Trüb, abends Regen, rauer Wind. Im Kärntnertor-Theater „Liebschaft Shakespeares“, „Vertraute“, zum 1. Mal „Blonde Locken“, Lustspiel in 1 Akt von Töpfer. Im Theater an der Wien zum ersten Mal „Selamire“, Oper in 2 Akten aus dem Italienischen von Biedenfeld, Musik von Pavesi. Den Vormittag beim Grafen; er ist besser, Graf Vinzenz reiste früh ab. In die Porzellanfabrik, mittags speisten Kridl, Elsler und Lebel bei mir, nach Mittag beim Grafen. Abends ins Theater an der Wien; die Schwarz in einer Kastratenrolle. Die Oper und Aufführung gefiel; der Schwarz kam sehr zustatten, dass sie Schauspielerin ist. Neben uns kamen Hauptmann Flamberg und Pettenkofen (?).
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Trüb, nach Mittag Regen. Im Kärntnertor-Theater „Blonde Locken“, „Testament des Onkels“; im Theater an der Wien die gestrige Oper. Den Vormittag beim Grafen, mittags zu Hause mit Lebel, Axt und Pepi. Nach Mittag in den Garten mit Jeanettl, Kridl schickte Blumen für das Flora-Plätzchen. Zur Szécheny, führte sie zum Hause. Dann zum Grafen, wo ich bis 7 h blieb. Nachher ins Kärntnertor-Theater, die Kleinigkeit von Töpfer gefiel.
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Früh heiter. Im Kärntnertor-Theater „Seltsame Heirat“, Lustspiel in einem Akt von Ziegler. Im Theater an der Wien „Vetter Benjamin“, dann „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen, um 12 h zur Peter. Mittags speiste Lebel allein mit mir, zum Kaffee Schießl, Richart. Nach Mittag beim Grafen, um 5 h mit Wohlfarth zum Tabor, dann zu Fuß bis zum Spitz, die große Brücke wird repariert. Um 7 h in Gesellschaft zurück ins Kärntnertor-Theater. Die Bandini als Husar – die Rolle der Gabrieli – gefiel dem Kenner nicht, wurde aber doch vorgerufen. Fand die Reimannischen im 4. Stock und ließ ihnen Gefrorenes geben.
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Ein schöner Tag, nach Mittag trüb, abends Regen. Im Kärntnertor-Theater „Toni“, „Blonde Locken“, im Theater an der Wien „Opferfest“, mit Anders (?), Vio. Den Vormittag beim Grafen in der Rauhensteingasse. Mittags speisten Lebel, Schießl und Pepi bei mir. Therese schrieb mir, dass sie länger badet; sie bekam einen Badeausschlag und muss nach Kleiners Vorschrift noch einige Bäder nehmen, welches ich ihr heute durch Krieghammer Kathi schrieb. Nach Mittag zum Grafen, zu Hoffmann, in die Gestättengasse. Dann zur Vladár, ins Kärntnertor-Theater, fand die Reimannischen.
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Veränderlich, nach Mittag Gewitter. Im Kärntnertor-Theater „Schuld“, im Theater an der Wien „Vier Temperamente“ Früh schrieb ich an Therese durch Wohlfarth, schickte ihr 50 fl. und Verschiedenes. Dann zum Grafen, mit Kridl wegen Klassensteuer zum Baron Löhr, welcher sehr freundschaftlich war und meinen Vortrag billig fand. Mittags speisten Lebel, Ullmann und Müller bei mir, Müller unterhielt den Lebel vortrefflich. Nach Mittag zum Grafen, in die Gestättengasse zum letzten Mal, mit Pepi zur Vladár. Nach Mittag ein schreckliches Gewitter, es schlug in einen Turm der Paulanerkirche, bei Wohlfarth regnete es im 4. Stock ein. Abends sah ich im Kärntnertor-Theater den letzten Akt, die Bandini als Jerta missfiel. Ins Josephstädter Theater, etwas soupieren. Fellner starb am Schlag.
Band 09 (IX.), Seite 79r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).