem sehr steif, kalt. Nach Mittag in Wohlfarths Gesellschaft in den Garten, sie brachten eben Gesimssteine. In einige Kirchen, dann ins Bierhaus beim Wallis und zum Wohlfarth bis ½ 12 h spielen, gewann 7 fl., weiche ich gleich den Mädeln schenkte.
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Karfreitag, heiter. Den Vormittag beim Grafen, sehr beschäftigt; er liegt wegen Augenschmerzen, bei Felber. Mittags beim Traiteur Kawelka, besuchte Kirchen. Zu Hause, dann zu den Mechitaristen, dort abends das Miserere vom Vogler (?) mit dem ganzen Opernchor; fand Compagnie, Kridl, Portenschlag; später bei Pugel.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).