Stürmisch, heftiger Staub. Im Burgtheater „Unvermählte“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“, „Hochzeit auf dem Lande“, im Theater an der Wien „4 Temperamente“. Den Vormittag beim Grafen, in den Garten, Schlosser und Tischler sind da, alles geht langsam. Nach Mittag zur Hruschka, zu Pugel. Auf der Bühne ausgestellt sah ich den Straßenräuber Karr (?), welcher allen Gefängnissen entkam. Er kommt auf 10 Jahre ins Zuchthaus. Dann ins Leopoldstädter Theater „Alte Liebschaften“, Travestie auf „Hamlet“; Einnahme des Müller. Fand die Gesellschaft der Hruschka und des Wohlfarth, welche auf der Galerie. Es war voll, ich langweilte mich.
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Stürmisch, kalt, öfters kleiner Regen. Im Burgtheater „Landmädchen“, im Kärntnertor-Theater abends Generalprobe von „Alfred dem Großen“, im Theater an der Wien „Amalzinde“, Billetts an Römer und Ball. Den Vormittag beim Grafen, wegen Quartier für Hochsing[er ?]. Mittags mit Elsler, nach Mittag mit Therese in den Garten; das Tor wurde angeschlagen; die Maurer kommen so langsam weiter. Sprach Pugel, dann zur Aufführung im Hause des Grafen Nikolaus Esterházy. Er gibt für die überschwemmten Marchfelder „Blind und lahm“, „Der Diener, sein Nebenbuhler“, „Une visite à Bedlam“, das erstere von Robert, die zwei übrigen von Castelli. Schöner Saal für 250 Personen, Eintritt 20 fl. Fand Götz und Rauch mit dem jüngeren Eskeles, unterhielt mich so ziemlich. Vorzüglich spielten die zwei Fürstenberg, die Comtesse Wilczek und auch die Windischgrätz, und der Herr des Hauses mit Lucchesini im Vaudeville.
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Ein schöner, aber kalter Tag; mittags trübte es sich, abends Regen. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, die Wilhelmine Schröder als Luise, Slavinsky von Breslau als Wurm, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“ mit dem Badenschen Kammersänger Weichselbaum als Licinius. Im Theater an der Wien der Drahttänzer Bevilacqua, dann „Die Räuber vom Culmer Berge“. Den Vormittag beim Grafen und Mericzay. Mittags ging ich nach 14 Tagen wieder zu Wohlfarth, Streitfort, Axt, Maurer waren da; kalte Begegnung, ich engagierte sie ins Burgtheater. Therese speiste bei Reich. Nach Mittag sprach ich Pugel. Ins Kärntnertor-Theater, Weichselbaum gefiel, wurde aber nicht gerufen; fand Kridl und Schenk. Dann ins Burgtheater mit Maurer und August, fanden Gesellschaft. Slavinsky gefiel, wurrde aber nicht gerufen.
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Regen. Dankbare Erinnerung an meinen guten Vater. Im Burgtheater „Testament des Onkels“, „Dir wie mir“. Im Kärntnertor-Theater Einnahme der Julie Aumer „Vetter aus Bremen“, dann zum 1. Male „Alfred der Große“, Ballett von Aumer in 3 Akten, Musik vom Grafen Gallenberg; Im Theater an der Wien der Drahttänzer Bevilacqua zum letzten Mal. Früh zum Grafen, Mericzay reist ab, verschiedene Gänge. Mittags mit Dräxler, nach Mittag zu Hitzinger, zu Pugel. Lizitation im Bürgerspital, das Quartier stieg auf 230 fl. Münze. Dann ins Kärntnertor-Theater, kam neben Baber zu stehen. Der 1. Akt und Schluss gefielen, der Marsch der Musikbande, das Gefecht und der Einsturz der Brücke sind interessant. Die Musik ist nicht originell. Wegen dem schönen Saal wurde DePian gerufen und Stubenrauch erschien. Heute starb der Advokat Erhard im … [Altersangabe fehlt] Jahr an der Lungensucht.
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Heiter. Im Burgtheater „Armut und Edelsinn“, im Kärntnertor-Theater „Entführung“, Weichselbaum vom Badischen Theater und Campi. Im Theater an der Wien „Die Masken“, dann „Oberon, König der Elfen“, Pantomime in 4 Akten, Musik von Seyfried, Dekorationen von Neefe, Einnahme des Horschelt. Den Vormittag beim Grafen, in den Garten; Reinl lässt den Spielplatz planieren. Schießl und Wille speisten da. Nach Mittag zu Pugel, in den Garten, in Gesellschaft, ins Theater an der Wien. Zum Erdrücken voll; der 1. Akt und Schluss gefielen, die türkischen und tunesischen Szenen sind Wiederholungen und langweilen, gegen Ende wurde es matt. Das Öffnen des Podiums, das rote Feuer und das Aufsteigen der Schlussdekoration sind imposant.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).