Der Morgen trüb. Im Burgtheater, Einnahme des Krüger, wozu er gestern seine gehorsamste Einladung machte „Der Liebe Zauberkünste“, Lustspiel in 3 Akten mit Gesang und Tanz, aus dem Französischen von Vogel. Im Kärntnertor-Theater „Titus“, Stürmer von Berlin singt zum letzten Male. Im Theater an der Wien „Rosenhütchen“, gefällt sehr. Früh zum Grafen, wo ich den ganzen Vormittag war. Mittags speisten Pepi und Elsler da. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause, besuchte die kranke Peter und Richart. Therese war mit mir, bei Ambrosi auf der Rotenturmbastei auf Gefrorenes. Ins Burgtheater; das Stück wurde ausgezischt, aber Krüger machte eine gute Einnahme. Hasenhuth gab mir seine Abschiedskarte vom Theater an der Wien, und Koch abends sein Porträt als Abbé L’Epée in Steindruck, welches mich sehr freute. Morgen reist er mit Jette nach Karlsbad und Berlin. Rindfleisch 18 x.
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Ma Heimsuchung. Heiter, mittags trüb, etwas Regen, nach Mittag öfter Regengüsse, kühl. Ein Lostag und so veränderlich ! Im Burgtheater beginnt die Reparation. Im Kärntnertor-Theater „Alexis“, „Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Vier Temperamente“. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Radl, besuchte den kranken Kárner, bei Vehring. Nach Mittag im Garten, die Troppauer mit Resi, Baron Ignaz Lang, Mad. Fuchs (?) mit Fanny, Hoffmann mit Theodor, Dermer mit Dupré, Andres. Wir waren bis 9 h zusammen.
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Veränderlich. Im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien „Rosenhütchen“. Vor 8 h zum Grafen, Vehring operiert ihm seinen Leibschaden. Mittags bei Wohlfarth mit Axt und Fink. Nach Mittag in die Porzellanfabrik, Dietschy gab mir eine Schale mit Silber und Gold. Dann in den Garten, mit Reinl und Hoffmann allein. Reimann lieferte heute den großen Garderobekasten von Kirschbaum. Um 9 h in die Stadt.
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Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien „Rosenhütchen“. Therese gab mir ein grau meliertes zeugenes Pantalon, welches ich gleich anzog und mich sehr freut. Wohlfarth schickte mir Punschessenz und Mandelmilch, später kam von ihm Likör und ein Blendenleuchter von Bronze. Vormittags beim Grafen und kranken Kárner, mittags mit Therese bei Wohlfarth. Therese fuhr früh in den Garten, ließ das Zelt zum Zimmer aufschlagen, des Hausmeisters Zimmer weiß drapieren, unser Fenster mit Hortensien zieren, abends selbes, Salettl, Hütte, Galerie, alles illuminieren. Die Reimannischen machten mir in der Grotte ein Transparent auf; eine Überraschung folgte der anderen. Der Abend war herrlich, still, der Komet ließ sich links vom Kahlenberge sehen. Die Gesellschaft war bei 100 Personen: Wohlfarth mit Familie, Reimann – sie war in Mödling –, Birkner mit Familie, Michel, Rosenberg, Phillebois, Troppauer, Resi, die Klopf (?), Jungmann, Krieghammer, Weber, Stegmayer, Reich samt Familie, Kridl mit Hoffmann etc. Bis 11 h war beinahe alles geblieben, froh und munter. Der Garten schuf mir neues Vergnügen. Therese schlief mit Dini draußen, ich musste in die Stadt.
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Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Aline“, im Theater an der Wien „Rosenhütchen“, gefällt fort. Den Vormittag beim Grafen, sprach Eberl. Mittags bei Wohlfarth, nach Mittag in die Gestättengasse. Im Garten fand ich Therese besser, wir plauderten zusammen, da kam die Moser mit der Kölbel, später Fußer (?) samt Familie, die Jantschky, Aminger (?), junge Leute, Vater Hoffmann, Joseph, Traubenberg, Frau, Dermer, Reimann, Fieglmüller, Richart. Therese beleuchtete wieder alles, auch das Transparent. Hatten einen recht angenehmen Abend. Nach 10 h in die Stadt, der Komet und der Mond wetteiferten, den Abend zu erleuchten.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).