Pfingstsonntag, Jahrestag der Schlacht von Aspern, welcher an diesem Tag erst 1868 wiederkehrt. Im Kärntnertor-Theater Tableau, Konzert und Deklamation für die Wohltätigkeit; Pálffy gab an der Wien für die Invaliden „Grünmantel von Venedig“, Schauspiel in 4 Akten, dann ein Vorspiel „Die Rückkehr“. Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 391, zum Tischler, zur Felber, schrieb an den Grafen. Therese speiste mittags im Garten, ich bei Wohlfarth. Nach Mittag alles hinaus, Karrussellreiten auf Wurf und Stich. Große Gesellschaft, Kanonade, Steigbaum von Jakob erstiegen, die Fahne blieb auf dem Baum. Gegen 7 h türmte sich ein furchtbares Gewitter auf, Ehlers und Frau, der junge Felber mit Mayer brachen schnell auf. Ich ging auf die Galerie und sah dieses furchtbar schöne Schauspiel. Später kam noch Reinl, wir blieben bis ½ 10 h, dann vertrieben uns Sturm und Regen.In vielen Jahren brach kein so schreckliches Gewitter aus; ein unaufhörliches Leuchten der sich kreuzenden Blitze, mit erschütternden Schlägen, begleitet von Regen, hielten bis 12 h an, begleitet von Regen, und hielten uns wach. Wir schliefen zum 1. Mal draußen.
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Pfingstmontag. Veränderlich, trüb, nach Mittags und in der Nacht Gewitterregen. Schon Früh ging ich in den Garten, welcher vom Regen ganz erfrischt war; frühstückten mit Reinl und Pepi auf der Galerie. Im Burgtheater „Schneider und sein Sohn“, im Kärntnertor-Theater „Beide Geizige“, „Fest in Kisbér“, im Theater an der Wien das Gestrige. Fuhr um 9 h in die Stadt, Therese blieb im Garten. Um 10 h mit Wohlfarth nach Grinzing. In der Gesellschaft waren Massauer, Eberle mit Anhang, Axt, Streitfort, Andres, Maurer, zusammen 16 Personen. Im Garten des Hörr ereilte uns der Regen, dann kamen wir nicht mehr aus dem Hause der Willinger. Wir speisten gut, der abwechselnde Regen zwang uns zu spielen, die jungen Leute schäkerten. Um 6 h gingen Axt und ich in die Stadt; sehr angenehm war unser Weg; die anderen fuhren. Wir besuchten mehrere Johannes-Andachten, das neue Kaffeehaus des Gatterbauer in der Roßau, recht hübsch. Blieb bei Wohlfarth, bis ½ 10 h in Gesellschaft. Therese kam um 6 h nach Hause, ließ im Garten umgraben.
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Veränderlich. im Burgtheater „Fürsten Chowansky“, Im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, im Theater an der Wien „Grünmantel“, gefällt. Früh arbeitete ich zu Hause, in No.391, zur Gräfin, in No. 452, zum Tischlerhaus. Jungmann und Dräxler speisten mit uns. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen, zu Ball, dann in Wohlfarths Gesellschaft ins Burgtheater, dann ins Bierhaus im Komödien-Gassel, wo Dräxler mit seinen jungen Leuten sehr unartig war. Therese machte mehrere Gänge und nahm von der Assen Abschied.
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Veränderlich; gegen Mittag türmten sich Gewitterwolken auf, es regnete. Im Burgtheater „Diener zweier Herren“, „Eifersüchtige Ehefrau“, im Kärntnertor-Theater „Zum Goldenen Löwen“, „Alfred“; im Theater an der Wien „Hymen und die Parzen“, dann zum letzten Mal Mad. Neumann (!) als Margarethe in den 2 letzten Akten von den „Hagestolzen“. Früh nahm ich von der Gräfin Abschied, zum Tischler. Mit Therese um 11 h zu Jeanettl, brachten ihr 6 Paar Handschuhe und 2 Flascherln Kölnerwasser. Sah mit Therese das Abendmahl von Leonardo da Vinci, vom Bäckermeister Camillo verfertigt, wovon einige Figuren – Christus, Johannes, Petrus – sehr ansprechen. Kridl und Wohlfarth speisten mit uns. Wir fuhren nach Mittag mit Jeanettl in den Garten, blieben bis 8 h. Dann ich in Compagnie ins Kärntnertor-Theater, sah den Einsturz und Maschinerie der Brücke.
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Quälgeister“, die schöne Neumann als Isabella; im Kärntnertor-Theater „Joseph“, Ehlers von Breslau, das Mädchen Ball. Im Theater an der Wien „Der Prinz kommt“, „Oberon“. Früh arbeitete ich zu Hause. Abreise der Gräfin, schrieb an den Grafen. Ging zu Wohlfarth, zu Tischler. Mittags speisten die Weber mit Gottlieb, Reimann, sie und Carl da, Dräxler kam zu spät. Nach Mittag 3 h Firmung des Carl Reimann und Anton Stullmüller in der Sakristei, während einem Regen. Sie erhielten die Namen Anton und Carl. Der Carl bekam von mir eine goldene Uhr mit Band und Schlüssel, 125 fl. In den Garten kamen Kornhäusel, Mellini, die Steinle (?) mit Dessauer, Liesi, Nany, ihr Bräutigam, der Uhrmacher Teller; wir waren sehr lustig, am Schlusse eine Kanonade.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).