Dichter Nebel. Im Burgtheater „Haus zu verkaufen“, „Taubstumme“, im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „Aline“, im Theater an der Wien „Sultan Wampum“, Borgondio singt. Früh zum Grafen, Gittig ist hier. Mittags speisten Wohlfarth, Koch, Streitfort, Axt, Kridl, Ullmann, Seitz, Dräxler und Richart da. Nach Mittag sprach ich Eberl, spielte in Gesellschaft, dann ins Kärntnertor-Theater. Mit Koch, weil er gestern Tafel gab, wobei Hruschka geladen war, hatte St(reitfort ?) seinen Jux
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Nebel, abends Regen. Im Burgtheater „Richard Wanderer“, Lustspiel in 5 Akten, neu einstudiert. Fuljods Geburtsfest, der Regisseur Koberwein ließ einen eigenen Zettel drucken, oben stand „Zum hocherfreulichen Geburtsfest des edelgeborenen etc. ..“, wie denn ! Unten „Die Spielenden, die ergebenen Mitglieder der Regie Koberwein, Koch, Krüger, Korn. Im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, Mad. Spitzeder von Nürnberg, Tochter der Biedenfeld als Zerline; im Theater an der Wien „Vier Temperamente“. Den Vormittag beim Grafen. Mittags speiste Richart da, nach Tisch zum Wohlfarth, Billard spielen. Zur Institutssitzung, legte die Ballrechnung, 1265 fl. Gewinn. Dann in Wohlfarths Gesellschaft ins Burgtheater Das Stück machte kein Glück, hat sich überlebt, wurde dennoch vortrefflich gespielt. Kurs 251 fl..
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Es scheint sich auszuheitern. In den Hoftheatern Norma, im Theater an der Wien „3 Treppen hoch“, „Verstossene Tochter“, im Josephstädter Theater „Schmuckkästchen“, Schauspiel in 4 Akten, Jeanettl als Baronin Durlach. Den Vormittag beim Grafen, Gittig panscht in Conventionalien. Mittags zu Hause. Bekam Brief von Klein vom 25. Febr[uar], worin er mir neue Bubenstücke von G[ottlieb] schrieb und ein Verzeichnis seiner Sachen schickte; an Erziehung fehlte es. Nach Mittag bei Wohlfarth, mit Axt Billardspiel, dann mit Wohlfarth und Therese ins Josephstädter Theater. Fand Müller Vater und fils, 2 Ullmann, Jungmann, Fiala, Hoffmann, Richart, Ritz, Herold, Wothe und Bäuerle. Jeanettl gefiel sehr, mir in einigen Szenen nicht; sie spielte zu jung, vergaß ihre Jahre, ihre Würde, agierte zu viel. Nach ihr gefiel die Kröning (?), und mit Recht. Sie dankte bescheiden, sprach von glühendem Eifer für die Kunst, Überwindung aller Hindernisse etc.
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Nebelreissen, Regen. Im Burgtheater „Belagerung von Solothurn“, „Edukationsrat“, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien Akademie, Einnahme der Borgondio, dann „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen mit Gittig, mittags bei Wohlfarth mit Fink, Axt, welcher vom Fürsten 500 fl. bekam. Nach Mittag spielte ich Billard, abends in Gesellschaft, speiste bei Wohlfarth. Bei Therese war die Nigris, Schmidt, Petrowitz. Kurs 250 ½ fl..
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Zwar heiter, aber sehr kotig. Im Burgtheater „Richart Wanderer“, im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, Mad. Spitzeder gefiel. Im Theater an der Wien „Räuber“. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Wohlfarth. Besuchte die kranke Peter, fand sie mit grünen Augengläsern sitzen. Nach Mittag Billardspiel, abends in Seitz’ Gesellschaft im Gewölbe.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).