Kalt, gefroren, heiter. Im Burgtheater „Wirrwarr“ mit Hruschka statt Lefèvre, brachte Reimann die Loge. Im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Aline“, im Theater an der Wien „Abraham“. Den Vormittag beim Grafen. Mittags bei Wohlfarth, da speiste der Maitre d’Hôtel Müller vom Kaiser Alexander, wir plauderten lange mit ihm. Dann mit Wohlfarth in den Schaf(?)-Saal im Schottenfeld, die Militärmusik der Regimentskapelle von Deutschmeister für die Invaliden. Es war leider sehr leer; wir blieben bis ¼ nach 6 h. Holten die Muth bei Schenk ab, gingen ins Kärntnertor-Theater in den 3. Stock; unmäßig voll, Alexander kam nicht.
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Gegen Mittag fing es an stark zu schneien. Im Burgtheater „Sappho“, die Loge dem Peter. Im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien „Abraham“. Den Vormittag beim Grafen. In den Redoutensaal, sah die Zurichtung zum Theater im kleinen, zum Souper im großen Saale. Mittags allein; nach Mittag wegen meiner 3000 fl. zum Froon. Die Fux kaufte für den Grafen von der Tomeoni das Pianoforte für 700 fl. und bekam 30 fl. Douceur. Abends ins Kärntnertor-Theater, voll, plauderte mit Kridl.
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Trüb. Im Burgtheater „Testament des Onkels“, „Edukationsrat“, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Ich bin mein Bruder“, Lustspiel in 1 Akt von Contessa, dann „Portraits“. Den Vormittag beim Grafen, Wohlfarth, mittags mit Pepi. Nach Mittag zu der sehr kranken Richart, sprach Eberl. Blieb in Gesellschaft, nach Mittag besuchte uns die Muth. Ich war kurze Zeit im Burgtheater. Kurs 248 fl..
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Düster, rauer Wind. Im Burgtheater „Maria Stuart“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Aumer „Gefährliche Nachbarschaft“, „Achille“, Ballett in 3 Akten, Mus[ik] von Carl Blum, Dekor von Janitz und DePian, Kostüme von Stubenrauch. Im Theater an der Wien „Ahnfrau“. Den Vormittag beim Grafen. Mittags speiste Kühnel da. Dem Dietschy brachte ich die Loge im Burgtheater. Manöverprobe bei Simmering. Nach Mittag mit Wohlfarth bei Lampi, bei der sehr kranken Richart, dann mit Muth und Wohlfarths Gesellschaft im Kärntnertor-Theater, sehr voll. Das Stück war schlecht besetzt, die Kurtine fiel vor dem Ende und es wurde sehr gelacht. Das Ballett ist elend und missfiel ganz; selbst die so kostbaren Kostüme missfielen, es langweilte auch ganz entsetzlich. Um ½ 11 h erst endete das Spektakel.
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Trüb. Im Burgtheater „Taschenbuch“, Großmama“, im Kärntnertor-Theater „Figaro“, im Theater an der Wien „Ich bin mein Bruder“, „Blöder Ritter“. Früh zum Grafen, zum Pferdehändler Schimpf. Dann zur Revue in den Prater, die Allee wird mit Pechpfannen beleuchtet, dann in den Circus, sahen den Circus ganz dekoriert, mit Lustern, Wandleuchtern, Lampen, und der großen Lampe aus dem Kärntnertor-Theater, dann mit einer alten Silberdrapierung garniert. Man deckte eben die Tafeln zum großen Diner. Die Hoftafel ist in der Mitte, um und um in der Runde speist die Suite, das Ganze auf 140 Personen. Mit uns speisten Ullmann und Kridl Fasan. Nach Mittag zu Wohlfarth, dort speisten Müller von Alexander, Rebel und Axt. Müller will sich des armen Axt nicht annehmen. Dann sah ich im Garten nach, wo ich lange nicht war. Abends kam Mericzay. Ich spielte in Gesellschaft, dann ins Kärntnertor-Theater. Bei Therese war die Goldmann.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).