Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Petrus Apianus“, „Liebhaber und Geliebte in einer Person“, im Kärntnertor-Theater „Beide Geizige“, „Alexis“, im Theater an der Wien „Bettelstudent“, „Blöder Ritter. Den Vormittag beim Grafen, Roseny, Eckler vom Franz Batthyány. Mittags mit Seitz bei Wohlfarth, dann schickte ich wegen unserer Ballbilletts zu unseren Bekannten. Möraus gab uns statt Mittwoch, dem 10. den Montag, den 8. Horrnung; weswegen ich gleich Vorkehrungen traf. Spielte, war dann im Gewölbe des Wohlfarth. Therese war bei der Richart Kurs 254 ¼ fl..
Band 09 (IX.), Seite 51r
7847
1819
1
23
Heiter. Im Burgtheater „Gefähr[liche] Nachbarschaften“, „Gelehrte Frauen“; brachte dem Reimann die Loge. Im Kärntnertor-Theater „Fidelio“. Im Theater an der Wien zum ersten Male „Der Dichter Cervantes in Algier“, Schauspiel in 5 Akten. Um 7 h zum Grafen, welcher nach Preßburg abreiste. Später zum Schmidtbauer, sprach Eberl. Schießl, Wohlfarth, Gewey, Koch, Michel speisten da. Den Augenarzt Jäger besuchte ich, gab 20 fl.. Nach Mittag zu Hause, war in Gesellschaft, dann mit Wohlfarth zum Ball bei Martin im Schottenhofe, Mann 8 fl.; langweilte mich sehr. Es waren bei 50 Personen. Um ½ 12 h ging’s zum Souper, nach 1 h kam ich erst nach Hause. Therese war bei der Hofer, welche ihr ein kleines Medaillon mit Haaren der Katharina Jacquet gab, und den Wunsch äußerte, von Währing wegzuziehen.
Band 09 (IX.), Seite 51r
7848
1819
1
24
In der Nacht Schnee; es taut auf, kotig. Im Burgtheater „Wie man sich täuscht“, „Hausdoktor“, im Kärntnertor-Theater „Diener aller Welt“, „Zauberschlaf“, im Theater an der Wien „Cervantes“ von Kuffner, gefiel. Bis 11 h lag ich, dann schrieb ich ein Gesuch der Jeanettl um Debut und Engagement an der Wien mit 35 fl. Gage. Das Gesuch schickte ich dem LaRoche. Ich zweifle sehr am guten Erfolge. Mittags bei Wohlfarth, spielte Billard mit Ignaz Kridl und Weikersheim, dann in Gesellschaft ins Burgtheater und ins Bett.
Band 09 (IX.), Seite 51r
7849
1819
1
25
Ein kalter, rauer Tag, Nebel. Im Burgtheater Einnahme der Regisseurs Koch, Koberwein, Krüger, Korn „Nathan der Weise“, dramat[isches] Gedicht von Lessing in 5 Akten, Koch als Nathan. Im Kärntnertor-Theater „Camilla“, im Theater an der Wien „Cervantes“ von Kuffner, gefällt sehr. Den Vormittag zu Hause, in No. 391, sprach Reimann, war bei Wohlfarth; dieser und Ignaz Kridl speisten da. Mittags kam der Graf zurück. Nach Mittag mit Fiala zu Möraus wegen der Ballanordnungen. Mit Wohlfarth und Seitz ins Burgtheater. Eine vollendete, kaiserliche Vorstellung. Koch sagte den Epilog, gedichtet von Schreyvogel: „Das hohe Werk des Meisters, der zuerst der deutschen Bühne Maß und Richtung gab, wir stellten Euchs im schwachen Abbild dar. Was gewiss erhebend ist an diesem Bild, dem weisen Dichter dankt es, der es schuf. Ein Denkmal deutschen Geistes und Gemütes, in klaren Worten, tiefen Sinnes voll. Was mangelhaft erscheint, verzeiht es uns, den Willen seht beim Geben, nicht die Gabe. Und dünkt dies Streben schon Euch wert der Huld, die uns aus reicher Fülle oft beglückte, seht auf den Dank, der uns im Herzen glüht, wir fühlen, was des Rings Geschichte lehrt; das Wort nicht, die Gesinnung bringt uns Heil.“ Selbstmord des G[ottlieb]. Er erschoss sich am 25. abends mit 2 Pistolen, deren eine er auf den Kopf, die andere ins Herz richtete, vor dem Hause der Geliebten Mathilde Weckerle (?) und starb am 1. Feb[ruar] mittags 1 h. Am 3. wurde er begraben.
Band 09 (IX.), Seite 51v
7850
1819
1
26
Sehr kalt, 6 Grade unter dem Eispunkt. Im Burgtheater „Nathan“, im Kärntnertor-Theater „ Zum Löwen“, „Achilles“, im Theater an der Wien „Cervantes“. ich lag wegen Schnupfen bis 10 h, dann zum Grafen. Mittags speiste Pepi da. Nach Mittag ging ich nicht mehr aus, arbeitete. Abends kam Richart, der wir das Theaterbillett gaben, Hoffmann. Wir siegelten Ballbilletts, plauderten mit Wohlfarth, früh ins Bett. Kurs 256 fl..
Band 09 (IX.), Seite 51v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).